Marc Marquez am Karriere-Tiefpunkt
Marc Marquez musste am Sonntag aufgrund zu grosser Schmerzen auf einen Start beim Grand Prix der Niederlande in Assen verzichten – wie schon eine Woche davor in Deutschland. «Es ist einer der schwierigsten Momente meiner Karriere», gab der 30-Jährige offen zu.
Der spanische Honda-Pilot war mit einigen schmerzhaften Erinnerungen vom Sachsenring, wo er fünfmal zu Sturz gekommen war, in die Niederlande gereist: Rippenbruch, verstauchter Knöchel und ein Bruch am linken Daumen. Er habe sich gründlich untersuchen lassen, versicherte der Spanier. Deshalb habe er in Assen auch starten wollen. Zugleich gestand Marquez, dass er physisch nicht bei 100 Prozent sei. Körper wie Kopf im Wiederaufbau
Nach zwei weiteren Ausrutschern sowie grossen Rippen-Schmerzen gab der Katalane fürs Rennen erneut Forfait. Damit wolle er «verhindern, dass es schlimmer wird». Die Sommerpause – das nächste Rennen ist erst Anfang August in Silverstone – soll nun der Erholung dienen. «Ich muss mich jetzt physisch, aber auch mental in den nächsten eineinhalb Monaten wieder aufbauen», erklärte Marquez.
Auch zur sportlichen Reflexion werden die kommenden Wochen wohl aufgewendet werden. Acht von 20 WM-Rennen sind absolviert, Marquez sah kein einziges Mal die Zielflagge, weil er entweder stürzte oder nicht am Start stand. Angesichts seines schwächelnden Rennstalls wird über eine vorzeitige Trennung von Honda nach elf gemeinsamen Jahren spekuliert. Teammanager Alberto Puig meinte dazu wortkarg: «Jeder Mensch ist frei, das zu tun, was er im Leben will. Honda ist kein Unternehmen, das Leute haben will, die bei Honda nicht glücklich sind.» Marquez, der noch einen Vertrag bis 2024 hat, wollte sich darüber vorerst keine Gedanken machen. «Ich bin an einem Tiefpunkt. Du kannst nicht über deine Zukunft entscheiden, wenn du in so einer Verfassung bist», erklärte er. Honda hat jedenfalls in der Fahrer- und Marken-WM derzeit den Anschluss verloren und Besserung ist nicht in Sicht. Einziger Lichtblick war der Sieg des Spaniers Alex Rins im April in Austin.
Auch Yamaha im Tief
Ähnlicher Katzenjammer herrscht bei Yamaha. Fabio Quartararo, der Welt-meister von 2021, stand in dieser Saison nur einmal auf dem Podest. Auch der Franzose ist damit konfrontiert, mit den Ducati-Fahrern nicht mithalten zu können.
Der italienische Hersteller mit Titelverteidiger und WM-Leader Francesco Bagnaia an der Spitze dominiert die Königsklasse dieses Jahr beinahe nach Belieben, hat sieben der acht Rennen gewonnen. Marco Bezzecchi und Jorge Martin, die mit Kundenteam- Motorrädern von Ducati unterwegs sind, setzen dabei den Werksfahrern um Bagnaia immer mehr zu. Wobei der Weltmeister nach seinem vier-ten Saisonsieg erst einmal in Ruhe die Sommerpause geniessen kann. Als zweitbester Hersteller hat sich derweil KTM etabliert. Brad Binder ist als WM-Vierter bester Nicht-Ducati-Pilot, der Südafrikaner verbuchte heuer zwei Sprintsiege sowie einen zweiten Platz beim Grand Prix in Jerez. Teamkollege Jack Miller wurde dort Dritter. Insbesondere in den Sonntagsrennen hat der österreichische Rennstall aber noch Verbesserungspotenzial.
Ein geschundener, schmerzender Körper und ein nicht konkurrenzfähiges Motorrad: Der sechsfache MotoGP-Weltmeister Marc Marquez muss aktuell die schwierigste Phase seiner Karriere überstehen.