Darf man mit der Pflege der Eltern Geld verdienen?
Grundsätzlich machen es jetzt alle Pflegeorganisationen, sie stellen pflegende Angehörige an», sagt Petar Kovacevic. Er und seine Frau Kaja haben 2011 die Spitex MediKo in Siebnen gegründet. Die private Spitex gehört dem Verband der privaten Spitex-Organisationen an und beschäftigt 48 Angestellte und ist von allen Krankenkassen anerkannt. Mit im Geschäft sind die Söhne Marko und Stefan. Marko ist Pflegedienstleiter und studiert zur Zeit Pflegewissenschaften in Salzburg und Stefan ist Fachperson Betreuung mit Weiterbildung im HR.
Grundsätzlich machen es jetzt alle Pflegeorganisationen, sie stellen pflegende Angehörige an», sagt Petar Kovacevic. Er und seine Frau Kaja haben 2011 die Spitex MediKo in Siebnen gegründet. Die private Spitex gehört dem Verband der privaten Spitex-Organisationen an und beschäftigt 48 Angestellte und ist von allen Krankenkassen anerkannt. Mit im Geschäft sind die Söhne Marko und Stefan. Marko ist Pflegedienstleiter und studiert zur Zeit Pflegewissenschaften in Salzburg und Stefan ist Fachperson Betreuung mit Weiterbildung im HR.
Auch Nachbarn können Angehörige sein «Wir haben vor etwa einem Jahr an einem Vortrag des Verbands erfahren, wie das Thema pflegende Angehörige neu zu handhaben ist», beginnt der Vater. «Die hohe Zahl an Personen in der Schweiz, die auf irgendeine Art und Weise in die Pflege und Betreuung von Angehörigen involviert ist, liegt bei rund 500 000.» Doch was genau ist unter «Angehörige » zu verstehen: Es sind die in auf- und absteigender Folge direkten Verwandten, ebenso Eheleute und Personen in eingetragener Partnerschaft. Aber auch Menschen aus dem engeren Lebensumfeld, also Freundinnen und Freunde, verbindlich Nahestehende, sogar Nachbarn zählen dazu. Dabei spielt es weniger eine Rolle, ob sie im selben oder nahen Haushalt wohnen oder weiter entfernt. Bundesgericht hat entschieden
Familie Kovacevic hat oft gesehen, wie Angehörige die kleineren oder oft auch grösseren pflegerischen Vorkehrungen seit Jahren selbstverständlich tun. «Viele Angehörige wissen noch nicht, dass sich die Rechtslage seit 2020 geändert hat und besagt, dass die Grundpflege durch ein Familienmitglied ein Recht auf Entschädigung hat.» Doch viele würden fragen: «Wie kann ich jetzt für Vater oder Mutter Geld verlangen?» Jemand sei vielleicht den ganzen Tag und die ganze Nacht dagewesen und habe Skrupel, für die eigentlichen pflegerischen Leistungen eine Bezahlung zu nehmen. «Wir sagen diesen Angehörigen: Das ist gut. Sie tun ja die Arbeit.» Dies erfordere ein Umdenken, weil in der Generation, die jetzt gepflegt wird, zwischen den Familienangehörigen gewisse Vorbehalte hinderlich sei-en. «Wir sehen, dass die Familien in unseren ländlichen Gebieten untereinander oft enorm hilfsbereit sind», sagt Marko Kovacevic. Vieles habe auch bis-her bestens funktioniert. Da zurzeit in der Schweiz rund 10 000 Pflegekräfte fehlen, werde der Pflege durch die Angehörigen eine höhere Bedeutung zukommen.
Praktisch geht das so: Die Spitex MediKo macht mit pflegenden Angehörigen einen Arbeitsvertrag. «Sie sind Angestellte von uns. Wir begleiten, informieren und schulen die pflegenden Angehörigen immer. Wir sind im Hintergrund da und kommen auch regelmässig vorbei.» Aktuell sind drei pflegende Angehörige bei Spitex MediKo angestellt; sie bezahlt die Angestellten mit 37 Franken pro Stunde. 35 Franken können mit der jeweiligen Krankenkasse des Patienten abgerechnet werden.
Ein künftiges Modell
Familie Kovacevic betont einen weiteren Aspekt, der für dieses nahe liegende Modell spricht: Angehörige haben in der Regel einen offenen und positiven Zugang zum Patienten. «Sie wissen viel voneinander, sind vertraut, und der Patient oder die Patientin hat somit weniger Schamgefühl vor den eigenen Leuten.» Insbesondere wenn es um Duschen, An- oder Ausziehen, WC-Begleitung, Inkontinenzprobleme oder um Essenshilfe gehe.
An und für sich ein einfaches Modell. Und ein zukunftsfähiges. Marko Kovacevic sieht darin eine reale Chance, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. «Das insgesamt als positiv zu wertende Modell wirkt auch der Vereinsamung, der Depression und den Existenzsorgen entgegen », fasst er die psychischen Aspekte in Worte. Auch über Geld sprechen würden die Patienten eher mit ihren Angehörigen als mit externen Pflegekräften.
Nur langsam kommt die Erkenntnis bei den pflegenden Angehörigen an, dass sie ihre Arbeit abrechnen dürfen. Wie geht beispielsweise die Spitex MediKo in Siebnen mit Fragen von pflegenden Angehörigen um?