Nur wenige Baumarten in Europa sind dem Klimawandel gewachsen
Nur wenige Baumarten sind für den schnellen Klimawandel flexibel genug. Je nach Region in Europa könnte ein Drittel bis zur Hälfte der heute dort vorkommenden Baumarten dem Klimawandel zum Opfer fallen, wie eine neue Studie zeigt.
«Um eine robuste nächste Generation von Bäumen zu schaffen, müssen die heute gepflanzten Arten für das gesamte einundzwanzigste Jahrhundert klimatisch geeignet sein», schrieben das Forschungsteam um Johannes Wessely und Stefan Dullinger von der Universität Wien in der Studie, die am Montag im Fachblatt «Nature Ecology and Evolution» veröffentlicht wurde.
Würde man hingegen wärmeliebende Bäume pflanzen, welche gut an die Bedingungen am Ende des 21. Jahrhunderts angepasst sind, riskiert man in den nächsten Jahren massive Verluste der Jungbäume durch Kälte und Frost. Die Forschenden sprechen in diesem Zusammenhang von einem Flaschenhals- oder Bottleneck-Effekt.
«Der Bottleneck-Effekt ist für die Forstpraxis von sehr grosser Bedeutung, da Transformationen der Baumartenzusammensetzung ja sehr langfristig geplant werden müssen», kommentierte Arthur Gessler die Studie gegenüber dem deutschen Science Media Center (SMC). Gessler ist Leiter des Forschungsprogramms «Walddynamik Waldwachstum und Klima» der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL).
Nicht-heimische Bäume als Lösung?
Denn Dürren, Hitze, Waldbrände und Borkenkäfer führen lauten den Forschenden zu einem oft grossflächigen Absterben von Bäumen. Um diese Ausfälle zu kompensieren, müssen die betroffenen Wälder mit passenden Baumarten aufgeforstet werden. Für ihre Studie haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Verbreitung und die Zukunftstauglichkeit von 69 der häufigsten Baumarten untersucht. Dies anhand von Daten von rund 240’000 Standorten in ganz Europa.
Die Studie sei die erste, die wirklich die Dynamik des Klimawandels und die langen Umtriebszeiten in der Forstwirtschaft miteinbeziehe, sagte Gessler.
«Die Studie zeigt aber auch, dass wir über nicht-heimische Baumarten reden müssen», so der Forscher. Ihr Einsatz könnte laut Gessler die Anzahl der zur Verfügung stehenden Arten deutlich erhöhen. Es müsse jedoch intensiv abgewogen werden, welche Vor- und welche Nachteile jede neue Baumart mit sich bringe.