Überschwemmungen in Slowenien: Gefahr auch in Österreich und Kroatien
Während Slowenien und Teile Österreichs gegen die schwerwiegenden Folgen von Unwettern ankämpfen, bereitet sich Kroatien auf eine Flutwelle vor. In Slowenien sind die Katastrophenschützer nach den schlimmsten Überschwemmungen und Erdrutschen seit mehr als drei Jahrzehnten weiter mit der Rettung und Versorgung von Menschen beschäftigt. Mehrere Orte waren von den Fluten und Geröllmassen abgeschnitten. Sie wurden teils per Hubschrauber mit Trinkwasser und Lebensmitteln versorgt, teils versuchten Soldaten zu Fuss in diese Orte zu gelangen.
Auch im benachbarten Österreich wurden weitere Überschwemmungen befürchtet und vorsorglich Campingplätze geräumt. Im südlichen Nachbarland Kroatien rüsteten sich die Behörden für eine für Samstagabend erwartete Flutwelle.
Sloweniens Polizei ermittelte in vier Todesfällen, ob ein Zusammenhang mit den Unwettern bestehe. Am Ufer der angeschwollenen Save in der Hautptstadt Ljubljana wurde am Samstag die Leiche eines Mannes gefunden. Am Vortag waren drei Menschen wahrscheinlich wegen der Unwetter ums Leben gekommen. Zwei der Todesopfer sind niederländische Bergsteiger, die möglicherweise tödliche Blitzschläge beim Wandern erlitten hatten. Fünf weitere Niederländer werden in Slowenien vermisst, hiess es aus dem Aussenministerium in Den Haag.
Ministerpräsident Robert Golob zufolge habe das Adria-Land «die wahrscheinlich grössten Schäden durch eine Naturkatastrophe in der Geschichte des (seit 1991) unabhängigen Sloweniens» erlitten. Der Gesamtschaden werde voraussichtlich 500 Millionen Euro übersteigen, schätzte er. Beschädigt sei vor allem die Strassen- und Energieinfrastruktur sowie Hunderte Wohngebäude.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sicherte Slowenien Hilfe zu. Die Schäden in dem Adria-Land seien «herzzerreissend», twitterte sie. Darüber wollte der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarcic, am Samstag mit der Regierung in Ljubljana beraten.
In Dravograd nahe der Grenze zu Österreich mussten nach einem Erdrutsch am Samstag 110 Menschen, darunter 30 Touristen, in Sicherheit gebracht werden. Dort drohte ein weiterer Erdrutsch. Der Ort liegt am Zusammenfluss der drei anschwellenden Flüsse Drau, Meze und Mislinje. Bürgermeister Anton Preksavec sprach von einer «Apokalypse wahrhaft biblischen Ausmasses», wie STA berichtete. Mindestens drei weitere Orte waren von Erdrutschen betroffen.
Mindestens drei Brücken stürzten ein, zahlreiche Autobahn-Abschnitte und Landstrassen standen unter Wasser. Der Katastrophenschutz meldete innerhalb von 36 Stunden landesweit mehr als 3700 Einsätze. Unter anderem wurden Menschen gerettet, die sich auf Bäumen oder Hausdächern in Sicherheit gebracht hatten.
Unterdessen erwartete das südliche Nachbarland Kroatien eine hohe Flutwelle der aus Slowenien kommenden Flüsse. Vereinzelt mussten auch hier bereits Menschen gerettet werden. Mehrere Gemeinden errichteten vorsichtshalber Dämme aus Sandsäcken. Betroffen war teilweise auch die Adria-Küste. In Split mussten nach Sturm und Starkregen Fahrzeuge aus überschwemmten Strassen in Sicherheit gebracht und Keller ausgepumpt werden.
In den südlichen österreichischen Bundesländern Kärnten und Steiermark drohten nach neuen heftigen Regenfällen weitere Überschwemmungen. Mehr als 2500 Feuerwehrleute waren in jedem der Bundesländer im Einsatz, dazu Dutzende Soldaten.
In einem südlichen Vorort der Hauptstadt von Kärnten, Klagenfurt am Wörthersee, musste ein Rückhaltebecken ausgepumpt werden, damit es nicht überläuft. In Lavamünd gerieten völlig durchnässte Hänge ins Rutschen und bedrohten Wohnhäuser. In Leibnitz in der Steiermark wurde ein Seniorenheim vorsorglich geräumt. In einer anderen Ortschaft wurden Menschen mit Booten aus ihren Häusern abgeholt und in Sicherheit gebracht. Im südlichen Burgenland hat sich die Lage nach den jüngsten Niederschlägen entspannt.
Weil Autobahnen und Ausweichstrassen teils wegen der Überschwemmungen gesperrt waren, kam es am Samstagmorgen zu Staus auf den wichtigsten Transitrouten für Kroatien-Urlauber. Die Behörden empfahlen, Fahrten nach oder durch den Norden Sloweniens zu verschieben.