Selenskyj erinnert an Gräueltaten von Butscha – Die Nacht im Überblick
Zwei Jahre nach der Befreiung mehrere Kiewer Vororte von der russischen Besatzung hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj an die Gräueltaten dort erinnert. Butscha, Borodjanka, Irpin und andere einst umkämpfte Orte stünden für den Kampf der Ukrainer für ihr Land und für ihr Leben, sagte Selenskyj in einer am Sonntag verbreiteten Videobotschaft. «Die Ukraine wird auf jeden Fall siegen», sagte er in dem vor zwei Jahren befreiten Ort Borodjanka, wo er die Botschaft nun aufzeichnen liess. Bei einem anderen Ortstermin erinnerte er in Butscha an das Massaker an Zivilisten, die mit einem neuen Denkmal gewürdigt wurden.
In Butscha versammelten sich auch Botschafter mehrerer Staaten, um der Opfer zu gedenken. «Die Präsenz von uns Botschaftern bezeugt, dass die internationale Gemeinschaft zur Ukraine steht. Das Verbrechen von Butscha muss gesühnt werden», teilte der deutsche Botschafter Martin Jäger im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter) mit. Russland, das am 24. Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert war, weist bis heute zurück, dort Kriegsverbrechen begangen zu haben.
Wie kein anderer Ort in der Ukraine steht Butscha als Symbol für Gräueltaten in Russlands Krieg gegen die Ukraine. Einige Leichen wurden mit gefesselten Händen auf dem Rücken gefunden. Am 2. April 2022, Tage nach dem russischen Abzug, gingen die Bilder von den auf der Strasse liegenden Toten um die Welt. Hunderte Menschen wurden dort nach dem russischen Einmarsch laut ukrainischen Ermittlern getötet.
Selenskyj sagte, dass die Ukraine so wie damals die Kiewer Vororte künftig ihr gesamtes Land befreien werde. «Das wichtigste ist, nicht den Glauben an sich zu verlieren», sagte der Präsident. Es dürfe kein Tag vergehen, ohne dass die Ukraine Ergebnisse vorweisen könne. Etwa 20 Prozent des Landes sind unter russischer Kontrolle. Moskau hat Gebiete im Osten und im Süden des Landes besetzt.
Ukrainischer Geheimdienst weist Moskaus Forderungen zurück
Indes wies der ukrainische Geheimdienst SBU Forderungen des russischen Aussenministeriums zurück, Kiewer Funktionäre an Moskau auszuliefern. Russland verlangt nach dem Terroranschlag auf die Veranstaltungshalle Crocus City Hall bei Moskau etwa die Auslieferung von SBU-Chef Wassyl Maljuk. Die russische Führung sieht bei dem Anschlag eine ukrainische Spur, obwohl sich die Terrormiliz Islamischer Staat dazu bekannt hatte. Die Ukraine weist eine Verwicklung kategorisch zurück.
Die Äusserungen Moskaus seien besonders zynisch vor dem Hintergrund des Jahrestages der Befreiung von Butscha, wo russische Truppen Gräueltaten verübt hätten, teilte der SBU dem Internetportal «Ukrajinska Prawda» zufolge am Sonntag mit. Das Moskauer Ministerium vergesse auch, dass es einen Terrorstaat repräsentiere und der russische Präsident Wladimir Putin wegen mutmasslicher Kriegsverbrechen vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag per Haftbefehl zur Fahndung ausgeschrieben ist, hiess es.
Russland könne sich nur Gehör verschaffen, indem es seine Niederlage anerkenne und seine Truppen aus den besetzten ukrainischen Gebieten abziehe, teilte der SBU weiter mit. Russland wirft dem ukrainischen Geheimdienst eine Vielzahl an Terroranschlägen und Verbrechen vor, darunter auch Attentate auf russische Propagandisten. Geheimdienstchef Maljuk hatte etwa eingeräumt, dass die Ukraine für den Anschlag vom Oktober 2022 auf die Kertsch-Brücke zu der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim verantwortlich sei.