Brienzer Schülerinnen und Schüler erhalten Informationen zu drohendem Felssturz
Ein Geologe des Kantons Graubünden hat am Freitag an der Schule in Tiefencastel die Brienzer Schülerinnen und Schüler über den drohenden Bergsturz unterrichtet.
In den sechs Lektionen sei nach den Ausführungen des Geologen eine angeregte Gesprächsrunde entstanden, erklärte Christian Gartmann, Kommunikationsverantwortlicher und Mitglied des Gemeindeführungsstabs Albula auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Alle elf evakuierten Schulkinder aus Brienz seien dabei gewesen und hätten Fragen gestellt.
Geleitet wurde die Diskussion von einem Sozialarbeiter und Supervisor, der unter anderem die Hotline der Gemeinde für Betroffene betreut.
Auf die Frage, weshalb man «erst jetzt» – zwei Wochen nach der Evakuierung – eine solche Lektion durchgeführt habe, sagte Gartmann: «Zu den Informationsveranstaltungen für die Brienzer Bevölkerung kommen meist nur Eltern oder Grosseltern. Deshalb gehen wir jetzt zu den Kindern.» Diese hätten nun grosses Interesse an den direkten Informationen gezeigt und bereits auch im Vorfeld viele Fragen eingereicht.
Eine weitere Informationsrunde ist vorerst nicht geplant. Sollte das Interesse daran aber gross sein, könne man schnell reagieren, so Gartmann weiter. Da auch der Schulleiter im Gemeindeführungsstab vertreten ist, seien die Entscheidungswege sehr kurz.
Rutschung am Berg weiterhin stark
Die Situation am absturzgefährdeten Hang oberhalb des Bergdorfes im Bündner Albulatal ist weiterhin angespannt, wie die neuesten Informationen von Freitagmittag zeigen. Zwar beschleunigen sich die zwei Millionen Kubikmeter Gestein nicht mehr exponentiell. Mit einer Bewegung von einem Meter pro Tag talwärts habe sich die Geschwindigkeit seit dem 8. Mai jedoch mehr als verdoppelt.
Die Vorhersehbarkeit eines möglichen Ereignisses ist wegen der veränderten Rutschgeschwindigkeit unsicher. Man könne nicht ausschliessen, dass wieder eine exponentielle Beschleunigung eintritt, schrieb die Gemeinde am Freitagnachmittag auf Twitter. Brienz bleibt deshalb bis auf Weiteres gesperrt.
Wie die absturzgefährdeten zwei Millionen Kubikmeter Gestein herunterkommen, ist nach wie vor unklar. Am wahrscheinlichsten sind laut den Geologen zahlreiche Felsstürze von einigen Tausend bis mehreren Hunderttausend Kubikmetern. Diese wären für das Dorf am harmlosesten.
Halb so wahrscheinlich ist ein langsames, aber lange andauerndes Abrutschen als Schuttstrom, der Brienz erreichen und beschädigen könnte. Ein grosser, schneller und weitreichender Bergsturz mit mehr als 500’000 Kubikmetern und verheerenden Folgen ist weniger wahrscheinlich, kann aber nicht ausgeschlossen werden.