US-Börsen: Gewinnmitnahmen an Nasdaq – Dow aber robust
Zur Wochenmitte haben die Anleger an den US-Börsen bei Technologiewerten Kasse gemacht. Die Zinsperspektiven rückten vor den Notenbanksitzungen in den USA und der Eurozone, die in der kommenden Woche anstehen, wieder stärker in den Fokus.
Die Zentralbank Kanadas gab den Anlegern mit einer überraschenden Zinsanhebung einen Denkzettel.
Der Auswahlindex Nasdaq 100 sank um 1,75 Prozent auf 14’303,29 Punkte, weil Tech-Werte in der Regel besonders sensibel auf Zinssorgen reagieren. Nahe dem Hoch seit April 2022, das vor zwei Tagen mit 14’662 Zählern erreicht wurde, drehte der Index im Tagesverlauf deutlich nach unten ab.
Die Standardwerte an der Wall Street zeigten sich robuster. Der Dow Jones Industrial ging 0,27 Prozent höher bei 33’665,02 Punkten über die Ziellinie. Der marktbreite S&P 500 verlor dagegen 0,38 Prozent auf 4267,52 Zähler. Er scheute damit weiter, per geläufiger Definition in einen «Bullenmarkt» einzutreten.
Anleger beschäftigten sich wieder mehr mit der Frage, ob die US-Notenbank Fed mit ihren Erhöhungen noch nicht am Ende ist. Signale aus deren Umfeld deuten nämlich darauf hin, dass die Zinserhöhungen zwar im Juni möglicherweise aussetzen, später aber wieder aufgenommen werden könnten. Derweil gehörten am Mittwoch auch schwache Handelszahlen aus China zu den bremsenden Einflüssen.
Bremse angezogen
Nach einer Rally des Nasdaq 100 um ein Drittel in diesem Jahr, die mitgetragen war von der Fantasie rund um das Trendthema Künstliche Intelligenz, traten die Anleger bei Werten wie Amazon, Alphabet oder Microsoft erst einmal auf die Bremse. Die Branchengiganten wiesen Kursverluste zwischen 3,1 und 4,3 Prozent auf.
Es gab aber noch positive Ausnahmen an der Nasdaq. Auf dem höchsten Niveau seit Anfang November setzten die Papiere des E-Autoherstellers Tesla ihren guten Lauf mit einem Plus von 1,5 Prozent fort. Vom chinesischen Automarkt kamen für den Monat Mai positive Signale. Vor allem die Auslieferungen von Fahrzeugen mit alternativer Antriebstechnik verzeichneten einen starken Anstieg.
Statt der Tech-Aktien waren nun Werte aus klassischen Industriezweigen in der Favoritenrolle der Anleger. Zum Spitzenreiter im Dow Jones Industrial avancierte der Baumaschinenkonzern Caterpillar mit einem Anstieg um 3,9 Prozent.
Aber auch der Flugzeugbauer Boeing, der Mischkonzern 3M und der Chemiekonzern Dow Inc fielen im US-Leitindex positiv auf mit Kursgewinnen von bis zu 2,8 Prozent. Ausserdem waren die Titel der Investmentbank Goldman Sachs und des Ölkonzerns Chevron gefragt.
Etwas stabilisieren nach dem jüngsten Kursrutsch konnten sich die Papiere von Coinbase mit plus 3,2 Prozent. Die US-Börsenaufsicht SEC hatte die Kryptoplattform am Vortag wegen Verstössen gegen das Wertpapiergesetz verklagt. Für die US-Star-Investorin Cathie Wood bedeutet der davon ausgelöste Kursrutsch aber offenbar eine Kaufgelegenheit.
Um 2,9 Prozent nach oben ging es bei Manchester United. Hier half ein Bericht in der Zeitung «Daily Mail», wonach aus Katar eine weitere Offerte für den britischen Fussballclub eingegangen sein soll. Seit Februar kursieren Spekulationen über das Interesse aus dem Emirat, weil die amerikanische Eigentümerfamilie Glazer über einen Verkauf des Premier-League-Clubs nachdenkt.
Der Euro schwankte mit zuletzt gezahlten 1,0699 US-Dollar weiter um die Marke von 1,07 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs noch etwas höher auf 1,0717 (Dienstag: 1,0683) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9331 Euro. Am US-Anleihenmarkt fiel der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen um 0,55 Prozent auf 113,16 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Papiere stieg im Gegenzug auf 3,80 Prozent.