Vermisster Israeli tot – Weitere Siedlergewalt im Westjordanland
Ein im israelisch besetzten Westjordanland vermisster 14-jähriger Junge aus einer israelischen Siedlung ist tot. Seine Leiche sei bei der Siedlung Malachei HaShalom gefunden worden, teilte die Armee am Samstag mit. Über die Todesursache wurde zunächst nichts mitgeteilt. Nach der Todesnachricht kam es erneut in verschiedenen Orten des Westjordanlandes zu gewalttätigen Angriffen jüdischer Siedler gegen Palästinenser, wie Augenzeugen und Medien vor Ort berichteten. Es werde geschossen, Autos würden in Brand gesetzt und Fahrzeuge mit Steinen beworfen. Mindestens 16 Palästinenser seien verletzt worden, teilte der Rote Halbmond mit. Die Angaben beider Seiten liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, äusserte sein Bedauern über den Tod des Jungen. Seine Gedanken seien bei den Angehörigen. Zugleich warnte er, extremistischen Siedlern dürfe es nicht erlaubt werden, die Tragödie als Vorwand für Gewalt gegen Palästinenser zu missbrauchen. «Zurückhaltung auf allen Seiten ist unerlässlich», schrieb Seibert auf X. Auch Israels Verteidigungsminister Yoav Galant warnte vor Selbstjustiz.
Am Freitag waren Siedler aus einem illegalen Aussenposten mit Schusswaffen in das Dorf Al-Mughajir 20 Kilometer nordöstlich von Ramallah eingedrungen, um palästinensisches Eigentum zu zerstören, wie Augenzeugen berichteten. Nach Angaben der Dorfverwaltung setzten sie Autos und mehrere Häuser in Brand, ein Palästinenser wurde getötet.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober haben Gewalttaten von Siedlern gegen Palästinenser und Zusammenstösse zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern zugenommen. 442 Palästinenser wurden seither nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums bei israelischen Militäreinsätzen oder eigenen Anschlägen getötet.