Spaniens Kronprinzessin lernt schiessen – Hoffnung für die Monarchie
Noch büffelt die spanische Kronprinzessin Leonor mit Gleichaltrigen aus aller Welt im Internat in Wales. Nach dem Abitur und dem Sommerurlaub beginnt für sie aber der Ernst des Lebens: Ende August startet die 17-Jährige in Saragossa eine dreijährige militärische Ausbildung, wie die Regierung und das Königshaus mitteilten.
Noch büffelt die spanische Kronprinzessin Leonor mit Gleichaltrigen aus aller Welt im Internat in Wales. Nach dem Abitur und dem Sommerurlaub beginnt für sie aber der Ernst des Lebens: Ende August startet die 17-Jährige in Saragossa eine dreijährige militärische Ausbildung, wie die Regierung und das Königshaus mitteilten.
Das zierliche blonde Mädchen mit dem oft verträumten Gesicht wird dann unter anderem schiessen lernen, in tonnenschwere Panzer klettern und wohl auch in voller Militärmontur durch den Schlamm robben müssen. Leonor gab zunächst keine Stellungnahme dazu ab. Das Königshaus versicherte aber: Sie freue sich darauf.
Die junge Kronprinzessin, die am 31. Oktober volljährig wird, soll wie ihr Vater, König Felipe VI., in allen drei Waffengattungen ausgebildet werden. Mehr noch: Sie wird dann wie noch nie zuvor im Blickpunkt der spanischen Öffentlichkeit stehen. Denn auf Leonor ruhen die Hoffnungen aller Königshaus-Anhänger, dass die Monarchie-Untergangs-Prophezeiungen einiger linker Politiker, Beobachter und Medien doch nicht wahr werden.
Die Chancen stehen nicht schlecht. Denn Leonor hat sich bisher als wahres royales Musterkind erwiesen. Anders als etwa ihr Opa, Altkönig Juan Carlos, der dem Image der «Casa Real» mit mehreren Skandalen und Affären schweren Schaden zufügte, folgte Leonor de Borbón bisher dem Beispiel ihres Papas Felipe, der als «Saubermann» gilt.
Die einzige Schwäche des Monarchen: Dem 55-Jährigen werfen einige vor, er sei zu konservativ, zu langweilig, zu steif. Noch steht eine Ablösung überhaupt nicht zur Debatte, aber eine vorzeitige Abdankung Felipes wird auch nicht ausgeschlossen.
Vor ihrem Umzug nach Wales im Sommer 2021 wuchs Leonor in der Königsresidenz Palacio de la Zarzuela gut behütet auf. Sie hatte aber schon mehrere Bewährungsproben zu bestehen. Bereits an ihrem 13. Geburtstag sprach sie zum 40. Jahrestag der spanischen Verfassung erstmals öffentlich. Es folgten dann weitere öffentliche Auftritte, bei denen sie stets eine gute Figur machte.
Im Sommer 2021 verliess sie das königliche Nest, um das UWC Atlantic College zu besuchen. Die Schule befindet sich nahe Cardiff in der mittelalterlichen Burg St Donat’s Castle im Vale of Glamorgan und wird von Medien mit der Hogwarts-Zauberschule der Harry-Potter-Romane verglichen.
Man weiss (noch) sehr wenig über Leonor. Laut spanischen Medien gilt sie als sehr organisiert und ordentlich, aber auch als schüchtern, verschlossen und misstrauisch. Die militärische Ausbildung, die in Spanien nicht zuletzt deshalb naheliegend ist, weil der König oder die Königin als Staatsoberhaupt zugleich Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist, werde die künftige Königin auch menschlich formen, beteuert das Königshaus.
«Der König ist zusammen mit der Königin (Letizia) der Ansicht, dass die militärische Ausbildung der Prinzessin von Asturien sehr nützlich und wertvoll ist: Sie stärkt ihre Dienst- und Einsatzfähigkeit und erleichtert ihr die repräsentativen Aufgaben, die sie übernehmen muss», hiess es.
Für Ärger im spanischen Königshaus sorgte nicht nur Altkönig Juan Carlos, der wegen seiner Verfehlungen seit dem Sommer 2020 im Wüstenemirat Abu Dhabi fern der Familie im Exil lebt. Leonors Onkel Iñaki Urdangarin, der sich inzwischen von Felips Schwester Cristina trennte, sass als erster direkter Angehöriger des Königshauses lange Zeit hinter Gittern, nachdem er 2018 wegen Veruntreuung von sechs Millionen Euro an Steuergeldern sowie wegen Urkundenfälschung, Geldwäsche und Betrugs verurteilt worden war.
Und zuletzt sorgte auch Leonors Cousin Froilán (24), ein Sohn von Felipes Schwester Elena, mit wilden Disko-Besuchen, mutmasslichen Beteiligungen an Schlägereien und anderen Eskapaden für Unmut im Palacio. In einer Zeit, in der immer mehr Spanier – darunter auch der Juniorpartner in der linken Regierungskoalition, Unidas Podemos (UP) – immer lauter eine Abschaffung der Monarchie fordern, weckt Leonor neue Hoffnungen, nicht nur bei den Fans der Royals.
«Die parlamentarische Monarchie ist ein Element der Stabilität, das in den aktuellen Zeiten politischer und institutioneller Unruhen Vertrauen einflösst. Und in der Hoffnung auf Stabilität hat Leonor eine Schlüsselrolle inne», schrieb am Mittwoch die renommierte Zeitung «El Mundo».
In Cafés der Hauptstadt Madrid hörte man ebenfalls vor allem positive Stimmen. Von Älteren, aber auch von Jüngeren. «Also, für mich ist die Monarchie nicht zeitgemäss, sie gehört abgeschafft. Aber Leonor bringt vielleicht etwas frischen Wind in den Laden rein», meinte etwa Architekturstudent Pedro (22).