Behörden nennen möglichen Ort für Eruption in Island
Die isländischen Behörden haben einen möglichen Ausbruchsort des flüssigen Gesteins aus dem seit Wochen aktiven Magma-Tunnel im Südwesten des Landes genannt. Die Verformung des Bodens weise auf ein Gebiet etwa zwei Kilometer nördlich der geräumten Stadt Grindavík hin, sagte Zivilschutzdirektor Vídir Reynisson am Montag. Das Geothermiekraftwerk Svartsgeni sei rund 1,5 Kilometer entfernt.
Reynisson sagte, das Werk liefere Heizwärme für 30 000 Menschen. Der Schutz der Anlage geniesse höchste Priorität. Der Bau von Wällen, die austretendes Magma aufhalten sollen, gehe schneller vonstatten als gedacht.
Unter der Halbinsel Reykjanes verläuft ein etwa 15 Kilometer langer Magmatunnel bis unter den Meeresboden vor der Küste. Am Montag registrierte der Wetterdienst bis zum Mittag rund 460 Erdbeben. Das heftigste hatte eine Stärke von 2,7.
Nach Angaben von Reynisson läuft immer noch Magma in den Tunnel und befindet sich schätzungsweise 1000 Meter unter der Erdoberfläche. «Es besteht ein hohes Risiko eines Ausbruchs in den nächsten Tagen, aber wir können es nicht genau quantifizieren», sagte er. Falls eine Eruption weiter ausbleibe, nehme die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs mit der Zeit ziemlich schnell ab.
Der Vulkanologe Olafur Gudmundsson von der Universität Uppsala sagte der schwedischen Nachrichtenagentur TT am Wochenende, der Tunnel sei entstanden, weil das Magma auf dem Weg zur Erdoberfläche auf Widerstand gestossen sei und sich dann horizontal ausgebreitet habe. Es könne irgendwo ausbrechen oder sich verfestigen.
Nach Angaben des Seismologen Björn Lund wäre ein Vulkanausbruch in diesem Teil der Halbinsel Reykjanes der erste seit etwa 800 Jahren. In der Gegend um Grindavík gebe es Spaltvulkane, die entstünden, wenn sich ein Riss im Boden auftue, durch den die Lava in einer Fontäne nach oben schiesse – manchmal Hunderte Meter. Das sei aber wahrscheinlich kein explosiver Ausbruch wie beim isländischen Vulkan Eyjafjallajökull 2010, weil die Lava bei Grindavík anders zusammengesetzt sei. «Wenn man ein paar Hundert Meter oder einen Kilometer entfernt bleibt, besteht keine grosse Gefahr», sagte der Wissenschaftler der Universität Uppsala TT. Allerdings entstehe eine Menge gesundheitsschädliches Schwefeldioxid.