Ville Valo bringt «wunderschöne Düsternis» nach Zürich
Der finnische Sänger und ehemalige HIM-Frontmann Ville Valo (VV) gibt am 22. Februar ein Konzert im Zürcher Komplex 457. Im Gepäck hat er die Songs seines ersten Soloalbums «Neon Noir» (2023) und «von Nostalgie gefärbte Vibes», wie er im Interview sagte.
Der finnische Sänger und ehemalige HIM-Frontmann Ville Valo (VV) gibt am 22. Februar ein Konzert im Zürcher Komplex 457. Im Gepäck hat er die Songs seines ersten Soloalbums «Neon Noir» (2023) und «von Nostalgie gefärbte Vibes», wie er im Interview sagte.
Im Dezember 2017 haben sich HIM im ausverkauften X-Tra in Zürich von ihren Schweizer Fans verabschiedet. Die Dark-Rock-Band, die für Hits wie «Join Me in Death», «Right Here In My Arms» oder «Killing Loneliness» bekannt ist, löste sich nach dieser Tournee nach über 25 Jahren auf. Am kommenden Mittwoch kehrt Sänger Ville Valo in die Limmatstadt zurück – als Solokünstler, aber mit HIM-Songs, die an alte Zeiten erinnern. Und neuen Songs, die dies ebenfalls tun.
Was lustig ist, denn Ville Valo hat mit seinem im vergangenen Januar veröffentlichten Album «Neon Noir», dem ersten, das er komplett alleine geschrieben und eingespielt hat, seine eigene musikalische Identität finden wollen. «Ich wollte mir selber zeigen, wer ich bin und wo meine Fähigkeiten liegen», sagte der 46-Jährige im Zoom-Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Zum Vorschein kam kein neues Ich, sondern die Erkenntnis, wie stark die HIM-Alben schon immer von seinem Songwriting geprägt waren. Dass er seine Fans mit «Neon Noir» also nicht überraschte, sich nicht neu erfand, findet Ville Valo «liebenswert». Er habe sich, nachdem er erkennt habe, dass er schon immer sich selber war, nicht verbogen, nur um moderner zu klingen. Es sei ihm ja auch nie darum gegangen, sich von HIM zu distanzieren. «Ich habe so viel von der Band gelernt und wäre ohne sie nicht da, wo ich heute bin», sagt der Musiker aus Helsinki.
Sanfte Worte zu harten Tönen
Die neuen Songs, die Titel wie «Saturnine Saturnalia», «Echolocate Your Love» und «Salute the Sanguine» tragen, lassen also mitunter schöne Erinnerungen an HIM-Zeiten aufleben. Und dennoch unterscheidet sich «Neon Noir» beim zweiten Hinhören von früheren Alben. «Beispielsweise war ich in jungen Jahren gradliniger, was die Kombination von Melodie und Text angeht», so Valo. Es sei schnell klar gewesen, von welchem Gefühl ein Song handelt.
Heute wisse man beim Zuhören nicht mehr so schnell, ob man lachen oder weinen solle. «Ich spiele beispielsweise gerne mit sanften Textzeilen, die auf aggressive Musik treffen.» Er generiere gerne eine Art «Unentschlossenheit», die den Zuhörer und die Zuhörerin kitzle, aber nie erschlage. «Neon Noir» ist sanftes Rockalbum, oder wie Ville Valo es nennt: «eine gigantische Umarmung».
Unkompliziert romantisch
Als HIM Nummer Zwei zurückzukehren, das wollte Ville Valo von Anfang an unbedingt vermeiden. So sei sein Soloprojekt auch viel mehr dem Alternative Rock als dem «Love Metal», wie HIM ihren Sound stets nannten, zuzuordnen. Auf der Bühne werden zwei Gitarristen und kein Keyboarder mehr stehen. Man dürfe also alles in allem «mehr Josh Homme als Tony Iommi» erwarten, sagt der Musiker, indem er den Frontmann von Bands wie Queens of the Stone Age dem Black-Sabbath-Mitbegründer gegenüberstellt.
Und trotzdem dürfte das Konzert in Zürich durch und durch zum Fest für Nostalgikerinnen und Nostalgiker werden. «Wir spielen abwechselnd einen HIM- und einen VV-Song», so Ville Valo. Das heisst, dass ich viel «wunderschöne Düsternis und wehmütige Melancholie» mit grossen Sehnsuchtsgefühlen vermischen, von denen insbesondere «Neon Noir» sehr stark geprägt ist. «Romantik ist mir sehr wichtig», so der Finne. «Ja, meine Musik ist wirklich nicht sehr kompliziert zu beschreiben, ich bin einfach ein romantischer Bastard.»