Bankenombudsman hatte 2023 erneut deutlich mehr Arbeit
Der Schweizerische Bankenombudsman hat 2023 erneut mehr Fälle bearbeiten müssen. Dazu trugen die Anlageverluste des miserablen Börsenjahrs 2022 aber auch eine weiter stark steigende Zahl an Betrugsfällen bei.
Auch die CS-Krise führte zu vielen Anfragen besorgter Bankkundinnen und -kunden.
Insgesamt erledigte die Bankenombudsstelle im vergangenen Jahr 2360 Fälle, was einem Anstieg um 18 Prozent gegenüber 2022 entspricht, wie Bankenombudsman Andreas Barfuss am Mittwoch an einer Medienorientierung erklärte. Die Ombudsstelle intervenierte in 303 Fällen und machte in 207 Fällen konkrete Lösungsvorschläge. Bei 95 Prozent davon seien die Banken den Empfehlungen gefolgt und den Kunden entgegengekommen.
Besser dokumentiert
Das miserable Börsenjahr 2022 bescherte der Ombudsstelle vor allem zu Jahresbeginn viel Arbeit. Bekanntlich erlitten Anleger in allen Anlageklassen starke Verluste – auch bei den Obligationenanlagen, die von Banken gerne risikoscheuen Kunden empfohlen werden. Dies habe «erwartungsgemäss» zu einer Zunahme von Beschwerden geführt – allerdings meist mit geringen Aussichten auf Erfolg.
«Chancen und Risiken aus einem Finanzdienstleistungsgeschäft liegen zunächst einmal beim Kunden», betonte Barfuss. Die Bank schulde dem Kunden nicht einen bestimmten Anlageerfolg, eine Vermögenseinbusse habe er selbst tragen. Beim Bankenombudsman machten Kunden etwa eine mangelnde Überwachung des Depots oder falsche Beratung zu einem riskanten Produkt geltend.
Für die Ombudsstelle sei es im Bereich Anlageberatung und Vermögensverwaltung generell schwierig, Vermittlungserfolge zu erzielen, sagte Barfuss. So seien seit der Einführung des Finanzdienstleistungsgesetzes (Fidleg) auch die Fälle deutlich besser dokumentiert, wodurch Banken weniger Beweisschwierigkeiten hätten. Auch seien die Anforderungen der Rechtsprechung an mögliche Kläger relativ hoch.
Schwachstelle Mensch
Massiv zugenommen haben die Kartenbetrugsfälle. Gegenüber dem Vorjahr stiegen diese um 85 Prozent und auch im laufenden Jahr 2024 sei der Trend ungebrochen. Dabei seien die Maschen der Betrüger eigentlich nicht neu. Allerdings gingen Betrügerbanden immer professioneller, etwa mit dem Einsatz ganzer «Call Centers», vor. Und waren «Phishing-Mails» früher oft fehlerhaft, so seien diese heute «praktisch perfekt».
Meist zielten Kriminelle weniger auf die technischen Systeme sondern auf die Menschen als «Schwachstelle»: Mit Methoden wie etwa gefälschten Mails oder «Schreckanrufen» sollen diese zur Auslösung einer Zahlung bewegt werden. Auch hier müssten Kunden die Schäden meist selber zahlen: Eine Haftung der Bank sei selten gegeben. «Vereinzelt können Kulanzleistungen erzielt werden», so der Bankenombudsman.
Beunruhigte CS-Kunden
Die Krise der Credit Suisse beschäftigte die Ombudsstelle vor allem in den ersten Monaten des Jahres 2023: Besorgte Bankkundinnen und -kunden hätten sich meist telefonisch über die Sicherheit ihrer Einlagen erkundigt. Die im Frühling 2023 erfolgte Übernahme der CS durch die UBS und die Zusammenlegung der Banken habe der Ombudsstelle dagegen nur wenig Arbeit beschert, räumte Barfuss ein.
Im Rahmen seiner Tätigkeit als Anlaufstelle für kontakt- und nachrichtenlose Vermögenswerte erhielt der Bankenombudsman im Berichtsjahr 495 (Vorjahr 448) neue Suchanfragen. Insgesamt konnten 18 kontaktlose Kundenbeziehungen mit Konto- respektive Depotwerten in Höhe von 1,1 Millionen Franken und den Inhalt eines Schrankfachs den berechtigten Personen zugänglich gemacht werden.