Mit Satelliten wollen Forschende eine Sonnenfinsternis simulieren
Mit einer neuen Weltraummission will die Europäische Weltraumorganisation ESA eine totale Sonnenfinsternis simulieren. Dazu werden zwei Satelliten so ausgerichtet, dass der eine die Sonne für den anderen verdeckt. Mit an Bord ist auch Schweizer Technologie.
Der Start der beiden Satelliten in Indien ist für September vorgesehen, wie die Projektverantwortlichen am Mittwoch an einer Medienkonferenz in Antwerpen in Belgien mitteilten.
Mit der künstlichen Sonnenfinsternis wollen die Forschenden die sogenannte Korona der Sonne untersuchen. Das ist die äussere Atmosphäre der Sonne, die sich bei einer Sonnenfinsternis als heller Kranz um den verdeckten Teil der Sonne zeigt. Dort entstehen Sonnenstürme, die die Infrastruktur auf der Erde massiv stören können.
«Technisch äusserst anspruchsvoll»
Ohne Sonnenfinsternis ist die Korona nicht sichtbar, da sie von der Helligkeit der Sonne überstrahlt wird. Normalerweise dauert eine Sonnenfinsternis aber nur wenige Minuten. Mit der Proba-3-Mission soll die Korona für sechs bis sieben Stunden durchgehend untersucht werden können.
«Es ist ein technisch äusserst anspruchsvolles Experiment», sagte Dietmar Pilz von der ESA vor den Medien. Dies, weil die beiden Satelliten in einer sehr präzisen Formation fliegen müssen. Schon Abweichungen von wenigen Millimetern der zwei Satelliten könnten laut Pilz zum Scheitern führen.
Davos fliegt mit
Mit an Bord wird auch ein Instrument sein, das in Davos GR entwickelt und gebaut wurde. Das Messinstrument mit dem Namen «Dara» (Digital Absolute Radiometer) wird am vorderen der beiden zur Sonne gerichteten Satelliten montiert, wie «Dara»-Projektleiter Silvio Koller auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erläuterte. Am Physikalisch-Meteorologischen Observatorium Davos (PMOD/WRC) bauen Koller und sein Team seit rund zehn Jahren an diesem Messinstrument.
Das rund drei Kilogramm schwere «Dara» misst, wie stark die Sonne scheint, also wie viel Sonnenenergie genau auf die Erdatmosphäre trifft. «Die globale Temperatur der Erde hängt von der Strahlungsbilanz am Rand der Atmosphäre ab. Also davon, wie viel Energie auf die Atmosphäre trifft und wie viel Energie wieder abgegeben wird», erklärte Koller. Deshalb sei eine genaue Messung der eintreffenden Sonnenstrahlung «äusserst wichtig».
Aktuelle Weltraum-Messungen zeigen laut Koller beispielsweise, dass der globale Temperaturanstieg zur Zeit nicht durch eine erhöhte Sonnenstrahlung erklärbar ist. «Dara» soll dazu beitragen, eine durchgehende Messreihe der Sonneneinstrahlung zu gewährleisten.