Öl und Gas werden günstiger – beim Strom siehts anders aus
Nach einem sehr turbulenten Jahr 2022 mit hohen und stark schwankenden Preisen habe sich die Lage auf den Energiemärkten «etwas beruhigt», sagt Michael Walser von Energie 360 Grad, der früheren Erdgas Zürich, auf Anfrage. «Dank des milden Winters und des deutlich geringeren Gasverbrauchs» seien die Beschaffungspreise für Gas gesunken (siehe auch Kasten).
Nach einem sehr turbulenten Jahr 2022 mit hohen und stark schwankenden Preisen habe sich die Lage auf den Energiemärkten «etwas beruhigt», sagt Michael Walser von Energie 360 Grad, der früheren Erdgas Zürich, auf Anfrage. «Dank des milden Winters und des deutlich geringeren Gasverbrauchs» seien die Beschaffungspreise für Gas gesunken (siehe auch Kasten).
Bei Energie 360 Grad war der Preis für das Standardprodukt zuvor seit Oktober 2021 immer weiter angestiegen. Noch im September 2021 lag er bei lediglich 7,0 Rappen die Kilowattstunde und im Februar 2022 – vor dem Beginn des Ukrainekriegs – bei 11,7 Rappen. Ein Jahr später, im Oktober 2022, muss-ten dann 18,2 Rappen pro Kilowattstunde auf den Tisch gelegt werden. Seither aber gehen die Kosten wieder schrittweise zurück. Seit Mai 2023 zahlt der gleiche Kunde 14,6 Rappen. Grosse regionale Unterschiede
Eine Veränderung der Marktpreise wirke sich zeitverzögert auf die Gaspreise aus, sagt dazu Walser. Ob der Gaslieferant die Preise demnächst nochmals senkt, könne er momentan zwar noch nicht sagen. «Die Tendenz geht aber dahin.» Während Energie 360 Grad mit der Stadt Zürich und rund 40 weiteren Gemeinden ein recht grosses Gebiet versorgt, gibt es in der Schweiz auch sehr viele kleinere Gasversorger. Die meisten befinden sich im Besitz von Städten und Gemeinden.
Laut Daten des Preisüberwachers liegen die durchschnittlichen Kosten in der Schweiz derzeit bei rund 16,22 Rappen die Kilowattstunde für ein Mehrfamilienhaus mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 100 000 Kilowattstunden. Die Preise für dieselbe Verbrauchskategorie schwanken regional allerdings massiv. Das reicht von extrem tiefen Preisen bei rund 7 Rappen die Kilowattstunde zu Höchstpreisen bei gut 25 Rappen. Besonders teuer ist Gas zum Heizen unter anderem in den Kantonen Jura und Solothurn, besonders günstig dagegen in Graubünden oder in Genf. 100 Liter Heizöl für 105 Franken
Ein ähnliches Bild wie beim Gas zeigt sich preislich beim Heizöl. Im Unterschied zum Gas wird der Heizöltank jedoch meist nur einmal jährlich befüllt, oft im Herbst. Derzeit zahlt ein Hausbesitzer rund 105 Franken pro 100 Liter bei einem üblichen Bestellvolumen. Im Oktober 2022 waren es noch rund 60 Franken mehr. Und im Februar 2022 wurden zeitweise auch fast 200 Franken pro 100 Liter fällig.
Auch der Heizölpreis ist also wieder deutlich zurückgekommen, aber ebenfalls noch nicht auf den früheren tiefen Niveaus. Im Sommer 2021 wurden klar weniger als 90 Franken gezahlt, im Sommer 2020 sogar unter 70 Franken. Strompreis dürfte weiter steigen
Ganz anders die Lage beim Strom: Nachdem die Kosten für die Haushalte Anfang Jahr im Durchschnitt um 27 Prozent in die Höhe geschossen sind, steigen sie ersten Schätzungen der Branche zufolge ab 2024 um weitere 12 Prozent. Dazu muss man wis-sen: Die Stromtarife für Haushalte können die Energieversorger nur einmal im Jahr, nämlich zum Jahreswechsel, anpassen – und seit dem 1.Januar hat sich bereits wieder Nachholbedarf angesammelt.
Und auch bei der Stromversorgung gilt in der Schweiz: Es gibt regional starke Gefälle. So gab es in diesem Jahr Gebiete, wo sich die Kosten sogar mehr als verdoppelt haben. So verlangt der Berner Netzbetreiber Lichtund Kraftgenossenschaft Richigen seit Anfang 2023 sogar etwa 175 Prozent mehr als im Vorjahr.
Viele Schweizer Haushalte müssen mittlerweile wieder deutlich weniger für Gas und Öl bezahlen als im vergangenen Sommer und Herbst. Und zumindest beim Gas winken weitere Preissenkungen.