Schweizer Unihockey-Frauen vor der zweiten WM in Singapur
18 Jahre nach dem WM-Titel ist das Schweizer Unihockey-Nationalteam der Frauen zurück am Ort des grössten Triumphs. In Singapur beginnt am Samstag die 14. Weltmeisterschaft.
Die Schweiz bekommt es in den Gruppenspielen vom Samstag bis Montag mit Norwegen, Finnland und Lettland zu tun. Norwegen und Lettland gelten als Pflichtaufgaben, im Duell mit den Finninnen, den WM-Zweiten von 2021, dürfte es um den Gruppensieg gehen und darum, Turnierfavorit Schweden im möglichen Halbfinal aus dem Weg zu gehen.
Vor der zweiten WM im tropischen Regenwaldklima Singapurs erinnert man sich im Schweizer Lager nur zu gerne zurück an 2005. Angeführt von Captain Simone Berner sorgte das Nationalteam in den exotischen Gefilden für die bis heute grösste Sternstunde im Schweizer Unihockeysport. Was damals so gut funktionierte, soll im Hinblick auf das jetzige Turnier natürlich nicht ausgeblendet werden.
Wertvolle Rückschlüsse
«Klar, wir haben 2005 aufgearbeitet und mit vielen Leuten aus dieser Zeit geredet», sagt Nationalcoach Oscar Lundin. Man habe die Geschichte von 2005 insbesondere für die mentale Vorbereitung genutzt, so der 35-jährige Schwede, der im Frühjahr 2022 die Nachfolge von Rolf Kern angetreten hat.
Auch hinsichtlich der klimatischen Herausforderungen mit Aussentemperaturen um 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit um 80 Prozent lieferten die Erfahrungen von 2005 wertvolle Rückschlüsse – etwa über die Gegebenheiten in den Sporthallen sowie zur Vorbeugung von Erkältungen aufgrund der Klimaanlagen und rutschigen Griffbändern wegen der erhöhten Schweissproduktion. «Eine WM an einem solchen Ort ist etwas Ungewohntes für uns, da nützt dieses Wissen enorm», sagt Lundin. Wie 2005 reiste das Team eine Woche vor Turnierstart nach Singapur – und damit wiederum einige Tage früher als die anderen Topteams.
Um 2023 ebenfalls um den Titel mitzureden, sind weiche Faktoren besonders gefragt. In sportlichen Belangen stehen die Schweizer Vorzeichen dieses Mal nämlich weniger goldig. Seit der Sternstunde vor 18 Jahren hat Schweden seinen Status als führende Unihockey-Nation bei den Frauen zementiert und kein einziges Spiel gegen die Schweiz verloren. Sämtliche acht WM-Titel nach Singapur gingen an die Schwedinnen, die auch dieses Mal wieder als grosse Favoritinnen antreten.
Zugleich befindet sich das Schweizer Team im Umbruch und nicht wie 2005 im Zenit einer goldenen Generation. Damals war die Qualität im Team so hoch, dass sogar der aus einer Verletzung gekommenen Ausnahmekönnerin Mirca Anderegg nur eine Nebenrolle blieb im Turnier.
Neun Debütantinnen und eine Rekordfrau
2023 tritt ein Team in die Fussstapfen der Heldinnen von 2005, zu dem neun WM-Debütantinnen gehören. Mit der Rekordtorschützin Corinne Rüttimann, die ihre achte WM bestreitet und im ersten Gruppenspiel gegen Norwegen mit ihrem 136. Länderspiel auch zur alleinigen Schweizer Rekord-Internationalen aufsteigt, der Torhüterin Monika Schmid (vor 7. WM) sowie Captain Isabelle Gerig, Andrea Gämperli, Nicole Spichiger und Lara Heini (alle vor 4. WM) fehlt es der Equipe nicht an Erfahrung. Dennoch wird auf den verbliebenen Routiniers noch mehr Verantwortung lasten als an der letzten WM vor zwei Jahren in Schweden, als die Schweiz im Halbfinal gegen Schweden mit 1:14 deklassiert wurde und schliesslich Bronze holte.
«Wir haben eine spannende Mischung, sehr erfahrene Spielerinnen auf der einen Seite, WM-Neulinge mit neuen Ideen und neuen Impulsen auf der anderen», findet Lundin, der seinerseits nach seiner Zeit als Assistenztrainer des Schweizer U19-Nationalteams vor seiner ersten WM als Chefcoach steht.
Unmöglich scheint der Finaleinzug für die neue Generation nicht: Mit Finnland und Tschechien, der Nummer 4 in der Hierarchie, bewegten sich die Schweizerinnen zuletzt auf Augenhöhe. Behaupten sie sich in den Gruppenspielen gegen die Finninnen, treffen sie bei normalem Verlauf erst im Final auf Schweden.