Vor 25 Jahren stürzte eine MD-11 der Swissair bei Halifax ins Meer
Heute jährt sich das schwerste Unglück der Schweizer Luftfahrtgeschichte zum 25. Mal. Beim Absturz einer MD-11 der Swissair kamen am 2. September 1998 im kanadischen Halifax alle 229 Passagiere ums Leben.
Die Swissair SR 111 war an diesem verhängnisvollen Mittwochabend mit 215 Passagieren und 14 Besatzungsmitgliedern planmässig vom John F. Kennedy-Flughafen in New York zu ihrem Flug nach Genf gestartet. Die Piloten steuerten die Maschine zuerst in Richtung Kanada zur Überquerung des Atlantiks.
Rund eine Stunde nach dem Start stellte die Besatzung Rauch im Cockpit fest. Für eine Notlandung auf dem Flughafen von Halifax war die Flughöhe zu hoch. Also drehten die Piloten eine Schlaufe, um Kerosin ins Meer abzulassen und dann in Richtung Halifax zu fliegen.
Doch dann fiel plötzlich das elektrische System aus. Die Piloten verloren die Kontrolle über die Maschine und diese stürzte bei Peggy’s Cove ins Meer. Alle 229 Menschen an Bord starben, darunter 49 Schweizerinnen und Schweizer. Die anderen Passagiere stammten aus 43 Nationen.
Erstmals richtige Careteams
Der Absturz hatte Folgen weit über die Schweiz hinaus. Die McDonnell-Douglas MD-11 war ein modernes Flugzeug aus dem Hause Boeing, die Swissair eine der renommiertesten Fluggesellschaften der Welt.
Für die Betreuung der Angehörigen standen Careteams in Genf, Zürich, Paris und New York im Einsatz. Eine derart grossflächige Betreuung gab es bei diesem Unglück zum ersten Mal. «Vorher wurde der Betreuung von Hinterbliebenen kaum Beachtung geschenkt», sagt Franz Bucher zur Agentur Keystone-SDA, der damals Teil des Careteams war.
Kurzschluss als Ursache
Die Bergung des Flugzeugs dauerte über ein Jahr. Rund zwei Millionen Flugzeugteile wurden an der Absturzstelle aus dem Meer gezogen. Zusammen mit 275 Kilometer Kabel wurde die Unglücksmaschine rekonstruiert, und die Suche nach dem Hergang des Absturzes begann.
Viereinhalb Jahre dauerte es, bis die kanadische Verkehrssicherheitsbehörde (TSB) im März 2003 den Untersuchungsbericht vorlegte. Demnach lag dem Unglück ein Kurzschluss zu Grunde, welcher wahrscheinlich durch eine gebrochene Isolierung eines Kupferkabels ausgelöst worden war.
Die elektrischen Funken setzten brennbare Isoliermatten im Cockpit in Brand. Einen Rauchmelder oder Löschvorrichtungen gab es damals in der MD-11 an dieser Stelle nicht.
Das Kabel gehörte vermutlich zum Bordunterhaltungssystem, welches die Swissair für die Erste Klasse nachträglich hatte einbauen lassen. Die Swissair stellte in der Folge dieses System in ihren MD-11 und Boeing 747 ab. Nachdem Ungereimtheiten bei der Zulassung dieses Systems aufgetaucht waren, wurde die Betriebsbewilligung für das Bordsystem entzogen.
Flugzeugtyp ausgemustert
Das Unglück hatte auch in technischer Hinsicht Konsequenzen: Die kanadischen und die US-Luftsicherheitsbehörden erliessen über fünfzig Anweisungen, welche zu Um- und Nachrüstungen der McDonnell-Douglas-Flugzeuge führten – unter anderem mit zusätzlichen Rauchmeldern, Löschsystemen und Infrarotkameras.
Swissair und später Swiss behoben die Sicherheitsmängel an den Flugzeugen des Unglückstyps, ersetzten die Isolationsmatten und leiteten die Ausmusterung der letzten 13 MD-11 ein.
Zudem wurden neue Vorschriften und Abläufe für die Cockpit-Crew erlassen. Die Swiss änderte die Notfall-Checkliste. Nach weiteren Unglücken in den Folgejahren wurde zudem die Aufsicht über die schweizerische Luftfahrt verschärft.
An die Tragödie von Halifax erinnern heute an der Felsenküste unweit von Peggy’s Cove an der Küste bei Halifax zwei Gedenkstätten mit Monumenten aus Granit. Beide Denkmäler tragen eine Inschrift auf Englisch und Französisch, welche an die Opfer erinnert. Sie liegen an der Küste, mit Blick auf die Absturzstelle draussen im Atlantik.