Eine Schwingersaison inmitten von Grossanlässen
Mit dem Thurgauer Kantonalfest in Neukirch-Egnach, dem Schwyzer Kantonalen in Küssnacht und dem Bern-Jurassischen Fest in St. Imier starten die Schwinger am Sonntag in die Kranzfest-Saison 2023.
Mit dem Thurgauer Kantonalfest in Neukirch-Egnach, dem Schwyzer Kantonalen in Küssnacht und dem Bern-Jurassischen Fest in St. Imier starten die Schwinger am Sonntag in die Kranzfest-Saison 2023.
Wegen der Pandemie fiel die komplette Saison 2020 aus. Verschiebungen und Folge-Verschiebungen verdanken es die Fans, dass sie ab 2021 in sechs Jahren in Folge einen Anlass eidgenössischer Prägung vorgesetzt bekommen: Der Kilchberger Schwinget 2021 und das Eidgenössische Fest 2022 in Pratteln sind Geschichte. Aber jetzt folgen sich Schlag auf Schlag das Unspunnenfest Ende August dieses Jahres, das verschobene Jubiläumsfest «125 Jahre ESV» 2024 in Appenzell, das Eidgenössische Fest 2025 im Glarnerland und schliesslich der Kilchberger Schwinget 2026. Es ist eine bislang einmalige Dichte an schwingerischen Grossanlässen.
Wie nach jeder Saison mit einem Eidgenössischen Fest sind auch nach Pratteln 2022 verdiente Schwinger, unter ihnen verschiedene Publikumslieblinge, zurückgetreten. Arnold Forrer, der Schwingerkönig von Nyon 2001, rang sich mit 44 Jahren und als Rekordhalter mit 151 Kränzen zu dem für alle unausweichlichen Schritt durch. Auch weitere bekannte Eidgenossen sind künftig nur noch als Zuschauer oder Ehrengäste an den Schwingfesten zu sehen: die Nordostschweizer Michael Bless und Beni Notz, die Innerschweizer Benji von Ah, Andi Imhof und Reto Nötzli sowie aus dem Berner Verband Simon Anderegg.
Stuckis letzter Auftritt
Quasi zurückgetreten ist Christian Stucki, der populärste Schwinger über die Grenzen der Teilverbände hinaus. Mit 38 Jahren muss der wuchtige Seeländer, nebst Jörg Abderhalden einziger Gewinner des Grand Slam (Eidgenössisches , Kilchberg, Unspunnen), einsehen, dass es der Körper nicht mehr zulässt, eine weitere Saison bis zum Unspunnenfest Ende August auf sinnvolle Weise durchzustehen. Deshalb hat sich «der Stucki» vorgenommen, heuer nur noch das Fest vor seiner Haustür in Lyss, das Seeländische Gauverbandsfest am 11. Juni, zu bestreiten.
Die Lysser Organisatoren müssen keinerlei Sorgen haben, dass sie auf Tickets sitzenbleiben. Dieses relativ kleine Fest wird, so gesehen, einer der Höhepunkte der Saison werden.
Vor Unspunnen die Schwägalp
Am 20. August, eine Woche vor dem Unspunnenfest, wird das Bergkranzfest auf der Schwägalp eine Art Hauptprobe sein. Eine Hauptprobe ohne Berner, aber immerhin werden sich die Besten der beiden übrigen grossen Verbände messen, die Nordostschweizer und die Innerschweizer. Komplettiert wird das Feld von 15 Schwingern aus der Nordwestschweiz.
Es ist nicht zu erwarten, dass sich die Besten aus dem Weg gehen werden, wie sie es bisweilen vor einem Eidgenössischen Fest tun. So dürfte man sich für die Schwägalp auf ein Duell zwischen Schwingerkönig Joel Wicki und Samuel Giger freuen, der in den vergangenen Jahren nur an den Eidgenössischen Festen (2019 in Zug, 2022 in Pratteln) nicht dominiert hat.
Neue Namen?
Besonders nach der Pandemie sind in den verschiedenen Verbänden junge Böse an die Spitze gestossen. Solche sind die St. Galler Damian Ott und Werner Schlegel oder die Berner Adrian Walther und Michael Ledermann, lauter Neueidgenossen. So darf man in der anbrechenden Kranzfest-Saison nicht nur darauf gespannt sein, wie sich Wicki im ersten Jahr seiner Regentschaft schlägt. Ebenso spannend wird es zu sehen sein, welche blutjungen Nobodys an die Spitze stossen.
Ein solcher könnte Michael Moser sein. Dem Emmentaler aus Biglen, Jahrgang 2005, wird eine prächtige Zukunft vorhergesagt. Als 17-Jähriger verpasste er den Kranz am Eidgenössischen 2022 nur um einen halben Punkt. Er brachte den arrivierten Christian Schuler in einem spektakulären Gang an den Rand der Niederlage.