Enttäuschter, aber stolzer Andy Schmid
Es hätte ein geschichtsträchtiger Auffahrtssonntag werden können für den Schweizer Handball. Die Enttäuschung ob dem geplatzten WM-Traum ist gross - das Lob von Nationaltrainer Andy Schmid ebenso.
«Hopp, Schwiiz, hopp Schwiiz!», hallte es nach Spielschluss durch die mit 2000 Zuschauern restlos ausverkaufte Heimstätte von Pfadi Winterthur, begleitet von tröstendem Applaus und Standing Ovations, nach einem nervenaufreibenden Nachmittag, dessen Drehbuch Alfred Hitchcock nicht aufregender hätte schreiben können, dem aus Schweizer Sicht aber das Happy End fehlte.
Nach einem heroischen Kampf, in dem man dem favorisierten EM-Sechsten Slowenien, der im Sommer als eines von zwölf Teams am olympischen Turnier in Paris teilnehmen wird, über zwei Spiele alles abverlangt und nach 120 Minuten ein Unentschieden abgerungen hat, fehlte den Schweizern am Ende das Glück im Penaltyschiessen: Zwei Pfostenschüsse und das WM-Ticket war weg.
«Ich hasse Niederlagen»
«Im Endeffekt ist es eine Niederlage. Ich hasse es zu verlieren. Solange ich etwas mit Handball zu tun habe, werde ich jede Niederlage hassen», nahm Nationaltrainer Andy Schmid nach dem bitteren Ende kein Blatt vor den Mund. Die Enttäuschung sei grad gross, meinte er in einer ersten Analyse. «Wir haben über 120 Minuten viel richtig gemacht, letztlich war es trotzdem zu wenig. Wir haben den historischen Moment nicht nützen können.»
Der Traum vom Coup ist geplatzt, das Warten geht weiter. 29 Jahre lang ist es her, seit sich die Schweiz letztmals auf sportlichem Weg für eine Handball-WM qualifiziert hat. Vor drei Jahren kam man kurzfristig zum Handkuss, als vor der WM in Ägypten zwei Nationen Corona-bedingt absagen mussten.
Mit Einsatz, Mut, Leidenschaft
Trotz der verpassten Chance fand Schmid viel Lob für den Auftritt seiner Mannschaft. «Ich bin überzeugt, dass wir begeistert haben, mit allen Attributen, die von uns verlangt werden. Mit Einsatz, mit Mut, mit Leidenschaft und Herz, aber auch mit taktisch gutem Spiel. Trotzdem bleibt es unser Ziel, mit Siegen zu begeistern. Das müssen wir lernen.»
Die beiden Auftritte gegen Slowenien hätten bestätigt, «dass wir eine gute Mannschaft haben und dass wir in gewissen Spielen gegen alle Nationen mithalten können. Das kennen wir aber bereits von früher.» Was sie offensiv in der zweiten Halbzeit gezeigt haben, sei schlicht «Weltklasse» gewesen. «Wir waren jeden Angriff unter Druck, dass wir treffen müssen, und das haben wir geschafft. Das ist nicht einfach», so der fünffache MVP der Bundesliga. Dem Team hat er ans Herz gelegt, «dieses Gefühl, diese Symbiose zwischen Mannschaft und Publikum in der Halle», für die Zukunft mitzunehmen.
Fünf lange Monate des Wartens
Während die meisten seiner Nationalspieler für den Saisonendspurt wieder zu ihren Vereinen gehen, bleibt Schmid genügend Zeit, um seine ersten beiden Pflichtspiele als Nationaltrainer zu analysieren; fünf Monate, um genau zu sein. Bis zum Beginn der EM-Qualifikation weiss Schmid auch, ob er im Besitz des Trainerdiploms ist. «Die letzten vier Prüfungen sind geschrieben, in vier Wochen erwarte ich die Resultate.»