Meist mit Medikamenten
Höchste Aufmerksamkeit, das hat der Primarlehrer damals verlangt. Es war Ende der 70er-, Anfang der 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts. Wer nicht aufpasste und dem Lehrer nicht an den Lippen hing, der musste aufpassen vor dem herumfliegenden Schlüsselbund. Der Lehrer spielte Tennis und traf meist sehr genau. Ich passte darum meist auf oder schaute, dass ich aufmerksam dreinschaute.
Trotz Bedrohungslage tauschten wir uns während des Unterrichts untereinander aus. Wir nutzten Papierschnitzel, auf die wir Sprüche schrieben, verrückte Figuren zeichneten, rausgestreckte Zungen, Herzchen etc. Was man halt so macht, wenn man noch in der kindlichen Phase steckt. Die Zettel kursierten kreuz und quer durch die Schulbankreihen. Wer das Kichern nicht verkneifen konnte, dem drohte der Schlüsselbundschmerz. Es waren harte Zeiten – teils klar zu harte, aber wir haben es überlebt.
Die «Zettelwirtschaft» ist vielleicht heute noch beliebt, ich weiss es nicht. Was sonst, vor allem in den höheren Klassen, heute so abgeht, möchte ich gar nicht wissen. Wie viele Chats, Bildchen, Kommentare, Witziges und weniger Witziges wohl pro Schulzimmer und Tag digital herumschwirren? Es müssen Hunderte, nein Tausende sein! Die Aufmerksamkeit wird entsprechend sein, und die Schlüsselbundmethode ist nicht mehr praktikabel (zum Glück!).
Nicht erstaunlich, dass nun ein erstes Land in Europa Mobilgeräte aus Klassenzimmern verbannt. Die Niederlande will das Verbot per 2024 umsetzen. Auch wenn’s am Ende nicht ganz rigoros umsetzbar ist, dem Unterricht und den Lehrpersonen tut’s sicher gut. Warum nicht auch bei uns ein solches Vorgehen? Schnitzelbotschaften haben übrigens diesen Vorteil: Man übt wieder mehr das Schreiben und Zeichnen mit der Hand.