Rekordspielerin und Anpassungskünstlerin
Vor der Medienkonferenz schaut Ana Maria Crnogorcevic erst, ob der Mediensprecher einen guten Platz hat. Dann lächelt sie in die Runde. Die Fragen zu verschiedensten Themen beantwortet die 32-Jährige eloquent. Kritische Fragen kontert sie mit Fröhlichkeit. Der Lokaljournalistin gibt sie in geschliffenem Englisch Auskunft.
«Ich kann mich schnell anpassen », sagt die Schweizer Fussball-Nationalspielerin denn auch auf die Frage nach ihrer neuen Spiel-position im Mittelfeld. Erstmals im zentralen Mittelfeld hat sie Anfang Jahr gegen Polen gespielt. Mitten im Spiel, in der zweiten Halbzeit, habe Trainerin Inka Grings zu ihr gesagt: «Du bist jetzt auf dem Achter. » Ganz Profi habe sie sich kurz «okay» gedacht und auf der Position gespielt. Für sie sei sie «Gold wert», lobte Grings Crnogorcevic an der Pressekonferenz vor dem ersten WM-Einsatz am Freitag gegen die Philippinen.
Turnus auf dem Platz gewohnt
Es helfe ihr, dass sie bereits auf vielen Positionen gespielt habe, sagt die Berner Oberländerin. Ihr Debüt im Schweizer Nationalteam gab Crnogorcevic 2009. Bei ihrem ersten Einsatz gegen Schweden spielte sie am rechten Flügel. Gut einen Monat später lief sie als linke Sturmspitze auf – nur um wieder rund einen Monat später als Mittelstürmerin auf dem Platz zu stehen.
Was wäre ihre bevorzugte Position? «Das ist schwierig», sagt sie. Es hänge schliesslich auch von den Gegnerinnen und dem Team ab. «Bei Barcelona macht die Aussenverteidigung enorm viel Spass.» Dort habe sie die Freiheit, «über innen, über aussen, durch die Mitte nach vorne zu gehen».
Ursprung im Angriff
Im Nationalteam würde sie sich im Sturm aufstellen. «Dort habe ich als Kind immer gespielt», sagt sie. 2001 begann Crnogorcevic als Elfjährige beim FC Steffisburg Fussball zu spielen. Acht Jahre später kam das erste Aufgebot für das Schweizer Nationalteam. Zum Start ihrer Karriere in der Schweizer Equipe spielte die Berner Oberländerin für den FC Thun. Kurz da-nach ging es für sie in den Norden von Deutschland zum Hamburger SV. Rund drei Jahre später, 2011, wechselte sie zu Eintracht Frankfurt. 2015 gewann sie mit den Hessen die Champions League. Gut sieben Jahre spielte Crnogorcevic in der Stadt am Main, bevor es sie über den grossen Teich zog. Rund zwei Jahre war sie beim Portland Thorns FC in den USA engagiert. Seit 2020 spielt sie für den FC Barcelona. Zwei Mal gewann sie die Champions League.
Unverletzt bis an die EM
Trotz der Erfolge. Die WM hat bei Crnogorcevic einen riesigen Stellenwert. «Es ist für jede Nationalspielerin das Nonplusultra.» Ihre Zukunftspläne hängt sie an den bestimmenden Faktor Gesundheit. Sie hofft, bis 2025 verletzungsfrei zu spielen. Die EM vor Heimpublikum sei ein klares Ziel von ihr.
Zuerst gilt es, sich an der WM zu beweisen. Ob im Sturm oder auf einer anderen Position, scheint ihr nicht allzu wichtig. «Wenn ich dann keine Tore schiesse, ists auch doof», sagt Crnogorcevic und lacht. Selbstüberschätzung klingt anders.
Fast 150 Spiele fürs Nationalteam und über 70 Tore. Ana Maria Crnogorcevic ist dreifache Siegerin der Champions League und Teamstütze im Schweizer Nationalteam. Ihre Vielfältigkeit beeindruckt.