Tauchboot nahe «Titanic» vermisst: Was wir wissen – und was nicht
Im Nordatlantik suchen Rettungskräfte fieberhaft nach einem Tauchboot, das mit fünf Insassen auf dem Weg zum berühmten Wrack der «Titanic» war.
WAS WIR WISSEN:
* Um was es geht: Gesucht wird nach dem Tauchboot «Titan». Das Gefährt wird vom Unternehmen Oceangate Expeditions betrieben, das damit wohlhabenden Abenteuerurlaubern sowie «Titanic»-Forschern gegen hohe Geldsummen eine Tauchfahrt zu dem weltberühmten Wrack bietet. Dabei handelt es sich nach Unternehmensangaben um eines von nur sehr wenigen Booten, die Menschen mehrere Tausend Meter weit in die Tiefe transportieren können.
* Die Insassen: Bestätigt ist, dass der britische Geschäftsmann und Abenteurer Hamish Harding ebenso an Bord ist wie der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood und sein 19-jähriger Sohn sowie ein bekannter französischer «Titanic»-Experte. Ein Sprecher der Familie bestätigte der BBC am Dienstag, dass der als «Mr Titanic» bekannte Forscher Paul-Henri Nargeolet einer der Insassen sei. Der fünfte Vermisste ist Oceangate zufolge der Chef der Betreiberfirma Stockton Rush, der als Kapitän des Bootes fungiert hatte.
* Das Tauchboot: Die 6,70 Meter kleine und 10,4 Tonnen schwere «Titan» bietet Platz für fünf Personen und ist ein sehr einfaches Gefährt. Tatsächlich handelt es sich im engen Sinne um ein Tauchboot, nicht um ein U-Boot, weil es nicht aus eigener Kraft in Häfen ein- und ausfährt. Vielmehr wird es von seinem grossen Begleitschiff «Polar Prince» zu dem Ort gebracht, wo die «Titanic» liegt und taucht dann für einige Stunden ab. Im Notfall reicht der Sauerstoff auf der «Titan» für 96 Stunden, also in etwa bis Donnerstag.
* Sicherheitsbedenken: Führungskräfte der Tauchboot-Industrie hatten einem Artikel der «New York Times» zufolge schon vor Jahren Sorgen bezüglich der Sicherheit der «Titan». «Wir befürchten, dass der aktuelle experimentelle Ansatz von Oceangate zu negativen Ergebnissen führen könnte (von geringfügig bis katastrophal)», schrieben sie in einem auf 2018 datierten Brief, den die «New York Times» veröffentlichte.
* Wie wird gesucht? Die Federführung hat die US-Küstenwache in Boston, die sich mit kanadischen Rettungskräften abstimmt, wie Kommandant John Mauger sagte. Im Einsatz sind mehrere Flugzeuge und Schiffe sowie Bojen mit Sonar an Bord, die Geräusche in einer Meerestiefe von bis zu knapp 4000 Meter erfassen können.
* Wo wird gesucht: Nahe dem Wrack der «Titanic». Die Überreste des 1912 gesunkenen Luxusdampfers liegen in rund 3800 Metern Tiefe und etwa 684 Kilometer südlich der kanadischen Insel Neufundland.
1. mailto:vonimhoff.benedikt@dpa.com 2. mailto:panorama@dpa.com 3. mailto:foto@dpa.com
WAS WIR NICHT WISSEN:
* Der Ort: Der US-Küstenwache zufolge gibt es bislang keine Spur der «Titan». Die Einsatzkräfte suchen sowohl an der Wasseroberfläche als auch in der Tiefe des Ozeans zum Beispiel mit Sonar nach dem Tauchboot – auf einer Fläche so gross wie Rheinland-Pfalz. Erst wenn der genaue Ort bekannt ist, kann eine mögliche Rettung angegangen werden. Der Ozeanologe Simon Boxall von der Universität Southampton sagte der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge, die Kommunikation in diesen Meeresregionen sei stark beschränkt. Zudem gebe es nur wenige Boote, die so tief tauchen und eine solch komplizierte Rettungsmission versuchen könnten.
* Ob die Insassen noch leben: Einige Expertinnen und Experten sehen es als wahrscheinlich an, dass die «Titan» Leck geschlagen ist und die Insassen längst tot sind.
* Die Gründe: Was mit dem Tauchboot passiert ist, liegt im Dunkeln. Bekannt ist bisher nicht, ob das Gefährt möglicherweise zwischen den «Titanic»-Überresten eingeklemmt oder ob es Richtung Oberfläche getrieben wurde. Rund um das Wrack in der Tiefe befindet sich ein grosses Trümmerfeld. Für Helfer könnte es nach Ansicht der Experten schon eine Herausforderung sein, das Boot dort zu identifizieren.
* Ein angeblicher Notruf: Keine Bestätigung gab es zunächst für Berichte über ein angebliches Notsignal, das das Tauchboot gesendet haben könnte. Die britische Nachrichtenagentur PA hatte den Ozeanologen Simon Boxall von der Uni Southampton mit den Worten zitiert: «Ich weiss es zwar nicht aus erster Hand, aber soweit ich weiss, haben sie ein Signal von dem U-Boot erhalten.»
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