Verloren in einem Feld voll Mais
In Schübelbach ist das Maislabyrinth und davor steht Gerald Gübeli. Es regnet. Der Boden ist tief, manch Staude geknickt. Gübeli spricht über den Sturm. Vor zwei Wochen. Er zeigt Fotos der Verwüstung. Mittlerweile ist alles wieder aufgestellt. Gut so. Schliesslich eröffnet das Labyrinth March (eben: Lama) morgen. Das Gespräch vor Ort findet statt inmitten all der Vorbereitungen. Und wird immer wieder unterbrochen. Es geht um Organisatorisches, Brötli, Wienerli, Kaffee. Der Aufbau dauert mehrere Wochen und braucht viel Manpower. «Das ist viel harte Arbeit, einiges mache ich alleine. Zum Beispiel das Freilegen der Wege», sagt Gübeli. Viel Zeit hat er nicht, es ist ein kurzes Gespräch unter dem Vordach.
Hinter dem Lama steckt die Agentur «Out of Office» mit Sitz in Lachen. Gübeli ist dort Projektleiter. Sonst sei man eher auf Kundenanlässe fokussiert. «Das Lama ist eines unserer wenigen Public Events.» Was Gübeli sichtlich freut: Der Erfolg der letzten zwei Jahre habe die Bekanntheit des Labyrinths gepusht, auch überregional. «Besucher kommen aus einem Umkreis von 60 bis 80 Kilometern.» An einem guten Tag waren es in der Saison 2022 schon mal um die 800 Besucher.
Die rettenden Silos
Der Mais, sagt Gübeli, sei in diesem Jahr besonders hoch. Das Labyrinth erstreckt sich über 3,5 Kilometer auf einer Fläche von zwei Hektaren. «Ich habe selbst 20 Stunden lang die Maisstauden aus dem Boden gerissen für die Wege. Ich kenne das Labyrinth fast auswendig.» Die Dimensionen sind gross. Im Mittelpunkt steht der Spass. Gedacht ist das Maislabyrinth für ein Zielpublikum bis zwölf Jahren. «Bei kleineren sind meistens die Eltern oder Verwandte dabei. Aber sie wagen sich auch schon alleine ins Labyrinth.» Verloren gegangen ist bisher niemand. «Einmal gab’s einen Schreckmoment in der ‹Horrornight›», erzählt Gübeli. Bedeutet in dem Fall aber auch irgendwie, dass das Konzept aufgeht. Jedenfalls wird man im Notfall gerettet. Wäre beruhigend gewesen, das vor dem Selbstversuch zu wissen.
Ausserdem sind da zwei grosse schwarze Silos. Die sind zwar für den Mais, dienen dem Verirrten aber auch als Orientierung. Wenn man sie entdeckt, ist da auch eine Plattform mit Aussicht über das gesamte Labyrinth. Und eine Brücke. Unter der Plattform wird eine Lounge installiert mit Liegestühlen. Und nicht zu vergessen: die Autobahn. Läuft man in Richtung der Fahrgeräusche, ist man tendenziell falsch.
Mehr als nur ein Irrgarten
Um all das für die kleinen Besucher noch interessanter zu machen, gibt es einen Wettbewerb. Dafür finden sich im Labyrinth Tafeln mit Fragen. «Die wurden dieses Mal von Schulklassen nach dem Lehrplan 21 erstellt, und sind aufgeteilt in jene für unter beziehungsweise über 10-Jährige. Zum ersten Mal haben wir die Fragen an den jeweiligen Sponsor gekoppelt. » So dreht sich die Aufgabe auf der Tafel eines Autozentrums in der Region um das Thema Motoren. Ein weiteres Highlight: Feuerringe. «Man kann bei uns Fleisch kaufen und dann selbst grillieren. Picknick ist nicht erlaubt. » Wenn es um das ganze Drumherum geht, betont Gübeli: «Wir möchten ein hochwertiges Angebot. Von der Unterhaltung bis hin zum Essen.» Für Speis und Trank ist Himmel am Berg zuständig, respektive Geschäftsführer Max Ziegler. Er setzt auf selbst Angebautes und Hergestelltes: Gemüse, Kräuter, Fleisch. «Wir verfolgen einen grünen Gedanken, lokal und regional», sagt Gübeli. Weitere Attraktionen rund ums Lama: Trampolin, Tischtennis, Spielplatz, Fotowand.
Lamas – also die Tiere – wird man 2023 in Schübelbach nicht sehen. Alpakas schon, alle zwei Wochen für einige Tage. Weil die auf einer Farm in der Nähe leben. Lamas nicht. Die seien schwer zu bekommen. «Weil sie überall als Nutztiere eingesetzt werden. Ich hätte eines kaufen können. Das wollte ich aber nicht.» Klar: Wer kauft schon ein Lama? Obwohl es sogar Lama- und Alpaka-Yoga gebe, sagt Gübeli, wobei das jetzt nichts mit dem Labyrinth zu tun hat. Der Mais jedenfalls endet als Futtermittel. Weggeworfen wird nichts.
Das Futter für das Lama
Um das Lama auf die Beine zu stellen, braucht es ein grosses Netz an Sponsoren. An diese möchte Gübeli seinen Dank richten. Von den Eintrittspreisen alleine jedenfalls könne der Betrieb nicht finanziert werden. Sie seien so kalkuliert, dass sich jede Familie das leisten könne. «Die Ticketeinnahmen decken lediglich die Miete und die Ernteausfall- Entschädigung für den Besitzer », so Gübeli.
Nach Mais und Wetter und Lamas geht es noch um die Events. Alles wird noch nicht verraten. Dass es bei der Eröffnung Alpakas und Kinderschminken geben wird aber schon. Ist Vollmond, gibt’s die Vollmond-Nights. Da ist das Lama jeweils bis 22 Uhr geöffnet. Im Oktober wird zur Horrornight geladen. Dann endet auch die Saison. Voraussichtlich am 8. oder 9. «Das ist wetterabhängig», sagt Gübeli. Aber jetzt wird erstmal eröffnet. Morgen. Und weil man beim Besuch am Mittwoch im Zeitplan lag, steht einer Eröffnung am Samstag nichts mehr im Wege.
Morgen öffnet ein besonderes Labyrinth in Schübelbach seine Pforten. Und das bereits zum dritten Mal. Auf der Suche nach dem richtigen Weg im Vorfeld: ein Selbstversuch.