Von verdorbenem Salz über ein Unesco-Welterbe bis zu UBS-Mützen
In der Schweiz haben Medien traditionell zum 1. April ihre Leserschaft teils mit unwahren Meldungen veräppelt. Nachfolgend einige Themen, die wahr sein könnten, wohl aber als April-Scherz zu taxieren sind.
In der Schweiz haben Medien traditionell zum 1. April ihre Leserschaft teils mit unwahren Meldungen veräppelt. Nachfolgend einige Themen, die wahr sein könnten, wohl aber als April-Scherz zu taxieren sind.
VELOFÖRDERUNG I: Die Stadt Bern testet derzeit eine «intelligente Ampel», die Velofahrer bevorzugt. Das berichten die Berner Tamedia-Zeitungen. Die «dynamisch-sensible Ampelanlage» habe unterschiedlich lange Grünphasen – je nach Fahrzeugtypen, die unterwegs seien. Nähere sich ein Velo, schalte die Ampel schnell auf Grün, bei einem Lieferwagen auf Rot. Aufgedeckt worden sei die neue Ampel von der Präsidentin der IG Junge Lieferwagenfahrer:innen Region Bern und einem «freischaffendem Whistleblower» – die Stadt selber habe keine Medienkonferenz dazu abgehalten.
VELOFÖRDERUNG II: Der Kanton Bern wolle das Velofahren mit Steuervergünstigungen fördern, berichtete das Radio Berner Oberland. Wer mit dem Velo zur Arbeit fahre, könne künftig die gefahrenen Kilometer bei den Steuern abziehen. Das steuerbare Einkommen reduziere sich pro gefahrenem Kilometer um einen Franken. Bei einem Arbeitsweg von fünf Kilometer sind dies laut Radio Berner Oberland jährliche Steuerabzüge von 4500 Franken. Die SVP kritisiere das neue Förderinstrument. Der ländlichen Bevölkerung bringe das wenig, da man auf das Auto angewiesen sei, wird ein Kantonsparlamentarier zitiert. Bei den Grünen seien die Pläne gut angekommen.
EDELMETALL: Goldrausch am Rheinfall: Zwei anonym bleiben wollende Goldschürfer haben laut den «Schaffhauser Nachrichten» beim Rheinfall Gold gefunden. Beim Info Shop «Rheinfall» könnten Interessierte Gerätschaften zum Goldwaschen ausleihen. Zudem kündigte die Zeitung für Samstagmorgen, 10.00 Uhr, einen Informationsanlass am Rheinfall an.
SPRACHTEST: Alle Freiburgerinnen und Freiburger sollen nach den Plänen der Kantonsregierung zum Sprachtest antanzen müssen: Das berichteten die «Freiburger Nachrichten». Ein obligatorischer Sprachtest für alle sei Bestandteil des neuen Sprachgesetzes. Der Kanton wolle damit die Verständigung zwischen den Sprachregionen fördern. Die deutschsprachigen Freiburgerinnen und Freiburger sollen also ihre Französischkenntnisse unter Beweis stellen, die französischsprachige Bevölkerung ihre Deutschkenntnisse. Noch offen sei, welches Sprachniveau erreicht werden müsse.
ELEKTRO-FÄHRE: Der Kanton Zürich hat das Projekt «Rheinfähre Nord» lanciert, wie der «Zürcher Unterländer» berichtete. Geplant sei in Tössriederen temporär eine Hafenanlage zu bauen, an welcher ein von der ETH konzipiertes E-Fährschiff anlegen könne. Hintergrund des Projekts seien Anwohnerproteste aus Eglisau gegen die geplante Sanierung der Ortsdurchfahrt. Der Grund: Die geplanten Bauarbeiten dürften drei Jahre Zeit in Anspruch nehmen – und zu einer rund 20 Kilometer langen Umfahrung führen.
