Auftakt zur Art Basel mit dem Art Parcours in der Innenstadt
Bevor die VIPs zu ihren First Choice- und Preview-Anlässen der Art Basel in die Messehallen strömen, hat seit Montagmittag das gemeine Volk das Vergnügen, den öffentlichen Art Parcours durch die Basler Innenstadt zu absolvieren.
Die Touristinnen und Touristen hatten beim Fotografieren die Qual der Wahl: Ist nun die Fassade des Basler Münsters wichtig oder die Kunstintervention auf dem Platz? Grosser Blickfang und Zentrum des diesjährigen, wiederum von Samuel Leuenberger kuratierten, Art Parcours sind die acht überlebensgrossen Strohmänner, die den Platz in Beschlag nehmen, mit ausgebreiteten Armen stehend, auf dem Rücken liegend oder auf allen Vieren.
Der Schweizer Künstler Kaspar Müller bildet mit den leblosen und fragilen, aber auch ein bisschen an Figuren aus einem Horrorfilm gemahnenden Körpern aus Stroh eine ganze Reihe an gestischen Emotionsbezeugungen nach.
Es ist dies eine von insgesamt 24 Interventionen im öffentlichen Raum – und an Plätzen, die für die Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich sind. Zu letzteren gehört der wunderschöne Garten des Hauses zum Raben am Picassoplatz. Dieser präsentiert sich als Station des Parcours fast schon wie ein Skulpturen-Garten.
Ein dort platziertes Werk ist die sinnliche-melancholische Bronzestatue «Arcangelo III» von Berlinde De Bruyckere: Eine Allee aus Rosensträuchern führt zu einer Engelsfigur, die ihren Oberkörper und ihre Flügel mit einem Tuch bedeckt hat. Die belgische Künstlerin sieht die erschöpft und ausgelaugt wirkende Figur als Hommage an das Pflegepersonal, das sich während der Pandemie aufgeopfert hat.
Diese Figur steht im krassen Gegensatz zum «Gold Walking Man» von Thomas Houseago” nebenan, der kopflos und mit aufgebrochenem Körper aber mit kräftigen Schritt das Areal abzuschreiten scheint.
Gut platziert
Kurator Leuenberger beweist einmal mehr eine sichere Hand für die Platzierung der Kunstwerke – einmal in sinnlicher, ein andermal aber auch in ironischer Hinsicht. So hat er im ansonsten nackten Strassenkreisel beim Kunstmuseum einen riesigen, im Sonnenlicht glitzernden Arm mit der zum Victory-Zeichen erhobenen Hand platziert, als wollte der US-Künstler Hank Willis Thomas das Befahren des Kreisels als Sieg feiern lassen.
Auf einer Hauswand gegenüber den Kunstmuseums-Bauten hat die griechische Künstlerin Georgia Sagri eine klaffende menschliche Wunde hinterlassen. Das Werk «deep Cut» von 2018 lässt Assoziationen zu den Wunden zu, die Kriege an Menschen und an der Infrastruktur hinterlassen oder die Menschen anderen zufügen.
Der Art Parcours bleibt bis Sonntag bestehen. Der Besuch ist gratis. Die Art Basel selber beginnt am Dienstag und am Mittwoch mit den Vorbesichtigungstagen für die eingeladenen Gäste. Von Donnerstag bis Sonntag sind die Messehallen dann auch für die breite Öffentlichkeit zugänglich.