Putin hat Wahl in der Schweiz hoch verloren laut Nachwahlbefragung
Wladimir Putin hat die russische Präsidentschaftswahl haushoch verloren, zumindest in der Schweiz. Das zeigen Nachwahlbefragungen (Exit Polls) in Bern und Genf. Das Ergebnis fiel umgekehrt aus zu den von offizieller Seite in Russland behaupteten 87 Prozent Zustimmung.
In Bern erhielt Putin demnach 16 Prozent der Stimmen, in Genf 20 Prozent. In beiden Städten wurden – vor der Botschaft und dem Generalkonsulat – hunderte Russinnen und Russen von Mitgliedern des Vereins Russland der Zukunft/Schweiz und von Freiwilligen befragt. Koordiniert wurde dies von der Organisation Vote Abroad, wie Polina Petuschkowa von Russland der Zukunft/Schweiz der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte.
Die meisten Stimmen holte demnach der 40-jährige Wladislaw Dawankow von der Partei Neue Leute, Vizechef der Parlamentskammer Duma. Er war neben Leonid Slutski und Nikolai Charitonow einer der drei zusätzlich zu Putin zur Wahl zugelassenen Kandidaten.
In Bern erhielt Dawankow 45 Prozent der Stimmen und in Genf 29 Prozent – er überholte also Putin laut Nachwahlbefragung landesweit deutlich. Rund ein Fünftel der Stimmenden machten ihre Wahlzettel unbrauchbar.
Obwohl die Zentrale Wahlkommission der Russischen Föderation in Moskau über die exakten Ergebnisse bereits am Montagnachmittag verfügte, sah sich die russische Botschaft in Bern nicht in der Lage, diese für die Schweiz bis zum Abend bekannt zu geben.
Scheinwahl ohne Konkurrenz
Weltweit gingen am Sonntag tausende Russinnen und Russen zur Mittagszeit zu ihren Botschaften zum Wahl-Protest gegen Putin. Selbst in Russland brachten Hunderte in verschiedenen Städten ihren Unmut über die Wahlfarce mit Störaktionen zum Ausdruck. Sie waren einem Aufruf von Julia Nawalnaja gefolgt, der Witwe des kürzlich im russischen Gulag zu Tode gekommenen Oppositionellen Alexej Nawalny.
Die Präsidentschaftswahl in Russland galt weder als frei noch als fair. Mehrere Vertreter westlicher Länder bezeichneten sie als Scheinwahl, weil keine Kreml-kritischen und gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine eingestellten Kandidatinnen und Kandidaten zugelassen worden waren. Nicht teilnehmen durften auch Wahlbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).