Musical des deutschen Sängers Herbert Grönemeyer am Theater Basel
Die heile französische Provinzwelt rast in eine fulminante Katastrophe. Schuld daran ist unter anderem der deutscher Sänger Herbert Grönemeyer, der für das Theater Basel eine Musicalversion von Eugène Labiches Posse «Der Florentiner Hut» komponiert hat.
«Pferd frisst Hut» heisst die Produktion von Komponist Herbert Grönemeyer und Regisseur Herbert Fritsch, die am Samstag am Theater Basel uraufgeführt wurde. Der Titel sagt eigentlich bereits fast alles über den Inhalt der struben Boulevard-Komödie aus, die Eugène Labiche im 19. Jahrhundert geschrieben hatte: Ein Pferd frisst einen Hut und darob gerät eine Hochzeitsgesellschaft ganz gehörig in Schieflage.
Diese Schieflage präsentiert auf anschauliche Weise das Bühnenbild, für das Regisseur Fritsch verantwortlich zeichnete. Zu sehen ist ein Raum, der perspektivisch aus den Fugen geraten ist, der aber mit zehn Türen und einer zentralen Drehtüre alles bereit hält für die abstrusen und komischen Auf- und Abtritte mit Zusammentreffen, die es eigentlich gar nicht geben darf und kann, die aber den Puls der Posse ausmachen.
Slapstickartige Situationskomik
Der Theaterabend – das Theater preist ihn als Oper an – lebt von der slapstickartigen Situationskomik. Das ist die Kernkompetenz von Regisseur Herbert Fritsch, der hier auf ein famoses und akrobatisch aufspielendes Ensemble zurückgreifen kann – allen voran mit einem grandiosen Christopher Nell als Hauptfigur Fadinard, mit einem Bewegungsartisten Florian Anderer als verliebter Polizist und der abgründig lasziven Hutmacherin Clara (Sarah Bauerett).
Grönemeyer hat ihnen und den weitere Protagonisten inklusive dem fulminant aufspielenden Theaterchor ein Melodien-Potpourri auf den Leib komponiert, das zwischen Disney-Kitsch, Grönemeyer-Pop und Opera Buffa mäandriert und vom Sinfonieorchester Basel unter der Leitung von Thomas Wise mit viel Drive getragen wird.
Jazzige Rhythmen und Disney-Kitsch
Das hat seine witzigen Höhepunkte dann, wenn die Protagonisten den Komponisten Grönemeyer im Gesangsstil auf witzige Art imitieren und parodieren. Zuweilen wird man an die jazzigen Rhythmen von George und Ira Gershwin erinnert. Andernorts schrammt es aber auch nahe am melodiösen Kitsch von Disney-Soundtracks vorbei.
Das Premierenpublikum in Basel kam in den besonderen Genuss, Grönemeyer höchst persönlich in der Zugabe während des frenetischen Schlussapplauses als Mitsingender zu erleben. Aber auch ohne Mitwirkung des Meisters lohnt sich der Besuch der Aufführung, die trotz der etwas strapazierenden Überlänge von mehr als drei Stunden viel Spass bereitet.