Parahotellerie auf Weg zu gutem bis sehr gutem Geschäftsjahr
Die Schweizer Parahotellerie ist auf dem Weg zu einem guten bis sehr guten Geschäftsjahr. Gewisse Branchenvertreter rechnen gar mit einem absoluten Rekordjahr, wie sie an einem Medienanlass am Dienstag in Zürich im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP sagten.
Das bisherige Sommergeschäft sei sehr gut gelaufen, sagte die Geschäftsführerin der Schweizer Jugendherbergen, Janine Bunte: «Wir sind extrem zufrieden.» Die Buchungen lägen im bisherigen Jahresverlauf um 9 Prozent über dem entsprechenden Vorjahresniveau, auch wenn die Schweizer wieder vermehrt Ferien im Ausland machen würden und die Touristen aus Asien noch nicht alle wieder zurück seien.
Dass Herr und Frau Schweizer wieder vermehrt ins Ausland reisten, würden beispielsweise die Jugendherbergen spüren. Aber das seien Einzelreisende und Familien. Das werde kompensiert durch die starke Zunahme bei Gruppenbuchungen, die um knapp ein Viertel zugelegt hätten.
Auch seien die Buchungen immer noch um 18 Prozent höher als der Vor-Coronastand von 2019. Dabei sei das schon ein gutes Jahr gewesen, sagte Bunte. Dieser Wert werde im restlichen Jahresverlauf zwar noch etwas zurückgehen, insgesamt dürfte 2023 das Vor-Pandemiejahr 2019 aber um schätzungsweise 10 Prozent übertreffen.
«Über alles gesehen wird 2023 ein historisch gutes Jahr mit 800’000 Logiernächten in den eigenen Jugendherbergen», sagte sie. Damit würde das bisherige Rekordjahr 2008 nochmals übertroffen, als es 785’000 Übernachtungen gab.
Unter dem Strich sieht die Rechnung allerdings anders aus. Die massive Kostensteigerung reisst den Gewinn in die Tiefe. Denn man habe die Preise nur moderat angehoben, so dass die Teuerung bei der Energie oder den Mitarbeitern auf das Ergebnis durchschlage. Bunte rechnet mit einem Reingewinn von lediglich 0,5 bis 1 Million Franken nach 3,4 Millionen Franken im Vorjahr.
Campingplätze stark gefragt
Ähnlich verläuft das Geschäft bei den TCS Campingplätzen. «Wir sind sehr positiv überrascht worden. Wir dachten, dass sich die Nachfrage einpendeln würde», sagte TCS Camping-Chef Oliver Grützner. Derzeit lägen die Übernachtungen aber um 1,5 Prozent über dem Vorjahr. 2023 könnte 2022 damit übertreffen und somit das zweitbeste Jahr der Geschichte nach 2021 werden.
Die Buchungen in den Sommermonaten seien stark bis sehr stark. Und die Vorbuchungen für den Herbst lägen leicht über dem Vorjahr. Der Herbst sei aber immer sehr wetterabhängig, ergänzte Grützner. Insgesamt könnte es im Gesamtjahr um die 900’000 Übernachtungen geben und der Umsatz den bisherigen Rekord von 35 Millionen übertreffen.
Der Zuwachs sei ausserdem nicht nur auf Preiserhöhungen zurückzuführen. Man habe die Preise nur punktuell angepasst. Und auch für 2024 habe man entschieden, nicht an der Preisschraube zu drehen.
Dass die Schweizer wieder mehr jenseits der Grenze Ferien machten, spüre man aber ebenfalls. Der Anteil der inländischen Gäste sei von 80 Prozent im Vorjahr auf 75 Prozent gesunken. Damit habe er das Vor-Coronaniveau erreicht. Dafür seien die Deutschen, Holländer und Engländer als nächstwichtigste Gästegruppen wieder zurück, sagte Grützner.
Ferienwohnungen laufen gut
Beim Ferienwohnungs- und Ferienhaus-Anbieter Interhome, der zur Migros-Reiseveranstalterin Hotelplan Group gehört, hat es eine Abkühlung um rund 5 Prozent nach dem Rekordjahr 2022 gegeben. Der Sommer sei zwar schlechter gelaufen als im Vorjahr, aber grundsätzlich gut, sagte Interhome-Chef Roger Müller. Allerdings liege man immer noch weit über dem Vor-Coronajahr 2019.
2022 wuchs der Umsatz auf 371 Millionen von 275 Millionen im Vorjahr. Das war das beste Jahr in der 57-jährigen Geschichte von Interhome.
Auch bei Bed & Breakfast (B&B) gibts ein massives Plus bei der Nachfrage. Und bei den Feriendörfern der Schweizer Reisekasse Reka sei der Umsatz im bisherigen Jahresverlauf um 2 Prozent tiefer als 2022, das aber besser war als das Vor-Pandemiejahr 2019, wie Direktor Roger Seifritz sagte.
Diesen Rückstand könne man im Herbst und Winter noch aufholen und dann das Niveau von 2022 erreichen. «Im Winter kommt es aber immer drauf an, wann der Schnee fällt. Wenn es schneit, buchen die Leute», sagte Seifritz.