Zahl der Todesopfer nach Bränden auf Maui steigt auf 80
Nach den verheerenden Bränden auf der Insel Maui im US-Bundesstaat Hawaii ist die Zahl der Toten den Behörden zufolge auf 80 gestiegen. Die Feuerwehr sei weiter im Einsatz, um Feuer in verschiedenen Regionen der Insel einzudämmen, teilte die Regierung des Bezirks Maui am Freitagabend (Ortszeit) mit.
Ein Brand nahe einer Tankstation des Bezirks in Kaanapali sei noch am Abend zu 100 Prozent unter Kontrolle gebracht worden, hiess es weiter. Hunderte Fahrzeuge hätten dort gewartet, um aufgetankt zu werden. Am Samstag werde dort kein Sprit ausgegeben. Wegen des am Freitag neu aufgeflammten Waldbrandes in der bei Touristen beliebten Strandgegend im Westen der Insel waren zuvor Evakuierungen angeordnet worden.
Neben dem Westen waren in weiteren Regionen Mauis sowie auf der Nachbarinsel Hawaii Anfang der Woche Feuer ausgebrochen, die sich wegen starker Winde mit Geschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometern schnell ausgebreitet hatten.
Aufnahmen der historischen Innenstadt von Lahaina, ebenfalls im Westen, belegten die Zerstörung, die die Brände hinterlassen hatten. In ganzen Strassenzügen blieben kaum mehr als die Grundmauern von Häusern stehen. Die Einsatzkräfte verbarrikadierten die betroffenen Viertel und riefen die Bürger auf, dem Brandgebiet wegen der gefährlichen Luftverschmutzung fernzubleiben.
Nach Angaben des Bezirks wurden Notunterkünfte für die Evakuierten in Schulen, Kirchen und Turnhallen eingerichtet, Lebensmittel und anderes Notwendige an Bedürftige verteilt.
Zum Freitag hin waren die Winde allmählich abgeflaut. Erste Bewohner der Kleinstadt hatten zunächst in ihr Zuhause zurückkehren können, um die Schäden in Augenschein zu nehmen. Zuvor hatte Hawaiis Gouverneur Josh Green die Anwohner gewarnt, dort eine Zerstörung vorzufinden, «wie sie es in ihrem Leben noch nicht gesehen haben».
Wenige Stunden nach der Freigabe der Strasse machte die Polizei laut dem «Honolulu Star Advertiser» den Highway-Zugang nach Lahaina wieder dicht. Grund waren laut der Zeitung Auseinandersetzungen zwischen Bewohnern und Polizei über den Zugang zu weiterhin gesperrten Gebieten. Menschen hatten demnach versucht, teils zu Fuss in diese Zonen zu Angehörigen zu gelangen, wie die Bezirksverwaltung erklärte. Damit brächten sie sich in Gefahr und verzögerten zudem die Rettungsarbeiten, da die Einsatzkräfte die Suche nach Opfern unterbrechen und stattdessen Unbefugte wegschicken müssten.
Indes wurden an mehreren Stellen die Lösch- und Aufräumarbeiten fortgesetzt. Nach Angaben des US-Senders CNN sind etwa 1700 Gebäude auf Maui zerstört. Mit einer Fläche von rund 1900 Quadratkilometern ist die hawaiianische Insel etwa halb so gross wie das spanische Urlaubsinsel Mallorca. Sie wird laut Angaben des Einzelhandelsverbands der Stadt jährlich von rund zwei Millionen Touristen besucht.
Die Behörden rechneten mit dem Fund von weiteren Toten, zumal die Rettungskräfte erst nach und nach in das Innere zerstörter Gebäude vordringen konnten. Bisher seien vor allem Opfer identifiziert worden, die zum Zeitpunkt ihres Todes aus ihren Häusern geflüchtet waren, sagte Gouverneur Green. Er habe eine Untersuchung zu der anfangs schleppenden Reaktion der Behörden angeordnet, sagte Green laut dem Sender CNN. Unter anderem hatte es Kritik gegeben, weil auf Maui zu Beginn keine Warnsirenen zum Einsatz gekommen waren.
In Lahaina hatte es Kritik gegeben, dass möglicherweise zu spät eine Evakuierung angeordnet wurde – noch am Donnerstag hatte es laut «New York Times» auf Facebook Meldungen der Behörden gegeben, dass die Feuer unter Kontrolle seien. Später hatte Feuerwehr-Chef Bradford Ventura bei einer Pressekonferenz gesagt, dass sich die Brände überraschend schnell ausgebreitet hätten und dass es zuvor «nahezu unmöglich» gewesen sei, schnell genug Evakuierungen anzuordnen.
Für einen Grossteil der Bewohner der Insel war am Freitag die Stromversorgung wiederhergestellt worden. In West-Maui wurden laut der Regierung zusätzliche Mobilfunk-Kapazitäten verfügbar gemacht. Die Bürger wurden aufgerufen, zu texten statt anzurufen, damit möglichst viele Menschen die begrenzten Ressourcen nutzen könnten.