Wels, Schwan und Känguru – das Sommerloch und seine tierischen Stars
Wenn sich die Ferienruhe über das Land legt, Politikbetrieb und Sport-Ligen sich eine Auszeit gönnen, kriechen sie aus dem Sommerloch: die Tiere! Ihr Schicksal bewegte wochenlang die ganze Nation.
Welche tierischen Stars in den vergangenen Jahren für Aufregung sorgten:
Berliner Löwin (2023): Eine freilaufende Raubkatze soll in Berlin und Brandenburg gesichtet worden sein. Ein nur wenige Sekunden langes Handyvideo zeigt die mutmassliche Löwin zwischen Büschen und Bäumen. Mehr als 30 Stunden lang suchen Dutzende Polizisten unterstützt von Jägern und Tierärzten die Grosskatze. Zunächst fehlt jede Spur. Dann Entwarnung: Die vermeintliche Löwin ist wohl nur ein Wildschwein.
Die Laptop-Sau (2020): Die halbe Welt lacht über die Fotos vom Berliner Teufelssee. Ein nackter Mann rennt einem Wildschwein hinterher, das seine gelbe Tüte geklaut hat. Darin soll sich ein Laptop befunden haben.
Die Monokel-Kobra (2019): In einem Treppenhaus im nordrhein-westfälischen Herne entdeckt eine Bewohnerin eine stattliche Giftschlange, eine Monokel-Kobra. Fast eine Augustwoche lang versteckt sich die rund 1,60 Meter lange Kobra im Häuserblock. 30 Bewohner müssen ihre Wohnungen verlassen. Beim mutmasslichen Besitzer werden 21 weitere Schlangen entdeckt. Die Kobra wird schliesslich bei Mäharbeiten hinter dem Haus aufgeschreckt und wieder eingefangen.
Känguru Skippy (2015): Ein Beuteltier hüpft kreuz und quer durchs Sauerland, bis es schliesslich von einem Weidezaun am Diemelsee in Nordhessen gestoppt wird. Bei einer Züchterfamilie findet Känguru Skippy ein neues Zuhause.
Kuh Yvonne (2011): Ihre Flucht vor dem Schlachter macht sie 2011 zum internationalen Medienstar. Das Rind türmt in den oberbayerischen Wald und widersetzt sich allen Fangversuchen monatelang. Erst nach einem Schuss aus dem Betäubungsgewehr kann Yvonne auf einen Tiergnadenhof gebracht werden.
Bär Bruno (2006): Zugewandert aus Österreich, streift er durch die bayerischen Wälder. Als der Braunbär Schafe erbeuten will, kommt er Siedlungen zu nahe – und wird zum Abschuss freigegeben. Seine Bezeichnung als «Problembär» durch den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber wird zum geflügelten Wort. Tierschützer laufen Sturm. Vergebens. Jäger erlegen Bruno. Sein Schicksal schafft es bis in die «New York Times».
Schwan Petra (2006): Was für ein schräger Vogel! Auf dem Aasee in Münster erregt eine schwarze Schwanenlady mit einer ganz besonderen Lovestory Aufsehen. Petras Auserwählter: ein Tretboot in Schwanengestalt, dem sie wochenlang nicht von der Seite weicht. Ein Happy End gibt’s dann aber doch noch: In einer Pflegestation findet Petra schliesslich einen Partner, der besser zu ihr passt.
Wels Kuno (2001): Die Geschichte von «Killer-Wels Kuno» aus Mönchengladbach schreckt Hundefreunde auf. Der riesige Fisch soll angeblich einen Dackelwelpen vom Ufer eines Weihers ins Wasser gezerrt und verschlungen haben. Ob das tatsächlich so passiert ist, bleibt unklar. Dennoch geht die Story um die Welt. Viele Angler versuchen, den Wels zu schnappen. Vergeblich. Als zwei Jahre später ein 1,50 Meter grosser Wels im See tot gefunden wird, wird der mutmassliche Kuno ausgestopft und im Museum ausgestellt.
Alligator Sammy (1994): Ein entflohener Brillenkaiman wird zu Deutschlands populärstem Reptil. Sein damaliger Besitzer macht mit Sammy einen Ausflug an einen Baggersee bei Dormagen (nahe Düsseldorf). Das Tier nutzt die Gelegenheit, reisst sich von seiner Leine los und verschwindet. Tagelang hält seine Flucht Polizei, Feuerwehr und Medien in Atem. Aus Angst vor dem 80 Zentimeter langen Alligator bleibt der Badesee tagelang gesperrt. Endlich wird das ausgehungerte Tier gefangen – und landet im Zoo.
Der Wal Moby Dick (1966): Im Mai 1966 funkt die Besatzung eines Tankschiffs an die Wasserschutzpolizei in Duisburg schier Unglaubliches: Weisser Wal im Rhein gesichtet. Die Polizei glaubt erst, die Männer an Bord seien betrunken. Dann aber entdecken auch die Beamten den hellen und etwa vier Meter langen Beluga im trüben Rhein. Die Sensation ist perfekt. Beheimatet sind die auch Weisswale genannten Tiere eigentlich in arktischen und subarktischen Gewässern. «Moby Dick», wie der Wal nach dem gleichnamigen Roman genannt wird, elektrisiert die Menschen zwischen Duisburg und Bonn. Nach etwa einem Monat und mehreren Kehrtwendungen schwimmt «Moby Dick» doch noch erfolgreich Richtung Meer. Mitte Juni erreichte er die Nordsee.