Am Zürichsee breiten sich vermehrt Schlangen aus
Die Schlangensichtungen werden häufiger. «Seit 2020 haben wir immer wieder Schlangen in unserem Garten gesehen, früher jedoch nie», sagt Andreas Jung. Er wohnt direkt am See und beschreibt die Schlangen als Tiere, die, wenn sie sich bedrängt fühlen, rasch durch elegante Schwimmbewegungen durchs seichte Wasser davongleiten.
Die Schlangensichtungen werden häufiger. «Seit 2020 haben wir immer wieder Schlangen in unserem Garten gesehen, früher jedoch nie», sagt Andreas Jung. Er wohnt direkt am See und beschreibt die Schlangen als Tiere, die, wenn sie sich bedrängt fühlen, rasch durch elegante Schwimmbewegungen durchs seichte Wasser davongleiten.
Jung ist nicht der Einzige, der in den letzten Jahren vermehrt Schlangen beobachtet hat. Immer wieder berichten Leute, teilweise besorgt, von Sichtungen besagter Tiere. Auch Badi-Gäste trafen zuletzt immer wieder Reptilien an, als sie sich im Wasser erfrischen wollten. Ein neues Phänomen sind Schlangen in der Region nicht, doch auffällig ist, dass sie heute viel häufiger als früher beobachtet werden.
Vincent Sohni ist Zoologe und arbeitet beim Naturnetz Pfannenstiel. Auch er stellte fest, dass häufiger Schlangen gesichtet werden. «Insbesondere die Würfelnatter hat sich in den letzten Jahren stark ausgebreitet», sagt er. Sie werde oft gesichtet, weil sie teilweise ganze Kolonien bilde. «Zudem kommen die Tiere oft am Morgen aus Büschen auf Steine am Seeufer hervor, um sich zu sonnen», ergänzt er. Auch Steinverbauungen seien beliebte Aufenthaltsorte der Würfelnattern. Würfelnatter wurde ausgesetzt
«Die Würfelnatter ist keine heimische Schlangenart», erklärt Sohni. Sie sei durch Aussetzungen von Privaten vor etwa 20 Jahren in die Deutschschweizer Seen gelangt. Ursprünglich komme sie im Tessin, Misox und Puschlav vor. «Für ihre Ausbreitung ist der Klimawandel sicherlich ein Faktor», sagt der Zoologe. «Aufgrund der Tauchgänge von bis zu 20 Minuten müsse sich die Schlange oft und lange aufwärmen.» Deshalb profitiere sie wohl von wärmeren und sonnigeren Sommern. Zudem hat die Würfelnatter in ihrem Lebensraum rund um die Steinufer kaum Konkurrenz.
Denn die Würfelnatter ist nicht die einzige Schlangenart, die im Zürichsee vorkommt. «Die Ringelnatter ist eine Schlange, die natürlicherweise in unseren Seen vorkommt», sagt Sohni. Sie stelle jedoch höhere Ansprüche an ihren Lebensraum als die Würfelnattern und komme daher eher in den natürlichen Uferbereichen mit Schilf oder Riedflächen und seltener an mit Blocksteinen verbauten Ufern vor.
Wegen der verschiedenen Lebensräume stelle die Würfelnatter wohl auch keine Gefahr für die hiesigen Schlangen dar. «Dennoch möchte ich festhalten, dass das Aussetzen von Wildtieren streng verboten ist», sagt Sohni. Denn in anderen Fällen könne durchaus eine hiesige Tierart vertrieben werden. «In den letzten Jahren haben wir vermehrt festgestellt, dass Mauereidechsen, die mit der Bahn eingeschleppt wurden, die heimischen Zauneidechsen aus ihren Territorien am Zürichsee verdrängen.» Schlangen in Ruhe
Praktisch jeden Sommer komme mittlerweile die Frage auf, ob die Würfelnatter für Menschen gefährlich sei, berichtet Sohni. Die Würfelnatter ist jedoch nicht giftig und beisst Menschen nicht, selbst wenn man die Tiere in die Hand nehmen würde. Daher können etwa Bootsbesitzer sie problemlos entfernen, sollte sich einmal ein Tier ein Boot als Ruheplatz ausgesucht haben.
Dennoch sollte man Würfelnattern grundsätzlich in Ruhe lassen. «Die scheuen Tiere ziehen sich eher von selbst zurück», sagt Sohni. Für den Zoologen löst die Begegnung mit Schlangen am Zürichsee im Idealfall sogar Freude an der eleganten und faszinierenden Tierart aus. «Durch diese Begeisterung entstehen nämlich Bemühungen zum Schutz heimischer Arten, die auf unsere Hilfe angewiesen sind.» Denn die Schlange und der Mensch müssten sich ihren Lebensraum nun mal teilen.
In den letzten Wochen haben Badende vermehrt Schlangen im Zürichsee entdeckt. Doch sind diese Schlangen für Menschen überhaupt gefährlich?