«Geschichte des Stücks bleibt dieselbe»
Kopf der Woche
mit Simon Scheiwiller sprach Silvia Gisler
Sie haben aus dem Ländler «Meitli tanz!» von den Rusch-Büeblä ein Blasmusikstück gemacht. Wie kam es dazu?
Unser Posaunist Noldi Schnyder hatte im Sommer spontan die Idee, dass wir das mit der Feldmusik spielen könnten, und fragte gleich die Rusch-Büeblä an, ob sie damit einverstanden wären. Die waren sofort dabei, und somit nahmen wir das gleich in unser Programm fürs Jahreskonzert auf.
Wie lange braucht man dafür, so ein Stück umzuschreiben?
Das kommt natürlich sehr auf das Stück an. In diesem Fall ging das ziemlich schnell, es war eine Arbeit von ein paar Stunden.
Muss man, um es umschreiben zu können, das Originallied dutzende Male anhören, bevor man loslegen kann oder wie funktioniert das?
Man muss das Stück schon etwas kennen, damit man loslegen kann. Wenn ich loslege – unabhängig vom Stil – muss ich eine Vorstellung haben, wie das klingt, wie ich das genau rüberbringen will, und wie ich das gestalten will, damit es zum Zuhören und auch zum Spielen interessant wird. Vor allem, wenn man keine Noten als Vorlage hat, sondern alles raushören muss.
Wie oft haben Sie schon Ländlerstücke umgeschrieben oder bearbeitet?
Ländlerstücke weniger häufig, ich bearbeitete schon einige Popsongs. Vor allem instrumentiere ich grössere Werke für Sinfonieorchester für Blasorchester um, die auf der ganzen Welt gespielt werden.
Was ist die Schwierigkeit dabei?
Da ich nicht aus der Ländlerszene komme, habe ich den Stil weniger gut intus als zum Beispiel klassische Orchestermusik. Somit musste ich mich etwas genauer reinhören, um den richtigen Zugang zu finden. Diesen Zugang muss man aber sowieso bei jedem Stück suchen, bevor man mit Schreiben beginnt.
Erkennt man das Blasmusiklied auf Anhieb oder muss man als Laie schon genau hinhören, dass man es erkennt?
Das Stück erkennt man auf Anhieb. Das ist auch immer mein Ziel, wenn ich eine solche Bearbeitung schreibe. Eine Bearbeitung eines Stücks zu schreiben, ist für mich wie ein Buch zu übersetzen, die «Geschichte», die erzählt wird, bleibt dieselbe.
Haben die Rusch-Büeblä das Stück neu arrangiert schon gehört oder habt ihr sie zum Konzert eingeladen?
Ob sie ans Konzert kommen, weiss ich gar nicht. Sie haben aber schon eine Aufnahme aus einer Probe gehört, und «es hat sie richtig gefroren».
Jahreskonzert der Feldmusik Vorderthal unter dem Motto «Bergrennen»: Samstag, 2. Dezember, 14 und 20 Uhr, Aubrighalle.
Der Siebner Dirigent und Komponist Simon Scheiwiller hat das Ländlerstück «Meitli tanz!» für die Feldmusik Vorderthal umgeschrieben und bei den Rusch-Büeblä damit für Hühnerhaut gesorgt.