Sparen lohnt sich nach erneuter Zinssenkung weniger
Schlechte Nachrichten für Sparer: Wer sein Geld auf der Bank deponiert, erhält nach der jüngsten Leitzinssenkung der SNB bei vielen Banken wieder weniger Zinsen.
Über Jahre haben Sparerinnen und Sparer kaum noch Zinsen auf ihr Geld bekommen. Mit der 2022 von der SNB eingeleiteten Zinswende hatte sich dies zuletzt wieder geändert. So haben die Banken letztes Jahr ihre Zinssätze auf Spar- und Vorsorgekonten wieder deutlich angehoben.
Der Aufwärtstrend hat aber mit der ersten Zinssenkung der SNB im März dieses Jahres ein jähes Ende gefunden. Bereits damals reagierten einige Banken mit Zinssenkungen. Mit der zweiten SNB-Leitzinssenkung auf nunmehr 1,25 Prozent vom (gestrigen) Donnerstag werden sich eine Reihe weiterer Banken anschliessen, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur AWP unter Schweizer Banken zeigt.
Zinssenkung teilweise schon beschlossen
Einige Banken haben bereits unmittelbar auf die jüngste Leizinssenkung der SNB reagiert und eine Zinssenkung auf Spareinlagen angekündigt – auf Privatkonten zahlen ohnehin die wenigsten Banken einen Zins. Unter den grossen Banken ist hier vor allem Raiffeisen zu nennen. Jedoch gibt die Raiffeisen-Gruppe nur eine Empfehlung an die einzelnen Genossenschaften ab, die in der konkreten Ausgestaltung dann aber frei sind.
Nach der ersten Zinssenkung im März hatte Raiffeisen die Zinsempfehlung zunächst stabil gehalten. Mit Wirkung zum 1. August sinkt daher der empfohlene Zinssatz für Spareinlagen vergleichsweise deutlich. Die Gruppe empfiehlt für Mitglieder-Sparkonten nur noch eine Verzinsung von 0,70 nach zuvor 1,10 Prozent. Für Einlagen über 100’000 Franken sinkt der Zins auf 0,45 von 0,70 Prozent. Auch auf andere Typen von Sparkonten beträgt der Rückgang bis zu 0,5 Prozentpunkte.
Die Valiant Bank hatte zunächst zugewartet und gibt die Zinssenkungen nun zum 1. Juli auf Zahl-, Spar- und Vorsorgekonten an die Kunden weiter, wie sie auf Anfrage sagte. Weniger Sparzinsen gibt es auch bei der Thurgauer Kantonalbank. Zum 1. Juli sinken die Zinssätze auf das Sparkonto der Bank um 0,15 bis 0,25 Prozentpunkte. Für das Sparkonto Premium sinkt der Zinssatz bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr. Im bisherigen Jahresverlauf beträgt das Minus 0,35 Prozentpunkte.
Viele Banken beobachten Situation noch
Viele grössere Banken der Schweiz halten sich mit sofortigen Zinsanpassungen zunächst zurück. «Nach der zweiten SNB-Zinssenkung vom 20. Juni beobachten wir weiterhin die Entwicklung der Kapital- und Geldmarktsätze, ebenso wie das übrige Marktumfeld», schreibt etwa die Migros Bank. Ähnlich antworteten auch Postfinance, die Berner Kantonalbank (BEKB), Zuger Kantonalbank (ZGKB) oder auch die Hypothekarbank Lenzburg.
Die Luzerner Kantonalbank (LUKB) hat nach einer ersten Zinssenkung im Mai noch keine Zinsentscheidung gefällt. Aufgrund der zu erwartenden geringeren Zinserträge werde sie «die Zinsen auf Kundenguthaben weiter reduzieren», so die LUKB.
Auch die UBS hatte die Zinssätze bereits Anfang Mai angepasst. Zu möglichen weiteren Zinssenkungen wollte sich die Bank zum jetzigen Zeitpunkt nicht äussern.
Einige Kantonalbanken hatten nach dem ersten Zinsentscheid der SNB im März auf eine Zinssenkung verzichtet. Beispielhaft sind hier die Zürcher Kantonalbank (ZKB), die Berner Kantonalbank (BKB), die St. Galler Kantonalbank (SGKB) oder auch die BKB-Tochter Bank Cler zu nennen. Nach dem erneuten Zinsschritt der SNB schloss keine der Banken eine Zinssenkung zu einem späteren Zeitpunkt aus.
Digitalbanken verzinsen noch vergleichsweise hoch
Weiterhin vergleichsweise hohe Zinsen zahlen die sogenannten Digital- und Neo-Banken. Aber auch hier sind die Zinsen unter Druck. So bekommen etwa Kunden bei Willbe, einer Tochter der Liechtensteinischen Landesbank LLB, neu 0,2 Prozent weniger auf kurzfristig gebundene Einlagen.
Bei der Bank-Cler-Tochter Zak ist noch kein Entscheid über die künftigen Zinsen gefallen. Fest stehe einzig, dass das erst neu lancierte Sparkonto weiterhin mit 1,3 Prozent vergleichsweise hoch verzinst werden soll, teilte die Bank mit.
Die Neo-Bank Yuh, die je zur Hälfte Swissquote und Postfinance gehört, habe die erste Leitzinssenkung bewusst nicht an die Kunden weitergegeben, auch wenn dadurch die Marge geschmälert worden sei, teilte sie mit. Die Auswirkungen der erneuten Leitzinssenkung würden nun aber erst noch geprüft.