Stefan Rogentin fährt gut – und endlich auch aufs Podest
Was lange währt, wird endlich gut. Das Sprichwort passt zur Karriere von Stefan Rogentin, der seit sechs Jahren auf Stufe Weltcup fährt und nun im Super-G in Wengen erstmals in die Top 3 vorstösst. Rogentin war im Schweizer Speed-Team ...
Was lange währt, wird endlich gut. Das Sprichwort passt zur Karriere von Stefan Rogentin, der seit sechs Jahren auf Stufe Weltcup fährt und nun im Super-G in Wengen erstmals in die Top 3 vorstösst. Rogentin war im Schweizer Speed-Team ...
Was lange währt, wird endlich gut. Das Sprichwort passt zur Karriere von Stefan Rogentin, der seit sechs Jahren auf Stufe Weltcup fährt und nun im Super-G in Wengen erstmals in die Top 3 vorstösst.
Rogentin war im Schweizer Speed-Team schon seit längerem ein sicherer Wert, der sich (fast) immer in den Punkten klassierte, zuletzt oft sogar in den Top 15. Auf einen Podestplatz musste sich der Bündner allerdings gedulden. Erst bei seinem 76. Start im Weltcup gelang es ihm, die Lücke im Palmarès zu schliessen.
Rogentin war dabei keineswegs ein Fahrer, der schon bei seinen ersten Einsätzen angedeutet hätte, dass von ihm Grosses zu erwarten ist. So reichte es dem Speed-Spezialisten aus Lenzerheide in seinen ersten acht Weltcup-Rennen nicht einmal in die Top 30. Punkte gab es für ihn erst Ende Dezember 2017 in Bormio, als 24. in der Kombination. Die Disziplin also, welche schon damals eine geringere Leistungsdichte aufwies und welche aktuell im Weltcup gar nicht mehr gefahren wird. Nach seinem Weltcup-Debüt sollte es bei Rogentin fast viereinhalb Jahre dauern, bis er im März 2021 überhaupt erstmals in die Top 15 fuhr – als Abfahrts-13. in Saalbach.
Lockerer und leichter Stil
Rogentin ist sicher auch kein Fahrer, der bislang mit spektakulärer Fahrerweise auf sich aufmerksam gemacht hätte. Im Gegenteil, hört man seinem Teamkollegen Gino Caviezel zu: «Er ist so unscheinbar unterwegs.» Das mache ihn manchmal sogar ein bisschen wütend, scherzt der am Freitag im 8. Rang klassierte Bündner: «Er ‚chilled‘ runter, während ich fast mein Leben riskieren muss.» Rogentins Stil sei eben, so formuliert es Alpin-Chef Walter Reusser, «locker und leicht.»
Wo andere Fahrer vielleicht mal markige Aussagen oder einen Spruch fallen lassen, gibt sich Rogentin bescheiden und zurückhaltend. Am Dienstag nach seiner Bestzeit im ersten Abfahrts-Training relativierte der 28-Jährige gleich selber, dass das nur eine Übungsfahrt gewesen sei und es dafür noch längst keine Punkte gebe. «Punkte gab es zwar nicht, aber vielleicht eben Selbstvertrauen», sagt Reusser, der Rogentin als «intelligenten und technisch starken» Fahrer bezeichnet, der immer «überlegt», aber nie «kopflos» Ski fahre. Was vielleicht genau der Grund dafür sei, «dass Stefan bis heute das Super-Resultat noch gefehlt hat», so die Vermutung des Alpin-Chefs.
Immer die Ruhe bewahrend
Rogentin selber bezeichnet sich als «allgemein ruhige Person, auch auf den Ski». Er versuche wirklich «immer, die Ruhe zu bewahren». Von Platz 2 hinter dem Norweger Aleksander Kilde zeigte sich der Bündner – obwohl um seine gute Form wissend – «etwas überrascht, denn für einen Podestplatz müssen ganz viele Faktoren stimmen.»
Hört man seinen Teamkollegen zu, so war diese Premiere jedoch nur «eine Frage der Zeit, denn Stefan war in den Trainings immer schnell» (Justin Murisier). Gleich sieht es auch Niels Hintermann: «Im Sommertraining in Chile ist ‚Rogi‘ uns Lauf für Lauf um die Ohren gefahren. Irgendwann musste er das doch auch in einem Rennen ins Ziel bringen.» Er habe, sagt Hintermann, der die Fahrt am TV verfolgt hatte, sogar daran geglaubt, «dass es die Siegesfahrt ist. Dann kam halt noch Kilde. Aber auch Platz zwei mag ich ‚Rogi‘ gönnen. Er hat es verdient.»
Rogentin sei ein «sehr angenehmer, sehr ruhiger, hilfsbereiter und cooler Teamkollege», sagt Hintermann. Deshalb wird der neueste Schweizer Podestfahrer auch von allen geschätzt. Marco Odermatt, der bei seinem 14. Saisonrennen als Dritter schon zur zwölften Top-3-Klassierung kam, strich gleich in seiner ersten Antwort heraus, «dass ich mich statt über meinen eigenen Podestplatz fast noch mehr freue für Stefan.»
Wenn nicht jetzt, dann halt später
Dass der Super-G in Wengen ihm liegen könnte, darauf wurde Rogentin schon vor einem Jahr angesprochen. Damals war am Lauberhorn nach 28 Jahren Unterbruch erstmals wieder ein Weltcup-Rennen in dieser Disziplin durchgeführt worden. Auf die Frage, ob dies nicht eine Top-Gelegenheit für den ersten Podestplatz sei, antwortete Rogentin bescheiden, dass er «nie» ein Podest erwarte. «Wenn es kommt, dann kommt es. Wenn nicht, dann kommt es hoffentlich später.»
Es kam – bei seinem Karriereverlauf wenig überraschend – tatsächlich erst etwas später. «Nie rückwärts, aber peu à peu», so Walter Reusser über Rogentin, «ging es bei ihm nach vorne.» Die logische Konsequenz von stetem Fortschritt – und sei er auch noch so klein – ist Erfolg. Stefan Rogentin konnte am Lauberhorn erstmals so richtig davon kosten. Er dürfte auf den Geschmack gekommen sein.
Der Beitrag Stefan Rogentin fährt gut – und endlich auch aufs Podest erschien zuerst auf Hoefner Volksblatt und Marchanzeiger.