Caleb Landry Jones begeistert in «Dogman» beim Filmfest Venedig
Mit seiner schillernden Rolle in Luc Bessons neuem Film «Dogman» ist der US-Schauspieler Caleb Landry Jones ein heisser Anwärter auf eine Auszeichnung bei den Filmfestspielen Venedig. In dem Drama spielt der 33-Jährige einen Mann, der von seiner Familie verstossen mit Hunden aufwächst und ein Leben am Rand der Gesellschaft führt. Der Film, der sich irgendwo zwischen Märchen, psychologischem Drama und Krimi bewegt, wurde bei den Filmfestspielen vom Publikum begeistert aufgenommen. Der Deutsche Clemens Schick ist in einer Nebenrolle zu sehen und schritt am Donnerstagabend mit dem Filmteam zur Premiere über den roten Teppich.
Jones – einer der wenigen US-Schauspieler, die dieses Jahr trotz Streiks nach Venedig gekommen sind – verkörpert diesen Aussenseiter namens Doug mit grosser Dringlichkeit. Gemeinsam mit einer grossen Horde an Hunden lebt Doug, der im Rollstuhl sitzt, zurückgezogen in einer verlassenen Schule. Er liebt Hunde mehr als Menschen. Sein Geld verdient er, indem er in einem Drag Club als Chanson-Sängerin auftritt. Zwischendurch raubt er mit seinen perfekt auf ihn hörenden, cleveren Hunden Häuser aus. Eines Tages lässt er sie einen Gangster einschüchtern, weil dieser eine Freundin bedroht. Das hat böse Folgen.
Doug ist ein Mann, der zwischen liebevoller Zugewandtheit, Wahnsinn und Brutalität changiert. Jones beherrscht diese Palette meisterhaft. «Niemand wird als Straftäter geboren», sagt er an einer Stelle. «Man wird es durch die Umstände.»
Diese werden in einer Rückblende erklärt. Zunächst ist zu sehen, wie Doug als Kind unter einem brutalen Vater (eisig gespielt von Schick) aufwächst, der sein Geld mit Hundekämpfen verdient. Eines Tages sperrt er seinen Sohn in einen Hundezwinger, wo dieser von nun an aufwächst. Bis er eines Tages von der Polizei befreit wird.
Gemeinsam mit 22 anderen Werken konkurriert «Dogman» um den Goldenen Löwen. Bessons Film – der eine Ausnahmegenehmigung der US-amerikanischen Schauspielergewerkschaft erhalten hat, die dem Filmteam Promo ermöglicht – war für viele im Publikum das bisherige Highlight des Festivals. Teils wurde er von der Kritik aber auch als grotesk bezeichnet.
Michael Manns mit Spannung erwartetes, aber recht konventionelles Drama «Ferrari» über die berühmte Rennfahrer-Familie mit Adam Driver und Penélope Cruz in den Hauptrollen hinterliess im Vergleich einen blassen Eindruck. Während die meisten Kritiker den Eröffnungsfilm «Comandante» (Regie: Edoardo De Angelis) wegen seiner ungebrochen heldenhaften Darstellung eines italienischen Kommandanten im Zweiten Weltkrieg ablehnten, erhielt die schwarze Komödie «El Conde» von Pablo Larraín gemischte Kritiken. In dem Netflix-Film ist der chilenische Diktator Augusto Pinochet als Vampir zu erleben.
Als das Filmteam von «Dogman» zur Pressekonferenz in Venedig erschien, wurde Jones mit Applaus und Jubel empfangen. Der Schauspieler – der auf der Konferenz in Vorbereitung auf seine nächste Rolle mit schottischem Akzent sprach – war bisher zum Beispiel im Film «Three Billboards Outside Ebbing, Missouri» zu sehen.
Besson («Léon – Der Profi», «Das fünfte Element») gab Einblick in die Zusammenarbeit. Als er das Drehbuch fertiggestellt hatte, hätte er sich gesorgt, wer diese Rolle spielen könne. «Und ich habe befürchtet, dass ich niemals einen Schauspieler finden werde, der verrückt genug ist.» Schliesslich habe er Jones getroffen. «Und dann habe ich ihn gefragt: »Magst du Tiere?«»
Apropos: Jones ist nicht der einzige Star des Films. Es habe einige Monate gedauert, bis sie die Gruppe von 65-70 Hunden zusammen hatten, sagte Besson. «Es gibt einige Dinge, die man ihnen beibringt, aber nach einer gewissen Zeit muss man ihnen einfach folgen.» Drei amerikanische Starhunde seien dabei gewesen, die mit ihren eigenen Trainern und Anhängern kamen. «Kompliziert war, dass die Stars, wie üblich, nicht mit den anderen sprachen», scherzte Besson. Ein Dobermann habe sich stets separiert und einen Drehtag für sich alleine beansprucht. Im Film nimmt er eine besondere Rolle ein.