BANKEN: Die UBS will ihr Image aufpolieren und ihre Nähe zum Schweizer Volk zeigen. Sie gestaltete dazu im Stil der Kultmütze der Credit Suisse, ehemals Schweizer Kreditanstalt SKA, eine eigene Kappe. Die Wollmütze heisst «We Are KMU» und wurde vom Zürcher Designer Julian Zigerli gestaltet, wie der «Tages-Anzeiger» schrieb. Die Mütze solle etwas Versöhnliches ausstrahlen und so prangen drei lachende Gesichter im Logo der UBS. Erste Exemplare der 500’000 Stück grossen Kollektion werden am Samstag vor dem UBS-Hauptgebäude am Paradeplatz verteilt.
UMWELT: Aufgrund des schneearmen Winters haben 300’000 Tonnen Streusalz im Kanton Graubünden bald ihre Mindesthaltbarkeit erreicht. Das stellte das Tiefbauamt Graubünden vor Probleme, die kreative Lösungen erforderten, wie die «Südostschweiz» schrieb. Kurzerhand gingen die Behörden mit den Herstellern von Bündnerfleisch eine Kooperation ein. Aus dem überschüssigen Salz können laut Tiefbauamt drei Milliarden Kilogramm Bündnerfleisch gepökelt werden. Zwischenzeitlich lagern verschiedene Salzwerke das verderbliche Streusalz. Erfreut darüber waren sie nicht. Die Gefahr sei gross, dass die verderblichen Partikel auf das restliche Salz übergehen.
AUSZEICHNUNG: Das Winterthurer Gutschick-Quartier ist von der Uno-Kulturorganisation Unesco zum Weltkulturerbe erklärt worden. Durch die Auszeichnung ist das Quartier, das bis anhin als seelenlos und eintönig bezeichnet worden war, auf ewig geschützt, wie der «Landbote» schrieb. Die Gutschick-Häuser seien wie im alten Griechenland zur Zeit der neolithischen Revolution angeordnet. Unesco erkannte in den einzelnen Gebäuden zudem eine Weiterentwicklung des Schweizer Architekten Le Corbusier. Damit einher geht eine maximale Wohnqualität trotz günstigen Bauelementen. Im Quartier soll nun ein «World Heritage Café» entstehen.
BEGRÜNUNG: In den Kantonen Freiburg und Waadt ist die ökologische Revolution in der Kirche Einzug angekommen. Künftig sollen nicht mehr nur Aussenbereiche begrünt werden, sondern auch das Innere der Kirchen, wie «La Liberté» schrieb. Das Bistum Lausanne, Genf und Freiburg empfahl, die Beichtstühle in Permakulturräume umzuwandeln. «Es ist an der Zeit, dass die Pfarreien sich vom Urban Gardening inspirieren lassen und diese Räume den Gläubigen zur Verfügung stellen, die kommen können, um Bio-Pflanzen anzubauen und sich gleichzeitig in einer nicht wertenden Haltung zu verbrüdern», hiess es.
KRIMINALITÄT: Genf prüft die Kontrolle von Fussgängerinnen und Radfahrern mit einem Gesichtserkennungsradar. Damit wollen die Genfer Behörden gegen Personen vorgehen, die das Rotlicht ignorieren, wie «La Tribune de Genève» schrieb. «Es gibt keinen Grund, warum die Regeln nur für motorisierte Fahrzeuge gelten sollten», sagte Walter Witz, Chef des Zuger Unternehmens, das hinter dem System steht. Der Radar erfasst die Verkehrssünder mit einer Kamera und identifiziert sie über soziale Netzwerke. Ihre Gesichter werden in eine Datenbank aufgenommen, die den Behörden zur Verfügung steht. Die Genfer Behörden gaben zum neuen Projekt keinen Kommentar ab.
