Die letzte Möglichkeit
Muriel Züger (Galgenen) fliegt am 23. Juli nach Chengdu in China und nimmt an den World University Games teil. Die Vorbereitung gestaltet sich wegen der Zeitverschiebung etwas anders als sonst.
Im westchinesischen Chengdu finden vom 28. Juli bis am 8. August die FISU World University Games statt. Mit dabei ist die Galgener Spitzenschützin Muriel Züger. Sie bereitet sich in dieser Woche im nationalen Leistungszentrum auf den Grossanlass vor. Eine besondere Herausforderung wird die Zeitumstellung sein. Sie bezieht diesen Aspekt deshalb bereits in die Vorbereitung mit ein. Es ist übrigens die erste und letzte Teilnahme Zügers an einer Universiade. Dass sie teilnimmt, obwohl sie ihr Studium bereits vor zwei Jahren beendete, ist den Corona-Verschiebungen geschuldet. (dko) mit Muriel Züger sprach Daniel Koch
Wie bereiten Sie sich momentan vor, um aus sportlicher Sicht bestmöglich gerüstet nach Chengdu reisen zu können?
Grundsätzlich läuft die Vorbereitung wie immer ab. Die Universiade ist für mich ein wichtiger Wettkampf, und ich trainiere wie sonst auch auf diesen Wettkampf hin. Letzte Woche hatte ich zwar noch eine Pause, weil die Saison seit Januar doch schon lange andauert. Diese Woche gebe ich im Training im nationalen Leistungszentrum aber nochmals Vollgas. Ich trainiere für mich alleine, da ich die Einzige des Nationalteams bin, die an die Universiade geht. Etwas speziell im Vergleich zu sonst ist auch, dass ich mich auf die Zeitumstellung vorbereiten möchte. Zu China sind es sechs Stunden, einen so grossen Zeitunterschied hatte ich an einem Wettkampf schon lange nicht mehr. Ich bin, so glaube ich, auch noch nie zehn Stunden am Stück im gleichen Flugzeug gesessen. Ich werde also besonders auf den Schlaf achten, früh ins Bett gehen und auch früh aufstehen. Auf diese Weise hoffe ich, mich schon etwas akklimatisieren zu können.
Wer hilft Ihnen bei der ganzen Organisation vor dem Wettkampf?
Wir haben da unsere Hochschulsportabteilung, das sind aber andere Leute als beim Spitzensportverband Swiss Shooting. Wir haben aber ein kleines, cooles Team, das uns gemeinsam mit Swiss University Sports doch sehr viel abgenommen hat bei der Vorbereitung. Das Visum musste ich selbst beantragen, das war ein recht aufwendiges Abenteuer. Wenn wir mit der Nationalmannschaft unterwegs sind, wird so etwas jeweils zum grossen Teil vom Sekretariat des Verbands erledigt. Um das Visum auf privater Basis zu kriegen, war ich schon ein paar Stun-den beschäftigt.
Wie ist die Reise geplant und wann fliegen Sie nach Chengdu?
Ich fliege nächsten Sonntagmorgen nach China ab. Ursprünglich wären wir am Samstagabend über London geflogen, mussten aber kurzfristig umbuchen, weil wir mit den Gewehren nicht über London fliegen dürfen. Jetzt fliegen wir stattdessen von Frankfurt direkt nach Chengdu.
Wissen Sie, wo sie dort untergebracht sein werden?
Wir wohnen mitten im Athletendorf, darauf freue ich mich mega.
Und wo finden die Wettkämpfe statt?
Diese werden, so haben wir es auf Fotos gesehen, auf einer super Schiessanlage stattfinden. Sie sieht modern, gross und schön aus. China wird sich da nicht lumpen lassen, gerade weil China im Schiesssport ja eine der ganz grossen Nationen ist. Ich bin deshalb überzeugt, dass wir sehr gute Voraussetzungen antreffen werden.
Wer ist ausser Ihnen noch im Team mit dabei?
Wir sind drei Frauen, die teilnehmen. Neben mir sind das Anja Senti und Alicia Steiner. Sie sind beide auch im SSV dabei, aber in anderen Teams. Aus der unmittelbar olympischen Nationalmannschaft bin ich die Einzige. Anja Senti kennt man mehr aus dem 300m-Schiessen. Weiter haben wir eine Delegationsleiterin und einen Trainer dabei, wir sind also ein kleines, überschaubares Team mit fünf Leuten. Es ist sicher cool, einmal in so einer kleinen Gruppe unterwegs zu sein, ich freue mich darauf.
In welchen Disziplinen sind Sie am Start?
Ich starte in den beiden olympischen Einzeldisziplinen. Also Kleinkaliber Dreistellungsmatch (50m, 3×20) und im Luftgewehrwettkampf 10m. Wir können leider keinen Mixed-Start machen, weil kein Mann dabei ist. Es gibt in den beiden Wettkämpfen jeweils aber auch eine Team-Wertung, in der unsere drei Resultate zusammengezählt werden.
Was ist Ihr sportliches Ziel?
Ich werde sicher angreifen, es ist doch ein Wettkampf, wo ich etwas zeigen kann. Ich will sicher auch die ganze Atmosphäre geniessen, es ist mein erster Multisportanlass. Zudem ist es meine erste und zugleich auch letzten Universiade. Ich hatte eigentlich fast schon damit abgeschlossen und dachte, dass ich an keiner Universiade werde teilnehmen können. Ich war während sieben Jahren teilnahmeberechtigt, teilweise gab es aber Überschneidungen mit anderen Wettkämpfen oder das Schiessen war nicht Teil des Programms. Dass es nun bei der letzten Chance noch klappt, ist megacool. Ich will es deshalb auch geniessen. Es wird sehr viele Leute haben. Mein Ziel ist aber auch, dass ich mich trotz des grossen Erlebnisses nicht ablenken lasse, sondern mich auch auf meine Wettkämpfe konzentriere. Es wird eine gute Konkurrenz am Start sein. Es werden etliche Teilnehmerinnen aus dem Weltcupfinal teilnehmen. Ich will versuchen, auch Motivation aus dem ganzen Event aufzusaugen. Gerade auch im Hinblick auf später hoffentlich einmal mögliche andere grosse Anlässe wie die European Games oder die Olympischen Spiele
Was versprechen Sie sich gesellschaftlich, allenfalls auch für den Beruf vom Event?
Beruflich erhoffe ich mir nicht sehr viel. Ich habe mein Studium an der Pädagogischen Hochschule in Goldau im Sommer 2021 abgeschlossen und bin jetzt Primarlehrerin für die 1. bis 6. Klasse inklusive Englisch und Französisch. Zurzeit bin ich aber 100 Prozent Spitzensportlerin. Es ist ja speziell. Die nun stattfindende Universiade ist immer noch die von 2021, deshalb kann ich auch ganz regulär mitmachen, weil ich damals noch studierte. Der Anlass ist wegen Corona zweimal verschoben worden.
Sind Sie zum ersten Mal in China?
Ja, ich bin deshalb sehr gespannt, was mich erwartet. Ich schaue dem aber ganz offen entgegen und lasse mich überraschen.
Kommt jemand von Ihrer Familie mit?
Nein, wir werden da ganz unter uns sein mit unserem Sport-Tross. Es wäre auch organisatorisch nicht ganz einfach gewesen, jemanden mitzunehmen.
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