Ein Fragezeichen, etwas Nervosität und viel Freude
Vorfreude und Druck bei den Schweizer Fussballnationalspielerinnen steigt kurz vor dem ersten WM-Spiel. Trotz Favoritenrolle gegen die Philippinen erwartet niemand einen Spaziergang.
Lia Wälti gibt den Ton vor. «Das Team ist bereit », sagte die Captain des Schweizer Fussballnationalteams am Mittwoch in Dunedin. In den vergangenen Tagen in Neuseeland sei die WM-Vorbereitung intensiv gewesen. An der Taktik haben sie geschliffen. «Das war sehr wichtig, auch aufgrund der letzten Spiele», so Wälti. Zudem hätten sie Klarheit geschaffen, was das System anbelange. «Wichtig ist, dass wir im Spiel variabel sein können.» Die letzten Testspiele hatte Wälti verletzungsbedingt verpasst. Am Freitag beim WM-Auftakt gegen die Philippinen wird sie wohl ihr Comeback auf dem Platz geben. «Ich fühle mich so gut wie alle anderen Spielerinnen; topfit für das Spiel», sagte sie.
Noch nicht topfit ist Viola Calligaris. Seit dem Spiel gegen Sambia Ende Juni plagen die Verteidigerin muskuläre Beschwerden. Zuletzt trainierte sie daher individuell. Zwei Tage vor Anpfiff wusste sie noch nicht, ob es für das Spiel am Freitag reicht. «Wir schauen von Tag zu Tag», sagte sie. Grundsätzlich sei sie aber positiv gestimmt.
Adrenalin gegen den Schmerz
Eine ideale Vorbereitung hatte auch Wälti nicht. Mitte Mai verletzte sie sich am Knöchel. Entwarnung kam erst vor gut einer Woche. «Ich habe die Erfahrung, dass ich mich schnell ins Team einfügen kann», sagte Wälti. Für die Nationalmannschaft stand sie bereits 108 Mal im Einsatz.
Mit dem Schmerz müsse sie umgehen. «Dank dem Adrenalin, dass in den Spielen aufkommt, ist er absolut ertragbar», sagte die 30-Jährige. Schmerzmittel braucht sie keine. Für die nächsten Monate werde sie den Fuss noch tapen müssen. «Das bin ich mir nicht gewohnt, und will mich auch nicht daran gewöhnen», sagte sie mit einem Lachen.
Unbekannte Gegnerinnen
Die Gegnerinnen am Freitag seien schwer einzuschätzen. Bereits im Vorfeld der WM sagte Trainerin Inka Grings, dass die Philippinen ein Stolperstein sein könnten. Es ist ihre erste WM-Teilnahme. Wälti rechnet mit einem schwierigen Startspiel. «Es ist ein Team, das in der Defensive sehr kompakt steht», analysierte sie. Die Schweiz sei in der Favoritenrolle. «Ich glaube, dass wir das Spiel in die Hände nehmen müssen und dominie-ren. » Mit schnellen Angriffen wollen sie die Verteidigung durchbrechen.
Die Bündnerin Livia Peng, hinter Gaëlle Thalmann die Nummer 2 im Schweizer Tor, ergänzte: «Vorne haben sie zwei, drei gute Spielerinnen, die sehr schnell sind. Da müssen wir aufpassen.» Für einen Sieg brauche es die Überzeugung, die Tore zu schiessen.
Nötiger Druck
Das Ziel der Schweizerinnen ist klar: Sie wollen in die Achtelfinals. Drei Punkte am Freitag wären auch eine mentale Stütze für die kommenden Spiele gegen Norwegen und Neuseeland. Die Philippinen rangieren in der Weltrangliste auf Platz 46, die Schweizerinnen auf Rang 20. Die Erwartung an das Team ist damit klar.
Steigt dadurch der Druck? «Im Team merkt man, dass er langsam steigt», so Peng. Eine gewisse Nervosität sei aber wichtig, um fokussiert ins Spiel zu gehen. Sie persönlich schaue im Umgang mit dem Druck auf erfahrene Spielerinnen wie Wälti. Guter Schlaf, gutes Training und Essen seien wichtig. Der Druck sei da. «Aber es ist auch schön und das, wofür wir arbeiten: auf der grossen Bühne unsere Träume zu verwirklichen.»