Das Schaulager in Münchenstein öffnet seine Schatzkisten
Das Schaulager in Münchenstein BL hat zu seinem 20. Geburtstag einige seiner Schatzkisten geöffnet. Mit sperrigen, sinnlichen und auch sehr unterhaltsamen Werken zeigt die Ausstellung die Spannweite der einzigartigen Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung.
Der erste Eindruck ist derjenige einer Ausstellung, bei der so gar nichts zusammenpasst: Da stehen Dieter Roths kleine Schokoladen-Büsten von 1968 neben den Ratten-Monstern von Katharina Fritsch (1993). Der Weg führt an einer grob gezimmerten Klavierkiste aus Holz von Richard Artschwager vorbei zu Jean-Frédéric Schnyders filigranen Architektur- und Siedlungsmodellen aus Bananenschachtel-Karton.
So betrachtet weist der Titel der Ausstellung «Out of the Box» auf die Überraschungsmomente und die grosse Diversität der Gegenwartskunst hin, die sich längst von den akademischen -ismen verabschiedet hat. Zu sehen sind Werke, «die sich neuer, in die Zukunft weisender, von der jeweiligen Gegenwart noch nicht allgemein verstandener Ausdrucksmittel bedienen», wie es der Stiftungszweck der 90-jährigen Emanul Hoffmann-Stiftung besagt.
Wuchtig wirkt es, wie der riesige verbeulte Blechwürfel der polnischen Künstlerin Monika Sosnowska scheinbar mit Gewalt in eine Ecke der Ausstellungsräume gerammt wurde. Oder verspielt und witzig, die aus Stoffresten zusammengeflickten kleinen Tierfiguren der Schweizer Künstlerin Gina Fischli.
Tochter und Vater Fischli vereint
Von Gina Fischli ist der Weg nicht weit zu ihrem berühmten Vater Peter Fischli, der mit einigen neuen, gewohnt hintersinnig witzigen Solo-Werkserien anwesend ist. Sie sind nach dem Tod seines Partners David Weiss 2012 entstanden. Auch als Duo sind Fischli/Weiss mit ihrem einzigartigen Fragenkatalog zu erleben – in einem Diaprojektionsraum, den man gar nicht mehr verlassen möchte.
Es ist eine Ausstellung, die einiges an Zeit in Anspruch nimmt. Entsprechend berechtigt ein Ticket zum dreimaligen Eintritt in die Ausstellung.
Nicht verpassen sollte man die Zweikanal-Videoinstallation «Ravel Ravel Interval» des albanischen Künstlers Anri Sala: Zu sehen und zu hören sind zwei Pianisten, die jeweils mit Orchesterbegleitung gleichzeitig Maurice Ravels berühmtes «Concerto pour la main gauche» spielen. Einerseits weichen die Interpretationen leicht voneinander ab und andrerseits werden beim Gang um die transparenten Leinwände die spielenden linken spiegelverkehrt zu rechten Händen.
Die Ausstellung «Out of the Box» im Schaulager ist bis 19. November zu sehen.