Tariq Ramadan wegen Vergewaltigungsvorwürfen vor Genfer Gericht
Der Genfer Islamwissenschaftler Tariq Ramadan muss sich ab Montag vor dem Genfer Strafgericht verantworten. Ihm wird vorgeworfen, 2008 eine Frau in einem Hotelzimmer in Genf vergewaltigt und sexuell genötigt zu haben. Ramadan bestreitet die Vorwürfe.
Die etwa 50-jährige Frau hatte Ramadan 2018 angezeigt. Sie behauptet, von dem Prediger gefangen gehalten und von ihm brutalen sexuellen Handlungen unterzogen worden zu sein, die von Schlägen und Beleidigungen begleitet gewesen seien. Die Taten hätten sich in einer Nacht im Oktober 2008 in einem Zimmer des Hotels Mon Repos ereignet.
Die Klägerin ist eine Konvertitin zum Islam. Sie hatte Ramadan bei einer Autogrammstunde einige Monate vor den mutmasslichen Taten zum ersten Mal getroffen. Anschliessend sprach sie erneut mit dem Islamwissenschaftler bei einem Vortrag, den dieser im Oktober 2008 gehalten hatte.
Vorwürfe auch und Frankreich
Der 60-jährige Ramadan muss sich möglicherweise auch in Frankreich vor einem Gericht verantworten. Im Sommer 2022 hatte die Pariser Staatsanwaltschaft einen Prozess gegen ihn wegen des Verdachts der Vergewaltigung von vier Frauen zwischen 2009 und 2016 gefordert.
Von der Einreichung der Anzeige bis zum Prozess in Genf vergingen fünf Jahre. Wegen des laufenden Ermittlungsverfahrens in Frankreich durfte Ramadan das Nachbarland zunächst nicht verlassen. Dies erklärt zum Teil die Langsamkeit des Verfahrens. Die Anhörungen mussten in Paris stattfinden.
Der Prozess in Genf ist auf zwei Tage angesetzt. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass sich die Verhandlung bis Mittwoch hinziehen wird.
Ramadan ist der Enkel des ägyptischen Gründers der Muslimbruderschaft, Hassan el-Banna. Sein Vater Said flüchtete 1954 in die Schweiz. Ramadan unterrichtete zwischen 1984 und 2004 an mehreren Genfer Schulen.