ELEKTROMOBILITÄT: Besitzerinnen und Besitzer von Elektroautos können künftig in Biel ihre Autos über die Buslinie aufladen. Wie das funktioniert? Eine Box wird auf dem Dach der Autos installiert, wie das Nachrichtenportal Ajour.ch schrieb. Ein daran befestigter Metallarm verbindet das Auto schliesslich mit dem Kabelsystem des Bieler Busnetzes.
Bewilligung für Spionageballone
Doch nicht nur Medien verbreiteten am Samstag bewusst Falschmeldungen. Auch einige Behörden, Verbände und Unternehmen liessen es sich nicht nehmen, Mitteilungen zu verschicken, bei deren Inhalten wohl gewisse Zweifel angebracht sind:
ABSTIMMUNG Wer zu spät kommt, den bestraft der Staat: So weit könnte es laut dem «House of Switzerland» bald kommen, das im Auftrag des Eidg. Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) um das Erscheinungsbild der Schweiz im Ausland bemüht ist. Wie das Haus of Switzerland auf Twitter schrieb, kommt es am 5. April zu einer nationalen Abstimmung. Die Vorlage sehe vor, dass das Zu-spät-kommen künftig unter Strafe steht. Je ein Plakat der Ja- und der Nein-Kampagne, die dem Beitrag angehängt sind, sollen davon zeugen, dass die Vorlage durchaus kontrovers diskutiert wird. Auch eine Strassenumfrage zur Vorlage ergab kein eindeutiges Bild der vorherrschenden Meinung, wovon ein Video zeugt.
LUFTFAHRT Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) hat auf die Zunahme von ausländischen Spionageballonen reagiert. Wie es am Samstag mitteilte, hat es eine neue Sonderkategorie «Ausländische Ballone» geschaffen. Demnach bedürfen entsprechende Luftfahrzeuge zum Einflug und Verkehr in der Schweiz grundsätzlich einer Sonderbewilligung zur Benutzung des schweizerischen Luftraumes. Der Antrag müsse spätestens zwei volle Werktage vor Beginn des beabsichtigten Fluges beim BAZL eingegangen sein. Dem Antrag müssten unter anderem ein Lufttüchtigkeitszeugnis oder eine Flugzulassung einschliesslich der Auflagen beigelegt werden.
STROMMANGELLAGE: Die schweizerische Post hat ein innovatives Projekt lanciert, um Strom zu sparen und um die Mitarbeitenden gleichzeitig fit zu halten. Wie das Unternehmen mitteilte, stellen Post und Postauto den Mitarbeitenden an allen Standorten sogenannte Spinning Bikes zur Verfügung. Die Mitarbeitenden könnten während der Pause in die Pedale treten und damit Strom für die Elektrofahrzeuge von Post und Postauto produzieren. Wer täglich 20 Minuten in die Pedale trete, produziere so bis zu 33 Wattstunden. Das Potenzial des Projekt «Cycle for Future» sei enorm, die Verantwortlichen seien begeistert.
FLUGVERKEHR – Der Flughafen Genf umgarnt Skifahrer. Im Rahmen eines Pilotprojekts werde derzeit eine Möglichkeit getestet, damit Skifahrer auf den Skiern vom Terminal zum Gate und dann zum Flugzeug gelangen könnten, teilte der Flughafen mit. Zu diesem Zweck würden synthetische Teppiche ausgelegt, auf denen Skifahrer gleiten können. Ziel sei es, den Verkehr im Terminal an Tagen mit hohem Verkehrsaufkommen zu verflüssigen. Das Angebot stünde allen mit Skiern ausgestatteten Nutzern unentgeltlich zur Verfügung.
TOURISMUS: Neu können Reisende bei ihrem Besuch in Basel einen Einheimischen für 25 Franken pro Stunde mieten. «Basel Tourismus» kündigt ihr neues Programm «Rent a Buddy». So ein Begleiter kann etwa beim Erinnerungsfoto und behilflich sein. Auf Wunsch lässt sich auch eine Familie oder ein Hund mieten.