Brettspiele, Extra-Koch und ein Cocktail
Statt im Fussball messen sich die Schweizerinnen in ihrer Unterkunft im Tischtennis, im Brettspiel Brändi Dog oder im Kartenspiel Uno. «Skyjo spielen wir auch viel», sagte Alisha Lehmann an einer Medienkonferenz in Dunedin. Coumba Sow wolle das immer spielen, sagte sie und lachte. Lehmann gebe dann jeweils nach.
Das Hotelmanagement hat für die Schweizerinnen eine Suite ausgeräumt und neu eingerichtet. Statt Betten stehen ein Pingpong-Tisch und ein Tischfussball-Kasten in den Zimmern. Ein grosser Fernseher hängt gegenüber einer Schweizer-Fahne an der Wand. Auch Fotos der Spielerinnen aus vergangenen Spielen sind ausgestellt. «Wir wollten etwas Swissness reinbringen», sagt Mediensprecher Dominik Erb. In einem Zimmer liegen Sitzsäcke am Boden. «Jemand von uns hatte die Idee, ihnen eine Ruhe-Ecke einzurichten», sagt Andrew Duncan, der Manager des Distinction Hotels.
Schweizer Drink an der Bar
Für Duncan und sein Team geht mit dem Aufenthalt der Schweizerinnen ein dreijähriger Prozess zu Ende. Erst musste sich Dunedin als Austragungsstätte beweisen. «Danach ging der Wettkampf unter den Hotels los», sagt Duncan. Die Schweizerinnen hatten in der Wahl der Hotels Vorrang. Denn sie spielen zwei Mal in Dunedin. Ausschlaggebend für den Schweizerischen Fussballverband war, neben den Räumlichkeiten, die Distanz zu Stadion und Trainingsplatz.
Schweizer Gäste sind im Hotel nicht üblich. Hauptsächlich würden Touristinnen und Touristen aus den USA und Australien in Dunedin logie-ren, sagt Duncan. Für die «regulären» Gäste hat das Hotel einen Schweizer Cocktail kreiert. Er soll eine warme Decke nach einem Skitag in den Alpen repräsentieren: Heisse Schokolade, ergänzt mit Wodka und Haselnuss-Likör, getoppt mit einem Kakao-Rahm.
Fähnchen im Lift
Vor den weiteren Hotelgästen sind die Spielerinnen und der Betreuungsstab abgeschirmt. «Im Lift haben wir Kontakt zu den Gästen», sagt Erb. Für die Medien macht er eine kurze Tour durch die Gemeinschaftsräume. Die Einzelzimmer der Spielerinnen bleiben zu.
Mit dem Lift, in dem Schweizer Fähnchen an der Rückwand kleben, geht es in den Konferenzraum. Im hinteren Bereich bücken sich Mitarbeitende über Videoaufnahmen der Spielerinnen. Im vorderen Teil hängt eine Leinwand von der Decke. Stuhlreihen stehen davor. Hier sprechen sich Spielerinnen und der Staff ab, analysieren die Gegnerinnen und sich selber.
1,2 Tonnen Material
Das Material wird in einem Seitenzimmer bereitgestellt. Auf Tischen liegt jeweils die frisch gewaschene Kleidung. Auf einem Papier ist neben dem Namen und der Nummer der Spielerin vermerkt, welche Kleidergrösse und Socken sie trägt. Im Voraus hatte der Verband 1,2Tonnen an Material verschickt. Aufgeteilt war es auf 51 Gepäckstücke, wie Materialwartin Martina Pfluger sagt.
Die Schweizer Fähnchen werden wohl nicht stark ins Gewicht gefallen sein. Sie hängen auch im Speisesaal. Auf einem Bildschirm läuft Sport. Frühstück gibt es zwischen 7 und 9 Uhr. Die Spielerinnen sitzen getrennt vom Betreuungsstab an runden Tischen. Diese Aufteilung habe sich so etabliert. Eine Sitzordnung gibt es aber nicht. Die Spielerinnen würden auch nicht immer in gleichen Grüppchen beisammen sitzen. Je nach Trainingszeit gibt es zwischen 12 und 13.30Uhr zu Mittag. Das Abendessen wird zwischen 18 und 19 Uhr serviert.
Persönlicher Koch
Erstmals hat die Schweizer Delegation mit Emil Bolli einen eigenen Koch dabei. «Ich habe erwartet, dass er jeweils einfach kurz etwas in der Küche vorbereitet und dann wieder geht», sagt Duncan, überrascht über den Bollis Fleiss. Er stehe von morgens bis abends in der Küche. Die Zusammenarbeit laufe hervorragend. «Unsere Angestellten lernen sogar gewisse Dinge von ihm», sagt Duncan.
Auch die Spielerinnen hinterlassen beim Hotelmanager einen guten Eindruck. Sie seien respektvoll und würden keine Sonderwünsche stellen. Anfänglich sei die Stimmung ausgelassener gewesen. «Ich habe festgestellt, dass der Fokus zugenommen hat», sagte Duncan zwei Tage vor Anpfiff des ersten Spiels. Das «Business» sei eingekehrt. Für den Freitag hofft er, den Spielerinnen bei ihrer Rückkehr nach dem Match gratulieren zu können. Dem Betreuungsstab und den Medienschaffenden offeriert er in jedem Fall einen «Swiss-Drink» nach dem Spiel.
Das Schweizer Frauen-Nationalteam und der Betreuungsstab wohnen während der Gruppenphase der Fussball-WM im Zentrum des neuseeländischen Städtchens Dunedin. Ein Augenschein vor Ort.