Königlicher Empfang im Wohnzimmer für Federer
Auf den Aussenplätzen machen sich Schiedsrichter, Ball-kinder und Helfer gerade bereit für die ersten Matches, da rennen plötzlich Massen von Menschen in Rich-tung der zentralen Allee durch die Tennisanlage an der Church Road im Südwesten Londons. Roger Federer ist zurück in Wimbledon, und es ist ein Auftritt zwischen König und Popstar.
Von Sicherheitsleuten abgeschirmt spaziert Federer Hand in Hand mit seiner Frau Mirka in Richtung des Centre Courts, auf dem er acht seiner zwanzig Grand-Slam-Trophäen erobert hat. Sie ganz in Weiss, er im sommerlicheleganten beigen Anzug mit Sonnenbrille. In den Tagen davor war durchgesickert, dass die Veranstalter den 41-jährigen Basler nach dessen Rücktritt gebührend verabschieden und ehren wollten.
Für Tea Time zurück
Knapp zwei Stunden später regnet es draussen, das Dach des Centre Courts ist geschlossen. Auch als Tennispensionär ist Federers Timing perfekt. Bereits vor einem Jahr wurde er – in einer Reihe mit anderen Grössen aus der langen Geschichte des wichtigsten Turniers der Welt – aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums des Centre Courts gefeiert. Nun kehrte er aber erstmals nach seinem offiziellen Rücktritt an den Ort seiner wichtigsten und schönsten Erfolge zurück. War der Gang über die Anlage mehr Popstar, wird es auf dem Centre Court richtig königlich.
Fünf Minuten bevor die letztjährige Frauensiegerin Jelena Rybakina ihre Titelverteidigung gegen Shelby Rogers in Angriff nimmt, werden auf dem Centre Court noch einmal Bilder von Federers emotionalen Siegen in Wimbledon gezeigt. «Ich freue mich, wenn ich nach meinem Rücktritt für die Tea Time zurückkehre », sagt der Schweizer Maestro in einem Video. Auch ehemalige Gegner wie Rafael Nadal oder die aktuelle Nummer 1 der WTA-Weltrangliste Iga Swiatek finden schwärmerische Worte.
Danach schreitet Federer gemessenen Schrittes in die sogenannte Royal Box, die Adligen und besonders verdienten Menschen vorbehalten ist. Winkend, strahlend und unter einer Standing Ovation der knapp 15000 Fans setzt er sich zwischen Mirka und die Herzogin Kate, einer bekennenden Tennisenthusiastin, die mit Federer auch schon Bälle schlug, in die erste Reihe.
Der König von Wimbledon
Der Zeitpunkt könnte passender kaum sein. Zum einen gewann Federer am 6. Juli 2003 – also vor fast genau 20 Jahren – in Wimble-don seinen ersten Grand-Slam-Ti-tel. Zum anderen könnte es sein, dass ihn Novak Djokovic am übernächsten Sonntag als Rekordhalter einholt. Noch aber ist Federer der uneingeschränkte König von Wimbledon – auf und neben dem Platz.
Fast genau 20 Jahre nach seinem ersten Grand-Slam-Titel wird Roger Federer auf dem Centre Court mit einer Standing Ovation geehrt. Er erhält einen Platz in der Royal Box.