Insekten wandern vorwiegend am Mittag und während der Dämmerung
Nicht zu jeder Tageszeit sind gleich viele Insekten unterwegs. Wie eine Studie unter Leitung der Vogelwarte Sempach LU mit Radar-Geräten zeigt, wandern Insekten in ganz Europa insbesondere gegen Mittag und während der Dämmerungsstunden.
Das Verständnis dieser Wanderbewegungen sei sowohl für den Schutz der Insekten als auch für deren Bekämpfung von grosser Bedeutung, sagte Studienautor Birgen Haest am Dienstag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. So ermögliche die Erkenntnis, die in der Fachzeitschrift «Philosophical Transactions» veröffentlicht wurde, beispielsweise die Bestimmung des optimalen Zeitpunkts für den Einsatz von Insektiziden.
Zu bestimmten Jahreszeiten begeben sich Billionen von Insekten in eine Höhe von bis zu mehreren hundert Metern, um an andere Orte zu wandern, wie Haest erklärte. Einige Insekten weisen Migrations-Bewegungen von hunderten bis tausenden Kilometern auf. «Es ist eine wahnsinnig grosse Biomasse, die so verschoben wird», sagte Haest. Viele der Insekten erbringen dabei lebenswichtige Ökosystemdienstleistungen wie das Bestäuben von Pflanzen. Andere sind Schädlinge, die die Artenvielfalt bedrohen, erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen oder die menschliche Gesundheit bedrohen.
Untersuchung kleiner Insekten schwierig
Vor dem Hintergrund des Insektensterbens und der vermuteten Auswirkungen weiter oben in der Nahrungskette sei ein besseres Verständnis der Bewegungsmuster wandernder Insekten dringend erforderlich, schrieben die Forschenden in der Studie.
«Über diese Migrationsbewegungen ist bisher wenig bekannt», sagte Haest. Denn das Untersuchen der Insekten-Migration sei kein einfaches Unterfangen. «Die Insekten fliegen hoch in der Luft und sind sehr klein», sagte der Forscher. Traditionelle Fangmethoden würden schnell zu kostspielig und unpraktisch für eine langfristige, zeitlich detaillierte und geografisch verteilte Datenerfassung.
Für ihre Studie zeichneten die Forschenden die Insekten zwischen März bis Oktober 2021 mit Radar-Geräten auf. Das Radarnetz bestand aus 17 Standorten, von Südwestfrankreich bis Helsinki. «Zu unserer Überraschung stellten wir fest, dass die Spitzen der Wanderung in ganz Europa die gleichen waren», sagte Haest. Das zeige, dass sich die Insekten vermutlich nach dem Tageslicht richteten.