Gstaad im Stricker-Fieber
106 Minuten benötigte Dominic Stricker (ATP 108) für seinen 7:6 (7:4), 7:6 (7:4)-Erfolg über den erst 19-jährigen Arthur Fils aus Frankreich. Fils stellte für Stricker eine hohe Hürde dar: ein Jahr jünger, 40 Plätze besser klassiert in der Weltrangliste, vor anderthalb Monaten Turniersieger auf der ATP Tour in Lyon.
«Das Selbstvertrauen war (nach den vier Siegen in Wimbledon) ohnehin schon gross. Jetzt ist es noch grösser», so Stricker. «Aber vor allem war es eine tolle Sache, vor so vielen Leuten so gut spielen zu können. Ich kannte so viele Leute im Publikum. Die Stimmung war cool. Und in den entscheidenden Momenten gelangen mir zwei perfekte Tiebreaks.» Perfekt passte in Strickers Spiel gewiss noch nicht alles zusammen. Im ersten Satz nützte er vor dem Tiebreak vier Breakmöglichkeiten nicht. Im zweiten Satz gab der 20-Jährige aus Grosshöchstetten sein erstes Aufschlagspiel ab und geriet deshalb 3:5 in Rückstand. Aber in den wichtigsten Momenten packte Stricker seine bes-ten Schläge aus. Er schaffte den 5:5-Ausgleich, und in beiden Tiebreaks geriet er nie in Rückstand.
Nun gegen die Nummer 2
Der Erfolg über Arthur Fils stellt für Dominic Stricker noch nicht den Durchbruch dar. Er stand schon vor einem Jahr in Gstaad in den Achtelfinals. Er besiegte schon stärkere Gegner als Arthur Fils, beispielsweise Lorenzo Musetti (damals die Nummer 23 der Welt) in Mailand am NextGen-Masters oder Maxime Cressy (damals die Nummer 34 der Welt) an den Swiss Indoors in Basel. Gegen fünf Top-40-Spieler verwertete Stricker schon Matchbälle. Den besten Sieg errang er vor zwei Jahren in Stuttgart gegen den Polen Hubert Hurkacz, damals die Nummer 20 der Welt.
Die fünf Siege gegen Widersacher aus den Top 40 machen Stricker Mut für die Aufgabe vom Mittwoch: Im Achtelfinal trifft der Schweizer auf den als Nummer 2 gesetzten Serben Miomir Keczmanovic, die Nummer 41 der Welt. «Ich weiss nicht viel über ihn. Ich habe noch nie mit ihm gespielt oder trainiert. Aber ich werde die Partie wie jede andere gut vorbereiten – und hoffentlich auch wieder gewinnen.»
Wawrinka marschiert durch
Nicht nur Stricker, sondern auch Stan Wawrinka zieht am Swiss Open in den Achtelfinal ein. Der Waadtländer führte gegen den als Nummer 6 gesetzten Roberto Carballés Baeña 6:1 und 3:1, ehe der Spanier verletzt aufgab. Bei seinem Comeback nach zehn Jahren setzte Wawrinka zu einer Leistungsdemonstration an. Der Gegner bekundete nicht den Hauch einer Chance. Erst nach knapp zehn Minuten gewann Carballés einen ersten Ballwechsel. Mit Tempo und Präzision überforderte Wawrinka den (angeschlagenen) Gegner immer wieder. Am Donnerstag trifft Wawrinka auf den Spanier Jaume Munar (ATP 110), den Bezwinger von Alexander Ritschard.
Volle Ränge schon am Dienstag. Und endlich ein Schweizer Erfolgserlebnis. Dominic Stricker versetzt die Fans am Swiss Open in Gstaad in Ekstase. Auch Stan Wawrinka ist eine Runde weiter.