Mehrere Tote bei Attacke in Maine – Täter flüchtig
Ein Schütze hat in einer kleinen Stadt im Nordosten der USA ein Blutbad mit mehreren Toten und Verletzten angerichtet. Es gebe mehrere Todesopfer, teilte die Polizei am späten Mittwochabend (Ortszeit) in Lewiston im US-Bundesstaat Maine mit, ohne Zahlen zu nennen. Die Lage sei noch zu unklar.
Medien berichteten unter Berufung auf Sicherheitskreise von etwa 20 Toten und bis zu 60 Verletzten. Stadtrat Robert McCarthy sagte dem Sender CNN, nach Erkenntnissen der Stadtverwaltung gebe es 22 Tote und «viele, viele weitere Verletzte». Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Der Schütze ist auf der Flucht. Es läuft eine Grossfahndung.
Die Attacke
Um 18.56 Uhr Ortszeit am Mittwoch seien die ersten Notrufe eingegangen, teilte die Polizei mit. Der mit einem braunen Oberteil bekleidete Schütze habe in einem Freizeitzentrum mit Bowlingbahnen und in einem Grillrestaurant das Feuer eröffnet. Eine Zeugin sagte dem Sender ABC, ihre elfjährige Tochter sei beim Bowlen gewesen, als die ersten Schüsse fielen. «Ich habe mich über sie gelegt, um sie zu schützen», sagte sie.
Etwa zehn Kilometer von Lewiston entfernt fanden Einsatzkräfte das Auto des Gesuchten, einen kleinen weissen SUV. Die Polizei suchte den Täter mit Hunderten Kräften. Die Bevölkerung in der Gegend wurde aufgerufen, Häuser nicht zu verlassen. Mehrere Schulen blieben geschlossen. Am Donnerstag weitete die Polizei die Sicherheitshinweise auf weitere Orte rund um Lewiston auf, da der Täter auch viele Stunden nach der Attacke noch nicht gefasst war.
Der mutmassliche Täter
Die Fahnder suchen nach einem 40-jährigen Mann, der als «bewaffnet und gefährlich» gilt. Auf Fotos von Überwachungskameras ist er mit einem vorgehaltenen Sturmgewehr zu sehen. Bei dem Mann soll es sich um einen trainierten Schusswaffenausbilder handeln, der den Angaben zufolge im Sommer in psychiatrischer Behandlung gewesen sei. Zu möglichen Motiven war zunächst nichts bekannt.
US-Medien berichteten, es seien Strassensperren errichtet und Hubschrauber angefordert worden. Für 10.30 Uhr Ortszeit (16.30 Uhr MESZ) kündigten die Sicherheitsbehörden eine Pressekonferenz zu dem Angriff an.
Der traurige Alltag der Waffengewalt
Lewiston hat etwas weniger als 40 000 Einwohner und liegt im Bundesstaat Maine, etwa 200 Kilometer nördlich von Boston an der Ostküste der USA. Der Ort sei sonst sehr friedlich, und Maine sei im Vergleich zu anderen US-Staaten bisher eher selten mit schweren Fällen von Waffengewalt konfrontiert gewesen, hiess es in Berichten.
In den USA gehören Amokläufe und tödliche Schiessereien auf traurige Weise zum Alltag. Schusswaffen sind dort leicht erhältlich und massenhaft im Umlauf. Regelmässig erschüttern blutige Attacken mit vielen Opfern das Land – etwa an Schulen, in Supermärkten, Nachtclubs oder bei grossen Veranstaltungen. Nach jeder grösseren Attacke gibt es neue Forderungen nach einer Verschärfung des Waffenrechts, etwa nach einem Verbot von Sturmgewehren, die regelmässig bei Amokläufen zum Einsatz kommen. Die Forderungen laufen jedoch ins Leere, nicht zuletzt wegen Widerständen aus den Reihen der Republikaner.
Der Schock für die Bewohner
Lewistons Bürgermeister Carl Sheline zeigte sich schockiert. «Ich bin untröstlich für unsere Stadt und unsere Bevölkerung», schrieb er in einer Erklärung. Der Ort sei für seine Stärke und seinen Mut bekannt. «Beides werden wir in den kommenden Tagen brauchen», ergänzte er.
Auch der Bürgermeister der Nachbarstadt Auburn, Jason Levesque, zeigte sich bestürzt. Angst, Panik und Sorge hätten sich unter den Einwohnern breitgemacht, sagte er Reportern. «Man kann für so etwas trainieren, aber vollständig vorbereitet sein kann man nie», fügte er hinzu. Auburn ist etwa 1,5 Kilometer von Lewiston entfernt.
«Es ist einfach so unwirklich», sagte Stadtrat McCarthy. «Man sieht es in den Nachrichten und sagt sich, dass das hier nie passieren wird. Und dann passiert es hier, und es haut dich einfach um.»
US-Präsident Joe Biden sicherte der Region volle Unterstützung zu. Das Weisse Haus gab bekannt, Biden habe mit der Gouverneurin von Maine, Janet Mills, sowie mehreren Kongressmitgliedern aus Maine telefoniert.