Pilotprojekt für schweizerische Literaturszene in Frankfurt
Die schweizerische Literaturszene präsentiert sich an der 75. Frankfurter Buchmesse mit der neuen sogenannten Off Bühne Schweiz. Sichtbarkeit ist das Ziel dieses Pilotprojekts der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.
Die Buchmesse in Frankfurt ist und bleibt als Ort für die Sichtbarkeit schweizerischen Literaturschaffens wichtig, für Autorinnen und Autoren aber auch für Übersetzerinnen und Übersetzer, wie Reina Gehrig der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Gehrig ist bei Pro Helvetia Abteilungsleiterin Literatur. Die Kulturstiftung startet in diesem Jahr ein auf zwei Jahre angelegtes Pilotprojekt: die Off Bühne Schweiz. Dieser Raum soll zum Treffpunkt für schweizerische und internationale Literaturschaffende werden.
Das Programm sieht Diskussionsrunden und Lesungen vor. Die Bühne soll aber auch Möglichkeiten zur Kontaktpflege bieten und mit gezielten Formaten das Fachpublikum ansprechen. Kuratiert wurde das Programm von den Autorinnen Mariann Bühler aus Basel und Gianna Molinari aus Zürich.
Für Fach- und Lesepublikum
Reina Gehrig hat mit ihrem Team zwei Jahren am Konzept dieses neuen Angebots gearbeitet. Dabei hätten die Bedürfnisse der Literaturszene im Zentrum gestanden. Bespielt wird die Bühne an allen fünf Messetagen: Mittwoch und Donnerstag kommen neben Kurzlesungen aktuelle Themen für das Fachpublikum zu Sprache, etwa der Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) und Meinungsfreiheit oder die Frage, wie Messeauftritte ökologisch gestaltet werden können.
Von Freitag bis Sonntag stehen dann interaktive Lesungen und Veranstaltungen auf dem Programm, die auch für das breite Publikum gedacht sind. So haben Autorinnen wie Gianna Olinda Cadonau oder Autoren wie Bruno Pellegrino oder der Comic-Zeichner Nando von Arb ihren Auftritt; Übersetzerinnen und Übersetzern sind Programmpunkte gewidmet, genauso wie der Vielsprachigkeit der Schweiz oder aus dem Internationalen Raum sogenannt kleinen Sprachen.
Die Off Bühne Schweiz ist als Ergänzung zum Messeauftritt der schweizerischen Buchbranche gedacht. So befindet sich die Bühne in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gemeinschaftsstand des Schweizer Buchhandels- und Verlags Verbands (SBVV). Auch dort wird dieses Jahr der Mehrsprachigkeit der Schweiz mit ihren vier Landessprachen ein besonderes Gewicht gegeben – mit der farblichen Kennzeichnung der Sprachen, wie SBVV-Geschäftsführerin Tanja Messerli sagt.
Zudem tritt der Verband aus der Deutschschweiz zusammen mit den Partnern Livresuisse aus der Romandie und Alesi aus dem Tessin auf. Und: «Mit grossen Verlagen wie Diogenes, Kein & Aber und dem AT-Verlag am Gemeinschaftsstand sind wir attraktiv für das Publikum», sagt Messerli.
Hohe Nachfrage
Die 75. Frankfurter Buchmesse findet von Mittwoch bis Sonntag statt. Bereits jetzt ist klar, dass in diesen fünf Tagen die Messehallen voll werden. Schon zwei Wochen vor Messebeginn lagen die Ticketverkäufe über den 300’000 Eintritten aus dem Vorcoronajahr 2019.
Seit Jahren zeichnet sich ab, dass sich die Buchmesse in Frankfurt für das breite Lesepublikum weiter öffnet – ein Bedürfnis der Verlagskonzerne, die an der Messe Bücher verkaufen wollen. Darauf reagiert die Messe in diesem Jahr, indem das breite Publikum bereits am Freitag zugelassen ist. Die reine Fachmesse, an der beispielsweise Lizenzen gehandelt werden, wurde auf zwei Tage verkürzt.
Mit der Off Bühne Schweiz, die modular gestaltet ist, will Pro Helvetia flexibel auf Trends reagieren. «Nach den zwei Jahren der Pilotphase werden wir auswerten, was wir erreicht haben und dann entscheiden, wie es mit der Off Bühne Schweiz weitergeht», sagt Gehrig.