Papst erinnert an vor 40 Jahren verschwundene Emanuela Orlandi
Papst Franziskus hat an die vor 40 Jahren unter mysteriösen Umständen verschwundene Emanuela Orlandi erinnert und deren Familie seine Nähe ausgedrückt.+
«Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um den Angehörigen, insbesondere der Mutter, noch einmal meine Verbundenheit zu bekunden und ihnen meine Gebete versichern», sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag nach dem Angelus-Gebet vor rund 20 000 Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom. Seine Gedanken seien bei allen Familien, die den «Schmerz über das Verschwinden eines geliebten Menschen ertragen müssen».
Pietro Orlandi, der Bruder der 1983 verschwundenen damals 15-jährigen Emanuela, die damals die jüngste Vatikan-Staatsbürgerin war, zeigte sich nach der Ansprache des Pontifex zuversichtlich: «Das Tabu um Emanuela Orlandi ist endlich gebrochen.» Dass der Papst sie erwähnte sei ein «Zeichen der Hoffnung, um die Wahrheit zu finden». Mit ihm zusammen waren viele andere Menschen zum Gedenken an Emanuela auf dem Petersplatz.
Vor dem Angelus-Gebet fand ein Sit-in zum Gedenken statt. Pietro Orlandi und weitere Angehörige des «Vatican Girl» sowie viele andere Menschen versammelten sich und gedachten Emanuela gemeinsam. Sie trugen Poster und Spruchbänder mit Fotos. Pietro forderte dort ein Ende des Schweigens. «Nach 40 Jahren kämpfen wir weiter», sagte er.
Die Tochter eines Kurienangestellten kam am 22. Juni 1983 nach einer Musikstunde in Rom nicht mehr nach Hause. Eine Leiche wurde nie gefunden – was mit ihr geschah, ist noch immer unklar. Es kursieren viele Theorien um ihr Verschwinden. Es wurde behauptet, Orlandi sei entführt worden, um den Papst-Attentäter Mehmet Ali Agca freizupressen, oder Geheimdienste seien involviert. Auch von Missbrauch durch einen Kurienbeamten oder die Entführung durch die Mafia war die Rede.