Zweiter Heimsieg in Folge
Am Sonntag feierten die Helvetic Guards ihren zweiten Heimsieg in der European League of Football. Sie besiegten die Stuttgart Surge mit 31:13. Mittendrin der 22-jährige Gregorio Calonego aus Siebnen. Calonego, der in Amden aufgewachsen ist und italienische Wurzeln hat, spielt seit dieser Saison als Wide Receiver (Passempfänger) für die Helvetic Guards. (osc) Riesig war der Jubel schon beim vorletzten Heimspiel in der Lidl Arena in Wil – auf dem Feld und auf den Zuschauertribünen. Soeben hatten die Helvetic Guards die Barcelona Dragons mit 22:19 nach Verlängerung bezwungen. Es war im sechsten Spiel ihrer Vereinsgeschichte der erste Sieg. «Auch für unser Publikum wollten wir diesen unbedingt», erklärte Gregorio Calonego nach Sieg Nummer 1. Am vergangenen Sonntag kam der Tabellenführer nach Wil. Die Stuttgarter Surge waren fünfmal angetreten und reisten mit fünf Siegen auf ihrem Konto in die Schweiz. Die Ausgangspositionen waren also klar verteilt. Aber die Helvetic Guards haben Tabellenführer Stuttgart Surge in der Central Conference der European League of Football geschockt. Die Guards gewannen zuhause überraschend mit 31:13. Der zweite Sieg.
Der 22-jährige Calonego ist Wide Receiver (Passempfänger) der Guards. Seine Jugend verbrachte Calonego in Amden, wohnt mittlerweile aber in Siebnen. Zum Publikum in Wil sagt Calonego: «Ich hätte nie gedacht, dass wir so viel Liebe bekommen. Seit Tag eins hatten wir Fans. Es macht mich glücklich zu sehen, dass so viele unseren Sport lieben.» Im Schnitt über 2000Zuschauerinnen und Zuschauer zählten die Helvetic Guards in ihren ersten drei Heimspielen – deutlich mehr als im gleichen Stadion in der vergangenen Saison der FC Wil in der Challenge League.
Ein riesiger Schritt
Selbstverständlich ist dies nicht. Schliesslich wurden die Guards erst vor einem Jahr gegründet, um als ers-tes Schweizer Team in der European League of Football (ELF), der kontinentalen Profiliga, zu spielen. Diese erstreckt sich mit 17 Teams von Barcelona bis Budapest, von Hamburg bis Mailand. Im letzten Herbst begannen die Guards damit, ein Kader aus dem Boden zu stampfen. Auch Calonego erkämpfte sich seinen Platz. Davor war er bei den Calanda Broncos. Zweimal wurde er mit den Bündnern Schweizer Meister.
Bereut hat er den Wechsel keine Sekunde: «Die ELF ist next Level, ein riesiger Schritt von der höchsten Schweizer Liga. Es ist richtig cool, hier mitmachen zu dürfen», sagt Calonego. Er spricht von ganz neuen Erfahrungen, nicht nur, was den Football betrifft. «Auch das ganze Drumherum ist gewaltig. Es ist halt eine Profiliga. Und sie ist immer noch am wachsen.»
Als Personal Trainer in Jona tätig
Auch Gregorio Calonego zählt als Profi. Dreimal in der Woche fährt er ins Teamtraining nach Luzern. Mit den Einheiten, die er nicht auf dem Feld absolviert, kommt er auf 12 bis 16 Stun-den Training pro Woche. Dazu arbeitet er aber Vollzeit als Personal Trainer bei FNH (Fitness, Nutrition, Health) in Jona. Zusammen mit dem Football macht dies ein 140-Prozent-Pensum, wie Calonego sagt. Es sei intensiv, erklärt er. «Aber wenn es zu viel wäre, würde ich es nicht machen. Zudem kann ich es mir alles recht gut selbst einteilen.» Als Fachmann weiss Calonego, was gut für seinen Körper ist. Seine Tipps sind auch bei den Teamkollegen gefragt. Er sagt: «Viele denken, man könne im Football nicht steuern, ob man verletzt wird. Doch weitgehend kann man das.» Man müsse präventiv handeln und wissen, wann man eine Pause brauche. Die Regeneration sei wich-tig, denn man bekomme auf dem Feld viele Schläge ab.
