Turnen lag bei Eglis im Blut
In der Serie «Helden des Sports» stellen wir Persönlichkeiten aus der regionalen Sportszene vor. Personen, die als stille Helfer im Hintergrund arbeiten und nicht im Rampenlicht stehen. Heute Teil 2: Walter Egli, Geräteturnen TSV Galgenen.
In der zweiten Folge der Sommerserie «Helden des Sports» stellen wir Walter Egli, Geräteturnen TSV Galgenen, vor. Walter Egli hat schon geturnt, als er fünf Jahre alt war, da gab es noch keine grossen Regeln. Später hat er auch Wettkämpfe mit Regeln bestritten, sogar im Ausland. An Wettkämpfen in Ägypten, in Ungarn oder in Dänemark hat er teilgenommen. Die aktive Leidenschaft für das Kunstturnen ist lange geblieben. Mit 34 Jahren hat er seine letzte Meisterschaft bestritten. Das war 1991. (red) Das Geräteturnen ist der kleine Bruder oder die kleine Schwester des Kunstturnens.» So beginnt das Gespräch mit Walter «Walti» Egli. Ursprünglich hat der Schaffhauser mit acht Jahren seinen ersten Wettkampf bestritten. Damals gabs noch keine offiziellen Klassifizierungen, das kam erst später. «Da haben wir einfach geturnt und am Schluss eine Note erhalten. Es gab noch keine grossen Regeln.» Es war auch die Zeit, als die Mädchen mit einem Knabennamen und kurzen Haaren an die Wettkämpfe mussten. Auch Frauenwettkämpfe kamen erst später.
Turnen lag bei Eglis Zuhause im Blut. Neben der Metzgerei seines Onkels standen Turngeräte in einer Halle, da hingen die kleinen Kinder in ihrer Freizeit an den Ringen oder turnten am Barren. Eglis Vater leitete die Damenriege in Eschenz, Eglis Mutter half später, als Klein-Walter ins Kunstturnen wechselte, an den Trainings und Wettkämpfen aus. Ganz zuoberst in die Nationalmannschaft hat es Walter Egli nie geschafft, konnte aber mit verschiedenen Kadern auch im Ausland sein Können zeigen. Daran erinnert er sich gerne. Wettkämpfe in Ägypten, in Ungarn und Dänemark kommen ihm da in den Sinn. Die Trainings der Nationalmannschaft fanden schon dazumal in Magglingen statt. «Dazu hat es mir nie gereicht, die körperlichen Voraussetzungen und vielleicht das nötige Talent hatte ich nicht.» Dennoch, auch während der Lehre hat sich Egli kontinuierlich in die Leistungsklasse 6 hochgeturnt, das bedeutet internationale Klasse.
Lange Turnpause
Die Begeisterung für das Kunstturnen ist lange geblieben. 1991 hat er mit 34 Jahren seinen letzten Wettkampf am Eidgenössischen in Luzern bestritten. «Dann habe ich, wie ich es nannte, eine Babypause gemacht.» Sportlich mach-te Egli «eigentlich gar nichts mehr». Andere Interessen rückten in den Vordergrund, beruflich war er auch sehr beschäftigt, bis es ihn – auch dank seiner Ehefrau Heidi – über verschiedene Umwege 1990 in die March verschlagen hat. Sein erster Gehversuch im Vereinsleben führte ihn aber nicht zum Turnverein, sondern in die Feuerwehr. Acht Übungen im Jahr und den einen oder anderen Ernsteinsatz schienen für Walter Egli vom Aufwand her überschaubar. Die Idee, so Leute im Dorf kennenzulernen, ging auf. Mit der Folge, dass Eglis Turnqualitäten nach viel Überzeugungsarbeit von Kollegen früher oder später zum TSV Galgenen führten. Es war 2003, als sich Egli überreden liess, in der Sektion mitzumachen.
Vor seinen eigenen Trainings in Galgenen hat Egli bei den Kleinen zugeschaut und das Gefühl gehabt, «das hat noch Luft nach oben». Seine Devise war: «Wenn ich nicht bereit bin, selber etwas zu tun, dann halte ich die Klappe.» Fünf Jahre später kam für Egli der Punkt, wo er bereit war. 2008 übernahm er die Geräteriege.
Ernsthafter trainieren
Ein erster Schritt war, die Knaben- und die Mädchentrainings zusammenzulegen. Das verdoppelte auf einen Schlag die Trainingszeit. Egli legt sehr viel Wert auf Disziplin und Ordnung. Es gibt ein An- und ein Abtreten, so wie früher. Daran musste man sich in Galgenen auch erst einmal gewöhnen. «Ich biete keinen Kinderhütedienst», ist sein Motto. Sein Hang zur Perfektion ist begründet: «Im Turnen geht es nicht anders», ist er überzeugt. Er will Vorbild sein, was er von anderen einfordert, das lebt er vor. Eglis Stil wird ab und zu auch als «militärisch» angesehen. Der Erfolg gibt ihm recht. Von ursprünglich 25 Kindern sind es momentan über 90, die regelmässig ins Training zum Geräteturnen kommen. Tendenz: viel mehr Mädchen als Knaben.
«Es gibt keine schlechten Turner, es gibt nur schlechte Trainer», sagt Egli. Das heisst für ihn, für jeden Einzelnen die optimale Lösung zu finden. Unvergessen sind seine Gerätetrainings im Freien während der Coronazeit. Kreative Initiative ist für ihn als Trainer selbstverständlich.
«Mein Lohn ist es, wenn ich die Freude in den Augen der Kinder sehe, wenn sie eine Übung im Wettkampf geschafft haben und stolz auf ihre Leis-tung sind.» Das treibt den 66-Jährigen auch heute noch an, nach all den Jahren. Ein Trainerdiplom hat der gelernte Elektromechaniker/FEAM nie gemacht. Er hat aber, so wie er es auch früher von seinen Trainern gelernt hat, die Augen offen, schaut sich bei anderen Optimierungen ab.
Nachfolger gesucht
Sein Aufwand ist riesig. Nebst den vielen Trainingsstunden in der Halle, wo er, wenn immer möglich, anwesend ist ganz zu schweigen. Der administrative Aufwand bewegt sich um die 600 Stun-den pro Jahr. Gerne möchte Egli einen Teil seiner Arbeit in andere Hände legen und mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. «Vor allem am Wochenende war ich jahrelang für den Sport gebucht. Meine Frau Heidi musste alles darum herum organisieren.» Gar nicht so einfach, eine geeignete Nachfolgeperson zu finden. Ein Problem, das viele Vereine haben. Egli stört sich dran, dass viele Kinder zu schnell vom Training abgemeldet werden. Auch, weil sie mit vielen anderen Tätigkeiten «verplant» sind. Auf der anderen Seite freut es Egli, dass er die volle Unterstützung des Vereins geniesst, seine Arbeit geschätzt wird.