Verstappen unbehelligt zu weiteren Bestmarken
Der Niederländer Max Verstappen nutzt seine Dominanz in der Formel 1 zu einem weiteren Sieg. Der Weltmeister im Red Bull gewinnt ungefährdet auch den Grand Prix von Grossbritannien.
Wenn vor einem Grand-Prix-Wochenende Zahlen, Rekorde und Statistiken ins Zentrum des Interesses rücken, ist das ein Indiz dafür, dass aus sportlicher Warte nicht allzu viele Fragen im Raum stehen. Dass es kaum Platz für Unerwartetes gibt, die Spannungsmomente auf der Rennstrecke zu einem raren Gut geworden sind. Für Ausgewogenheit an der Spitze der Formel 1 ist Max Verstappen derzeit zu gut, der RB19, das Auto von Red Bull, zu überlegen.
Monotonie bedeutet vorab im Sport sehr oft Langeweile. In der Formel 1 kann sich das Festgefahrene im Besonderen hinziehen. Vorteile im technischen Bereich haben meist Langzeitwert, denn die Rückgewinnung verlorenen Terrains ist für die Konkurrenz ein schwieriges Unterfangen. Anpassungen an den Autos sind langwierige Prozesse – auch deshalb, weil der Teufel nicht selten im Detail liegt. Beispiele für geringfügige Veränderungen mit grosser Wirkung gibt es zur Genüge.
Lohn für lange harte Arbeit
Mit Verstappens Dominanz wiederholt sich die Geschichte ein weiteres Mal. Der Niederländer geniesst seine Rolle des Alles-Gewinners. Er sieht seinen Status als Lohn für viele Jahre harter Arbeit und weiss den Erfolg entsprechend einzuordnen. Auch er und seine Mitstreiter sind den Weg des langwierigen Prozesses gegangen.
Verstappens Gedanken schweifen ab in die Zeit mit Lewis Hamilton und dem Team Mercedes als unantastbare Granden der Formel 1. «Es gab viele Saisons, in denen wir dachten, den Besten ganz nahe zu sein. Dann war wieder nichts, und wir hofften auf das folgende Jahr», blickt Verstappen zurück.
Es habe auch Momente mit Zweifeln und fehlender Überzeugung gegeben, auf dem richtigen Weg zu sein. Ein Wechsel des Arbeitgebers sei zum Thema geworden. Das Vertrauen in die Fähigkeiten des Teams habe entsprechende Gedanken aber wieder verdrängt. «Zum einen hatte ich als Fahrer noch viel zu lernen, zum anderen war da die Loyalität gegenüber den Leuten, die mir die Chance in der Formel eins geboten hatten.» Aus der Chance hat sich mittlerweile eine Überlegenheit entwickelt, die den Vergleichen mit den Grössten der Szene standhält – und die eben auch den Blick in die Rekordbücher mit sich bringt.
Wie McLaren vor 35 Jahren
In Silverstone sorgte Verstappen für die nächsten Einträge in den Statistiken. Sein Sieg am Sonntag war der sechste in Folge. Ein halbes Dutzend erste Ränge ohne Unterbruch hatte er zuvor in Grands Prix noch nie geschafft. Eine weit markantere Bestmarke setzte er für das Team. Es war der elfte Sieg ohne Unterbruch für Red Bull, was der Einstellung des von der Equipe McLaren gehaltenen Rekords gleichkam. Der Brasilianer Ayrton Senna und der Franzose Alain Prost hatten vor 35 Jahren in Diensten des Traditions-Rennstalls gemeinsam ebenfalls elf Grands Prix am Stück gewonnen.
Verstappens neuester Erfolg war auch eine Premiere. Den Grand Prix von Grossbritannien gewann er erstmals. Auf dem Circuit des einstigen Militär-Flughafens war er zwar bereits vor drei Jahren als Erster abgewinkt worden. Jenes Rennen war allerdings als Beitrag zur Feier für das 70-jährige Bestehen der Formel 1 durchgeführt worden. Dominanz trotz nicht Fehlstart
Damals hatte sich Verstappen gegen die Übermacht aus dem Team Mercedes durchgesetzt, am Sonntag blieb er trotz eines nicht geglückten Starts unbehelligt.
Der aus der Pole-Position losgefahrene Titelhalter musste auf den ersten Metern Lando Norris im McLaren passieren lassen, überholte nach fünf Runden den Briten aber wieder und fuhr fortan trotz einer zwischenzeitlichen Neutralisation des Rennens ungefährdet zu seinem achten Sieg in dieser Saison. Der Auftritt des Safety- Cars war wegen eines Motorschadens im Haas mit dem Dänen Kevin Magnussen am Steuer nötig geworden. Der wie schon im Qualifying überraschende Norris behauptete Platz 2 vor Landsmann Lewis Hamilton im Mercedes. Zu den Geschlagenen gehörten vor allem die Ferrari-Piloten auf den Rängen 9 und 10.