Künstlerische Diskurse zur Arbeit und zur Natur im Museum Tinguely
Das Museum Tinguely Basel präsentiert in einer Doppelausstellungen höchst unterschiedliche Arbeiten von zwei Künstlerinnen: Delphine Reist befasst sich mit grossen Gesten mit dem Thema Arbeit und Temitayo Ogunbiyi zeigt poetisch-filigrane Detailaufnahmen der Natur.
Zwei raumfüllende Installationen verdeutlichen die Unterschiede zwischen den beiden Künstlerinnen, die aus so verschiedenen Kulturen wie der Schweiz und Nigeria stammen:
In der Installation der Genfer Künstlerin Delphine Reist (*1970) mit dem Ausstellungstitel «Öl» sind hoch oben an einer Wand 15 grosse feuerrote Öltonnen platziert, aus denen langsam Rinnsale verschiedener Öle die Wand runterträufeln: Mineralöl, Ölfarbe, Speiseöl und weiteres mehr.
In ihrer Installation mit dem poetischen Titel «You will find new framing in crafts of old» hat Temitao Ogumbiyi (*1984) aus Lagos/Nigeria filigrane Zeichnungen und Aquarelle von Pflanzenblättern, Samen oder Kaulquappen in Schubladen von hübschen Brockenhausmöbeln gesteckt, die eine interaktiv bedienbare intime Ausstellungssituation schaffen.
Botschafterin und Forschungsreisende
Ogumbiyi versteht sich in ihrer Ausstellung mit dem Titel «You will follow the Rhein and compose play» zugleich als Botschafterin für die Kultur und Natur ihres Heimatlandes sowie als Forschungsreisende durch die noch immer teils vom Kolonialismus geprägte mitteleuropäische Kulturlandschaft.
Ihre Medien sind neben Installationen Zeichnungen und Bilder, die sich inhaltlich von der Präsentation von Haarflechtereien bis zu Mutationen von Früchten – etwa der immer wieder auftauchenden Kakao-Frucht – erstrecken. Dabei spielen auch Kulinarik und Musik eine Rolle. In einer der Installationen mit dem Ausstellungstitel «You will follow the Rhein and compose play» hat sie Küchenutensilien zu einem Perkussionsinstrument vereint, das von Basler Musikern denn auch bespielt werden soll.
Ogumbiyis Gastauftritt im Museum Tinguely steht im Rahmen des Festivals Culturescapes 2023, das Kunst und Kultur aus der weitläufigen Saharagegend auf dem afrikanischen Kontinent präsentiert.
Thema Arbeit im Wandel
Ganz anders offenbart sich die Kunst von Delphine Reist, die ihre Ausstellung mit «Öl [oil, olio, huile]» betitelt hat. Sie befasst sich mit raumfüllenden, zum Teil kinetischen Installationen mit der Arbeit als Grundkomponente des menschlichen Daseins, die sich gehörig im Wandel befindet.
So verfremdet sie zum Beispiel Lieferwagen-Reifen zu Spiralen oder Ketten. In einem Videoraum lässt sich nachverfolgen, wie in einem leergeräumten Büro- oder Gewerberaum die Leuchtstoffröhren von der Decke fallen.
In einem Raum vereint sie Handwerksmaschinen wie Bohrer, Schleifapparate, elektrische Sägen und dergleichen mehr zum lärmigen Heimwerker-Konzert. Und im Vorraum zum Restaurations-Schauatelier des Museums hat sie technische Hilfsmittel eben der Restaurateure, wie transportable Treppen, Podeste oder Transportwägelchen, zu einem witzigen Ballett der Dinge zusammengefügt.
Die Ausstellung «Öl [oil, olio, huile]» ist eine Koopertion mit dem Centre Culturel Suisse on tour und dem Frac Grand Large – Hauts-de-France.
Die Ausstellungen der beiden Künstlerinnen aus Genf und Lagos sind noch bis 14. Januar 2024 im Museum Tinguely zu sehen.