Als Stress für den Körper kommen in der ELF die Reisen dazu. Wenn sie auswärts antreten, sind die Spieler stundenlang im Car unterwegs. Dennoch sagt Calonego, der seit zwei Jahren verletzungsfrei geblieben ist, dass er jetzt weniger Müdigkeit verspüre als zu Beginn der Saison und dass sein Energielevel steige.
Schon im Januar hatte der 22-Jährige begonnen, zusammen mit einigen seiner neuen Teamkollegen zu trainieren. Im April startete dann die offizielle Vorbereitung auf die Saison, die für die Guards am 3.Juni in Barcelona losging. Seither haben sie an jedem Wochenende gespielt.
Zu den bisherigen Highlights gehörte für den Wide Receiver mit der Nummer 19 das Spiel am 25.Juni bei den Milano Seamen, auch wenn es mit 0:32 verloren ging. Denn Calonego ist Italiener, in Verona wuchs er auf, ehe es seine Eltern und damit auch ihn in die Schweiz zog. «Im Stadion in Mailand war es für mich wie zu Hause – mit italienischer Musik beim Warm-up und dem Fachsimpeln mit Gegenspielern auf Italienisch», blickt er zurück.
Schwerer Stand als Passfänger
In Mailand war es auch, wo Calonego seine ersten beiden Pässe für insgesamt 16 Yards in der European League of Football fing. Vier Partien hat er bisher bestritten, in zweien fehlte er aus privaten Gründen. Seine Statistiken sind überschaubar, denn erst fünfmal wurde er angeworfen. Das hat zum einen damit zu tun, dass er bei den Guards einer von mehreren Wide Receivern ist.
Diese sind in zwei Gruppen gesplittet und teilen sich die Spielzüge. Zum andern hapert es bei den Schweizern ohnehin noch arg im Spiel durch die Luft, weshalb auch die anderen Receiver nicht glänzen konnten.
Die vom 77-jährigen amerikanischen Headcoach Norm Chow trainierten Guards hatten Pech mit ihren Quarterbacks, mussten auf der wichtigsten Position schon mehrere Wechsel vornehmen. Dies führte dazu, dass das Laufspiel über den Runningback forciert wurde. Seit letzter Woche ist nun Skylar Noble der Quarterback. Calonego ist überzeugt, dass mehr Bälle fliegen und es für ihn mehr «Futter» gibt, wenn der neue Spielmacher mit seinen Mitspielern vertrauter wird.
Mehr Catches ist denn auch einer der Punkte, die sich Calonego, dessen Lieblingsteam die Buffalo Bills sind, für die zweite Saisonhälfte vorgenommen hat. Sechs Partien haben die Helvetic Guards noch ausstehend. Die Play-offs werden sie wohl nicht mehr schaffen, aber daran denken sie nicht. «Wir sehen es so, dass die Saison am letzten Sonntag für uns neu begonnen hat. Also stehen wir jetzt bei 1:0», erklärt Calonego. «Wir zeigen schon im ersten Jahr, dass wir mithalten
können. Wir sind auf einem guten Weg, aber es gibt noch viel zu verbessern. »
Das Interesse aus der NFL wecken
Bei den Calanda Broncos hätte sich Gregorio Calonego nicht mehr gross weiterentwickeln können. In der ELF lernt er jeden Tag dazu. «Ich mache etwas, das ich liebe und wovon ich immer geträumt habe», sagt er. Mit seinen 22Jahren ist er nicht zu alt, um Inter-esse aus der National Football League (NFL), der grössten Sportliga der Welt, zu wecken. Das zu tun, hat er sich fest vorgenommen.
Calonego wünscht sich, dass in der Schweiz immer mehr Leute den Zugang zum American Football finden. Dabei möchte er mithelfen. Die Stimmung, die jeweils bei den Heimspielen in Wil herrscht, zeigt, dass Calonego und sein Team bereits eine grosse Begeisterung entfacht haben.
Als erstes American-Football-Team des Landes spielen die Helvetic Guards seit Anfang Juni in der European League of Football. Mittendrin ist der in Siebnen wohnhafte Wide Receiver Gregorio Calonego. Er ist begeistert.