Ein «Traumgelände», weil
unlogisch ist
es
Zurzeit werden in Flims/Laax die Weltmeisterschaften im Orientierungslauf ausgetragen. Grosses Thema ist das Gelände, das nicht nur we-gen der ungewohnten Höhenlage einzigartig ist. Mit dem Rennen über die Langdistanz wird die WM heute so richtig lanciert.
Florian Howald sagt: «Mein Ziel ist es, dieses Gelände zu bezwingen. Alle Kniffs erfolgreich zu bekämpfen.» Howald ist einer von zehn Schweizer Athletinnen und Athleten, die an den Weltmeisterschaften im Orientierungslauf in Flims/Laax um die Medaillen rennen werden. Seine Worte zeigen: Das spezielle Gelände in der Region ist im Schweizer Team das grosse Thema. Am Dienstag wurde die WM offiziell eröffnet.
Die Destination
Bereits vor rund 15 Jahren bewarb sich Flims/Laax für die Durchführung der OL-WM, unterlag damals aber für die Austragung 2012 dem Dossier von Lausanne. Nun kommt die WM doch noch nach Graubünden. Tourismusdirektor André Gisler geht während der WM-Woche von rund 50 000 Logiernächten aus, was einer Wertschöpfung von circa 7,5 Millionen Franken entspricht. Stolz ist Gisler auch auf das Gelände. Dieses sei «selektiv, anspruchsvoll und einzigartig». Gleich im Anschluss an die WM findet in Flims/Laax – wie schon 2011 – die «Swiss O Week» statt, ein OL-Event für Breitensportler. Die Verantwortlichen gehen von rund 36000 Logiernächten aus, was einer Wertschöpfung von 4,5 Millionen Franken entspricht. Durch die Aufmerksamkeit und die TV-Präsenz beträgt die indirekte Wertschöpfung gar 16 Millionen Franken.
Rund drei Millionen Franken beträgt das Budget für den Event. Dieses zu stemmen, ist nicht einfach. «Wir sind eine kleine Sportart», sagt Brigitte Grüniger Huber, OK-Präsidentin der WM. «Dazu kommt, dass die Wirtschaft in den letzten Jahren stark gelitten hat. Die Pandemie hat auch uns etwas gestoppt. » Knapp die Hälfte des Geldes kommt aus der öffentlichen Hand, rund ein Viertel sind Sponsoreneinnahmen. Ungewohnt für OL-Wettkämpfe: An der WM werden Preisgelder verteilt. Grüniger Huber hofft auf gutes Wetter. Und auf starke Schweizer Resultate am Donnerstag, dem ersten Wettkampftag. Für den Sonntag erwarten die Verantwortlichen gut 6000 Zuschauerinnen und Zuschauer. «Wir ha-ben hier ein Traumgelände, weil es nicht logisch ist», sagt Grüniger Huber. Grund dafür ist der Bergsturz, der das WM-Gelände vor mehreren Tausend Jahren geformt hat. Viele Steine prägen das Bild, der Blick ist oft eingeschränkt. Zudem gibt es sehr wenige Wege, an denen sich die Läuferinnen und Läufer orientieren können.
Wo sich das Wettkampfgelände exakt befindet, war bis zum Start nicht bekannt. Gemäss OL-Ehrenkodex dürfen die Läuferinnen und Läufer das Sperrgebiet vor den Wettkämpfen nicht betreten. «Wir haben wohl in jedem Bergsturzgebiet der Schweiz trainiert, um uns auf die WM einzustellen », sagt der Schweizer Cheftrainer Kilian Imhof. «Der Flimser Wald ist aber einzigartig.» Trotzdem glaubt er an einen gewissen Heimvorteil. «Die Charaktere des Geländes dürften uns vertrauter sein als anderen Läuferinnen und Läufern.» Das Ziel aller drei Wettkämpfe befindet sich beim Sportzentrum Prau la Selva in Flims und bietet rund 6000 Zuschauerinnen und Zuschauern Platz.
Zu den Besonderheiten des Geländes gehört auch die Höhenlage des WM-Gebiets. Flims/Laax liegen knapp über der 1000er-Grenze. Das Schweizer Team bereitete sich deshalb Anfang Sommer in einem dreiwöchigen Höhen- Trainingslager auf den Saisonhöhepunkt vor. «Die Höhenlage dürfte uns entgegenkommen», sagt National-trainer Imhof, «wir Schweizer sind uns diese Lage eher gewöhnt als andere Nationen.» Martin Hubmann etwa, nominiert für Mitteldistanz und Staffel, zog im vergangenen Herbst vom Unterland nach Davos, um sich besser an die Höhenlage zu gewöhnen.
Die Medaillenhoffnungen
Martin Hubmann gehört mit der Staffel, die er unter anderem mit seinem Bruder Daniel laufen wird, zu den heissen Medaillenanwärtern im Schweizer Team. Imhof nennt vier Medaillen als Ziel. «Mindestens.» Auch die Frauenstaffel liebäugelt mit einem Podestplatz. Und in den Einzelwettbewerben hat die Schweiz mit Simona Aebersold, dem 32-fachen Weltcupsieger Daniel Hubmann oder Matthias Kyburz, dem mehrfachen Medaillengewinner an Welt- und Europameisterschaften, einige heisse Anwärter auf das Podium. Total werden rund 300 Athletinnen und Athleten aus 44 Nationen um die Medaillen kämpfen. Medaillen gibt es über die Mitteldistanz, die Langdistanz und in der Staffel. Heute Donnerstag findet von 12 bis 16.35 Uhr (SRF zwei) das Langdistanz-Rennen statt. Am Samstag folgen die Mitteldistanzen und am Sonntag die Staffel.